Deep Sea: Eine Reise zum Grund des Ozeans (German Edition) by Nestor James

Deep Sea: Eine Reise zum Grund des Ozeans (German Edition) by Nestor James

Autor:Nestor, James [Nestor, James]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492967358
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2015-01-21T00:00:00+00:00


–3000

DIE FAHRT IN STANLEYS YELLOW SUBMARINE mag ja wundersam gewesen sein, doch das Unvermeidliche hat sie nur hinausgeschoben: das Elend, dass ich das Freitauchen trainieren muss. Mir bleiben noch acht Wochen bis zu Schnöllers Pottwal-Mission in Sri Lanka. Ich kann nicht teilnehmen, wenn ich nicht mit dem Team freitauchen kann. Und so übe ich. Ausgiebig.

Im offenen Wasser von San Francisco ist Freitauch-Training keine Option – die Sicht ist schlecht, das Wasser kalt, die Gezeiten sind tödlich, und da ist noch die stets präsente Gefahr durch Weiße Haie. Stattdessen konzentriere ich meine Bemühungen auf Übungen im Pool und in geringen Tiefen. Einige Male pro Woche werfe ich Taucheranzug und Maske in einen Rucksack und radle zu einem öffentlichen Schwimmbad in der Nähe, wo ich unter Wasser unter den baumelnden Füßen älterer Damen meine Runden schwimme.

Der Bademeister, der selbst Freitaucher ist, wie ich später erfahre, hält ein wachsames Auge auf mich. Nach ein paar Wochen nimmt er es auf sich, mich zu trainieren – im Stil eines Mr Miyagi aus dem Film Karate Kid.

Sein bevorzugtes Foltergerät ist ein orangefarbener Leitkegel, den er am Rand des Pools weiterbewegt. So zwingt er mich, bei jedem folgenden Tauchgang die Luft ein wenig länger anzuhalten. Bei diesem Drill bemisst sich Verbesserung nicht nach der unter Wasser verbrachten Zeit, sondern nach der zurückgelegten horizontalen Distanz. Ich nenne das Unterwasser-Schadenfreude, weil es nicht einfach ist, diese längeren Strecken zu tauchen, und der Lebensretter weiß das. Er gluckst in sich hinein, wenn ich auftauche, nach Luft schnappend und mit trüben Augen um mich blickend, während ich meine tauben Hände zusammenklatsche, um meinen Kreislauf wieder in Gang zu bringen. Schmerzen, Qual, taube Glieder – das sind die Trumpfkarten des Sauerstoffmangels. Jeder trainierende Freitaucher hat das erlebt.

Der Drill funktioniert. Nach einem Monat habe ich meine Strecke unter Wasser verdoppelt – von ungefähr 21 auf 45 Meter.

An Tagen ohne Beckentraining übe ich statisches Luftanhalten, während ich, alle viere von mir gestreckt, auf einer Yogamatte in meinem Wohnzimmer liege. Trockenübungen sind um nichts erträglicher als Wasserübungen, doch sie dienen einem einzigen Zweck: Sie helfen mir, mich daran zu gewöhnen, dass sich in meinem Körper Kohlendioxid ansammelt.

Das quälende Gefühl, atmen zu müssen, das sich einstellt, wenn man die Luft anhält, wird nicht durch Sauerstoffmangel ausgelöst, sondern durch die wachsende Konzentration von CO2. Die großartigen Freitaucher kommen damit besser zurecht als die guten, und die guten vertragen das CO2 besser als Leute wie ich. Freitaucher konditionieren ihren Körper darauf, große Mengen CO2 zu tolerieren, mit getakteten Übungen im Luftanhalten, die man als statische Tabellen bezeichnet. Letztlich ist das eine Art von Intervalltraining. Man atmet zwei Minuten lang, nimmt vier tiefe Atemzüge, hält für zwei Minuten die Luft an, atmet eineinhalb Minuten, nimmt vier tiefe Atemzüge, hält die Luft für zweieinhalb Minuten an und so fort.

Ziel dieser Tabellen ist es, die Zeit mit angehaltenem Atem zu verlängern und das Ruheintervall zu verkürzen. Innerhalb einiger Wochen erreichte ich mein Ziel, die Luft für drei Minuten anzuhalten und dazwischen nur eine Pause von einer Minute einzulegen.

DAS STATISCHE TRAINING



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