Der Fluch des Nebelgeistes 01: Meister der Schatten by Wurts Janny

Der Fluch des Nebelgeistes 01: Meister der Schatten by Wurts Janny

Autor:Wurts, Janny [Wurts, Janny]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-04-23T15:35:43+00:00


Der Wächter des Mirthlvainsumpfes

Wie ein Hexenkessel lag der Mirthlvainsumpf zwischen den zerklüfteten Gipfeln des Tiriacgebirges und dem nördlichen Ufer des Methlas-Sees. Dies war ein Ort, an dem sich auch die kühnsten Männer nicht gern aufhielten. Verborgen unter dichten Nebelschwaden beherbergten die schlammigen Untiefen neben ihren nadelspitzen Reetgräsern eine Schreckensbrut, die zu beherrschen zwei Zivilisationen sich vergeblich bemüht hatten. Und doch wagte sich ein Mann mitten hinein in die Gefahr und betrat den Steg aus porösem Stein, ein Überbleibsel eines längst untergegangenen Bollwerks. So furchtbar knapp an Helfern sie auch seit der Machtergreifung des Nebelgeistes waren, ließen die Zauberer der Bruderschaft den Mirthlvainsumpf doch nie unbewacht.

Der Meisterbanner Verrain kauerte auf einem gefährlichen Brückenbogen, die Ellbogen auf die Knie gestützt. Zu seinen Füßen lag sein zerknitterter, rostfarbener Umhang, und sein ungekämmtes blondes Haar kräuselte sich feucht vom Nebel um seinen Nacken. Lange hatte er reglos dort gesessen, die großen, tüchtigen Hände mit den punktförmigen Narben alter Bißwunden um seinen ebenso mitgenommenen Stab gekrallt.

Unregelmäßig schlug das Sumpfwasser gegen die verfallene Mauer, während etwas, das ungesehen in der Tiefe lauerte, seine Ruhe störte. Dann plötzlich verharrte es in ranziger Bewegungslosigkeit. Falten bildeten sich über Verrains Augenbrauen. Ein einzelner, elfenbeinfarbener Knöchel zuckte kurz. Schwarze Augen betrachteten noch schwärzeres Wasser, schauten so unsichtbar wie besorgt in die Tiefe.

Das Spiegelbild des vernebelten Himmels im Wasser bebte sanft, als würden Luftblasen mit güldenem Schimmer aus dem Schlamm in der Tiefe aufsteigen, doch keine gefangene Luft durchbrach die Oberfläche des Tümpels. Varrain schürzte die Lippen, die vor langer Zeit einmal dem Vergnügen der Barmädchen von Daenfal dienlich gewesen waren. Nun löste er eine seiner Hände von dem Stab und streckte sie vorsichtig über dem Tümpel aus.

Er sprach mit einem Akzent, der so alt war wie die Dirnen, die nun schon seit sechs Jahrhunderten tot waren. »Zeige dich, Brut der Methuri.«

Dann schloß er seine Finger zur Faust, und das Band seiner Macht drang bereitwillig in die lichtlose Tiefe hinab.

Die schaumige Oberfläche des Tümpels kräuselte sich, als sich der peitschendünne Schweif durch sie bohrte und mit einem leisen Plätschern verschwand.

Schmutz stieg aus der Tiefe auf. Dann begann das torfhaltige Wasser zu brodeln und spritzte auf, als sich eine gekrümmte Gestalt aus ihm emporhob. Die Schlange war schmal, und ihr Kopf wies die charakteristische Keilform auf, wie sie Vipern zu eigen ist. Die Augen, die ihren Peiniger fixierten, waren scharlachrot wie Edelsteine. Bösartigkeit lag in ihrem starren Blick.

Der Zauberer mußte sich zwingen, nicht nachzugeben. Obwohl er wußte, daß die zuckende, lebendige Kurvengestalt jeden Augenblick zustoßen konnte, zeichnete er mit den Fingern ein Symbol in die Luft, und ein sanfter Schimmer folgte all seinen Bewegungen.

Wie erstarrt blickte die Schlange auf das Schutzzeichen, während Verrain auf den Hacken seiner abgetragenen Stiefel kauerte und seine Gedanken ohne einen Talisman oder irgendein Hilfsmittel in reine Macht verwandelte. Ein schwaches Glimmen erschien auf seinen Handinnenflächen. Er behandelte die pure Energie, als wäre sie zu einem soliden Seil gesponnen worden. Die Schlange zischte, kämpfte gegen den Schutzbann, der sie gefangenhielt, und ihr Schwanz zuckte wie eine silberne Flosse durch das Reetgras.



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