Der Hund von Baskerville (German Edition) by Arthur Conan Doyle
Autor:Arthur Conan Doyle [Doyle, Arthur Conan]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: BoD
veröffentlicht: 2016-06-14T22:00:00+00:00
Kapitel 10. Auszug aus Dr. Watsons Tagebuch
Bis hier war ich in der Lage, aus den Berichten zu zitieren, die ich während der ersten Tage an Sherlock Holmes geschickt habe. Nun bin ich jedoch an einem Punkt meiner Erzählung angelangt, wo ich mich gezwungen sehe, diese Methode aufzugeben und einmal mehr meinen Erinnerungen zu vertrauen, unterstützt von dem Tagebuch, das ich zur der Zeit geführt habe. Ein paar Auszüge aus diesem Tagebuch führen mich zu jenen Ereignissen, welche sich in jeder Einzelheit unauslöschlich in mein Gedächtnis eingebrannt haben. Ich fahre nunmehr fort mit jenem Morgen, der auf unsere fehlgeschlagene Jagd auf den Zuchthäusler und unsere seltsamen Erlebnisse auf dem Moor folgte.
16. Oktober. Ein trüber und nebliger Tag mit feinem Sprühregen. Das Haus ist von tief hängenden Wolken eingehüllt, die nur hin und wieder den Blick auf die düsteren Hügel des Moors freigeben, wo dünne, silbrige Fäden sich die Hänge entlangziehen und ferne Felsblöcke glitzern, sobald ein Lichtstrahl auf ihre nassen Oberflächen trifft. Draußen herrscht ebenso wie im Haus eine trübe Atmosphäre. Nach den Aufregungen der letzten Nacht ist der Baronet schwärzester Stimmung. Ich selbst fühle eine Last auf meiner Seele und den Eindruck drohender Gefahr - einer ständig gegenwärtigen Gefahr, die um so schrecklicher ist, da ich mich außer Stande sehe zu sagen, welcher Art sie ist.
Und habe ich etwa keinen Grund für solche Gefühle? Wenn wir die lange Folge von Vorfällen bedenken, die uns in ihrer Gesamtheit vor Augen führen, dass um uns herum ein Unheil bringender Einfluss am Werk ist. Da ist der Tod des letzten Besitzers von Baskerville Hall, der so genau mit den Umständen der Familienlegende übereinstimmt, und da sind die wiederholten Berichte von Bauern über die Erscheinung eines unheimliches Geschöpfes auf dem Moor. Zweimal habe ich mit eigenen Ohren jenes Heulen gehört, das dem entfernen Jaulen eines Hundes ähnelt. Es ist unglaublich, ja unmöglich, dass dies tatsächlich übernatürliche Ursachen haben sollte. Ein Geisterhund, der wirkliche Fußabdrücke zurücklässt und die Luft mit seinem Heulen erfüllt, an so etwas ist nicht zu denken. Stapleton mag solchem Aberglauben anhängen und auch Mortimer; aber wenn ich eine positive Eigenschaft auf Erden besitze, dann ist es gesunder Menschenverstand, und nichts wird mich dazu bringen, an so etwas zu glauben. Wenn ich das täte, würde ich auf das Niveau dieser armen Bauern herabsinken, die sich nicht mit einem gewöhnlichen Höllenhund begnügen, sondern ihn als Kreatur beschreiben, dem das Höllenfeuer aus Maul und Augen lodert. Holmes würde auf solche Spinnereien nicht hören, und ich bin sein Vertreter. Doch Tatsachen bleiben Tatsachen, und ich habe dieses Heulen zweimal im Moor gehört. Angenommen, es liefe wirklich ein riesiger Hund dort frei herum; das würde so ziemlich alles erklären. Aber wo könnte sich ein solcher Hund verbergen, woher bekäme er sein Fressen, woher stammte er überhaupt, wie käme es, dass ihn niemand bei Tage sieht? Ich muss gestehen, dass die natürliche Erklärung nahezu ebenso viele Probleme bereitet wie die andere. Und dann ist da neben der Sache mit dem Hund auch noch der ganz irdische Aspekt des Menschen in der Londoner Droschke und der Brief, der Sir Henry vor dem Moor warnte.
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