Das stumme Lied by Peter Robinson

Das stumme Lied by Peter Robinson

Autor:Peter Robinson
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Tags: Krimi
Herausgeber: Ullstein
veröffentlicht: 2012-01-09T23:00:00+00:00


* 28

Kirsten

»Ja, ich bin mir ganz sicher, dass Kirstens Magen nicht ausgepumpt werden muss«, wiederholte Dr. Craven geduldig. »Sie haben selbst gesehen, dass sie die Tabletten erbrochen hat, bevor sie in ihren Blutkreislauf eindringen konnten. Schlimmstenfalls wird ihr eine Weile etwas übel und schwindelig sein - das ist das Mindeste, was sie verdient - und wahrscheinlich wird sie irrsinnige Kopfschmerzen haben.«

Sie standen in Kirstens Zimmer, sie selbst lag zugedeckt in ihrem Bett. Ihre Mutter war völlig außer sich und rang ihre Hände wie eine Figur in einer viktorianischen Tragödie.

»Sie sind besorgt, verständlicherweise«, fuhr die Ärztin fort. »Vielleicht wäre es das Beste, Sie nehmen ein Beruhigungsmittel und legen sich selbst eine Weile hin.«

»Ja.« Kirstens Mutter nickte und runzelte dann die Stirn. »Ach, das geht ja gar nicht.« Sie sah ihre Tochter an. »Sie hat alles genommen.«

Es war nicht als Anklage gemeint, wusste Kirsten, aber ihr wurde erneut bewusst gemacht, dass sie nichts weiter getan hatte, als sich zur Plage zu entwickeln, seit sie nach Hause zurückgekehrt war. Zuerst hatte sie sich geweigert, aus dem Haus zu gehen, dann hatte sie sich über den gesamten Wohnzimmerteppich erbrochen, und nun nahm sie ihrer Mutter auch noch den Schlaf der Gerechten, den die arme Frau angesichts der fürchterlichen Schicksalsschläge, die ihr Leben in der letzten Zeit heimgesucht hatten, so dringend benötigte.

Zum Glück griff Dr. Craven in ihre Tasche und präsentierte die Rettung.

»Eine Probepackung«, sagte sie, während sie eine kleine Zellophanpackung hervorzog. Sie enthielt vier gelbe Pillen, jede einzeln verpackt. »Und ich gebe Ihnen ein Rezept, um das zu ersetzen, was verloren gegangen ist. Kirsten braucht jetzt Ruhe.«

Sie kritzelte auf ihren Block, riss das Blatt ab und reichte es weiter. Die Schroffheit in ihrem Ton und ihrer Stimme bemerkte sogar Kirstens Mutter, die normalerweise von allen Andeutungen, dass ihre Anwesenheit nicht erwünscht war, unberührt blieb.

»Ja ... ja ...« Mit der Packung und dem Rezept in der Hand entschwand sie Richtung Tür. »Ja ... Ich hole mir nur ein Glas Wasser und lege mich dann hin.«

Als sie schließlich fort war, seufzte die Ärztin und setzte sich neben Kirsten auf die Bettkante. »Sie meint es ja nur gut«, sagte sie.

Kirsten nickte. »Ich weiß.«

Dr. Craven ließ einen Moment verstreichen, ehe sie in einem wesentlich sanfteren Ton hinzufügte: »Aber das war nun wirklich eine Dummheit, oder?«

Kirsten antwortete nicht. Sie war sich nicht sicher.

»Hören Sie«, fuhr Dr. Craven fort, »ich kann nicht so tun, als wüsste ich, wie Sie sich fühlen, nach allem, was geschehen ist. Ich kann mir nicht einmal vorstellen, was Sie durchgemacht haben, was Sie immer noch durchmachen, aber eines kann ich Ihnen sagen: Selbstmord ist keine Lösung. Warum haben Sie es getan?«

»Keine Ahnung«, sagte Kirsten. »In dem Moment hielt ich es für eine gute Idee. Das ist kein Witz. Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte.«

Dr. Craven sah sie verdutzt an. »Was meinen Sie damit?«

»Spazierengehen hat mir keinen Spaß gemacht. Ich war nicht hungrig. Ich hatte keine Lust, ein Buch zu lesen oder fernzusehen. Ich wusste einfach nichts mit mir anzufangen. Dann dachte ich daran, mich zu betrinken .



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.