Das verbotene Eden Bd. 2 - Logan und Gwen by Thomas Thiemeyer

Das verbotene Eden Bd. 2 - Logan und Gwen by Thomas Thiemeyer

Autor:Thomas Thiemeyer
Die sprache: deu
Format: mobi
ISBN: 9783426416891
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2012-07-12T22:00:00+00:00


Halla trabte müde über die staubtrockene Erde. Der Regen des vorangegangenen Tages war wie von Löschpapier aufgesaugt worden. Nicht das kleinste Rinnsal war übrig geblieben, nicht einmal eine winzige Pfütze. Ein totes Land, vernichtet von dem Feuer, das beide Geschlechter vor so langer Zeit entfacht hatten und das immer noch weiterbrannte.

Gwens Gedanken kreisten um die Frage, was das Land wohl vernichtet haben mochte. Sie kannte die Geschichten, gewiss. Sie wusste von dem Krieg und dass dabei fürchterliche Waffen zum Einsatz gekommen waren, die ihre Phantasie weit überschritten. Waffen, die künstliche Sonnen entfachen und alles im näheren Umkreis zu Staub verwandeln konnten. Sie wusste auch um die sogenannten chemischen Waffen, die einem die Lunge verätzten und einen qualvoll sterben ließen. Ein kluger Mann hatte einmal gesagt, er wisse nicht, welche Waffen beim nächsten Krieg zum Einsatz kämen, aber der übernächste würde wieder mit Keulen und Äxten ausgefochten. Wie recht er doch gehabt hatte!

Gwen kniff die Augen zusammen. Die Sonne überstrahlte alles. Jede Farbe, jeden Schatten. Bäume, Sträucher, Gras, alles verschwamm in Abstufungen von Weiß. Ohne Form, ohne Farbe, ohne Leben. Tote Äste ragten in die Luft, der Boden war aufgerissen und staubig. Die Trockenheit hatte die Erde mit einem Muster feiner Risse überzogen, die sich einem Netz gleich in der Endlosigkeit der Steppe verloren.

Gwen schloss die Tasche, um Füchschen vor der Sonne zu schützen. Sie beschattete ihre Augen und presste sich an Logans Rücken.

Je weiter sie ritten, desto gnadenloser stach die Sonne vom Himmel herab. Der Horizont war wie ein weiter Kreis aus Hitze und Staub. Die gleißenden Strahlen verdorrten die Erde, brachen sie auf und ließen nichts als totes Land zurück. Kilometer um Kilometer nur Steine, Steppe und Einsamkeit. Der Durst wurde zu einem quälenden Begleiter. Es musste gegen Mittag sein, und die hochstehende Sonne brachte ein weiteres Problem mit sich. Es gab keinen Schatten und folglich auch keine Möglichkeit, festzustellen, in welche Richtung sie ritten. Die Luft war zu dunstig, um sich orientieren zu können. Die Sicht betrug vielleicht zwei, drei Kilometer, dann war Schluss, nur noch Dunst und Staub. Gwen vermutete, dass sie in westlicher Richtung unterwegs waren, aber sicher konnte sie nicht sein. Hoffentlich wusste Logan, wohin es ging.

Schritt für Schritt, Meter für Meter trabten sie weiter. Die Luft flimmerte, kochte in ihrem Hals und verbrannte ihre Lungen. Die Trinkbeutel waren schon wieder so gut wie leer. So blieb ihr nichts anderes übrig, als auf ihr Pferd zu vertrauen. Halla verfügte über enorme Kraftreserven, aber ob es ihr wirklich gelingen würde, diese Steppe zu durchqueren, war fraglich.

Wäre sie doch nie von Glânmor weggegangen!

Glânmor. Allein das Wort klang so verheißungsvoll. Warum nur hatte sie nicht auf Magdalena gehört? Die oberste Heilerin hatte völlig recht gehabt: Gwen war für ein solches Abenteuer nicht geschaffen. Was für eine Vermessenheit zu glauben, sie könne mit Juna mithalten. Verglichen mit ihr war sie eben doch nur ein dummes Bauernmädchen. Am liebsten hätte sie geweint, aber für Tränen war nicht mehr genug Wasser übrig. Und so brachte sie nicht mehr als ein jämmerliches Schniefen zuwege.



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