Das Spiel des Begehrens by Valeska Brandes

Das Spiel des Begehrens by Valeska Brandes

Autor:Valeska Brandes
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Erotik
ISBN: 9783641131708
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2014-09-07T22:00:00+00:00


10. KAPITEL

»Pst!«, murmelte Raoul beruhigend, und sofort verwandelte ihr Schreck sich in Erregung. Seine tiefe Stimme und sein heißer Atem, der zärtlich über ihre Ohrmuschel strich, sandten einen wohligen Schauer durch ihren Körper

Mit leichtem Druck ließ er seine Fingerspitzen an ihrem Arm aufwärts zu ihrer nackten Schulter gleiten, malte geheimnisvolle Zeichen auf ihre Haut und strich dann unendlich zart über die empfindsame Seite ihres Halses, bevor er vorsichtig ihre Ohrmuschel nachzeichnete. Sie stand wie gelähmt da und fühlte verblüfft, wie diese kaum spürbaren Berührungen den verborgenen Ort zwischen ihren Schenkeln erhitzten.

Wenn er mich jetzt küsst oder wenn er meine Brüste liebkost, dann komme ich. Die Vorstellungen, was er alles mit ihr tun könnte, huschten wie ein Kaleidoskop aus verschwommenen Bildern und verwirrenden Gefühlen durch ihren Kopf.

Doch Raoul nahm einfach nur ihre Hand und führte sie in die undurchdringliche Dunkelheit des Zimmers, die sich wie schwerer schwarzer Samt um sie legte. Dabei ging er erstaunlich sicher dahin.

Sie folgte ihm ohne Zögern. Offenbar war das Zimmer sehr groß, und er bewegte sich verblüffend zielstrebig darin. Endlich blieb er stehen, legte ihr die Hände auf die Schultern und drehte sie mit sanfter Gewalt herum, sodass sie die Kante eines Stuhls in ihren Kniekehlen spürte.

Sie nahm Platz und hörte, wie neben ihr Stuhlbeine über den glatten Boden gezogen wurden. Auch Raoul schien sich zu setzen. Vorsichtig tastete sie über den Tisch. Ihre Fingerspitzen berührten Bestecke und Gläser. Teller gab es noch nicht.

»Wie aufregend«, flüsterte sie.

»Pst«, mahnte er und griff so sicher nach ihrer Hand, als könnte er sie sehen. Mit seinen ein wenig rauen Fingerspitzen strich er sacht über ihren Handrücken, und diese harmlose Zärtlichkeit entzündete sofort ein neues Feuer zwischen ihren Schenkeln.

Sie versuchte sich mit dem Gedanken abzulenken, dass ihre Sorge wegen des Kleids unnötig gewesen war. Im Dunkeln konnte er schließlich nicht sehen, was sie anhatte. Allerdings hätte sie unter diesen Umständen das Kleid gar nicht aus Sinas Zimmer stibitzen müssen.

Als ein Lichtschimmer über den Tisch fiel, entzog sie Raoul instinktiv ihre Hand, als würden sie etwas Verbotenes tun. Irgendwo hatte jemand eine Tür geöffnet und war lautlos eingetreten.

Kam Sina ins Zimmer? Würden sie zu dritt essen? Die romantische Vorstellung eines Dinners zu zweit war vielleicht reines Wunschdenken gewesen. Bei diesem Gedanken legte sich die Enttäuschung wie ein bitterer Geschmack auf ihre Zunge.

Sie wollte Raoul nicht besitzen, aber sie wollte ihn in den gemeinsamen Stunden für sich allein haben.

»Guten Abend. Mein Name ist Rob.« Die Männerstimme, direkt neben ihr, ließ sie zusammenzucken. Hatte Raoul einen zweiten Mann eingeladen?

Eingehüllt in Dunkelheit, saß sie ganz still da und spürte nur sich selbst, nachdem sie Raoul ihre Hand entzogen hatte.

»Jetzt werde ich Ihnen das Dinner servieren. Da ich blind bin, habe ich einen gewissen Vorteil Ihnen gegenüber, aber ich werde versuchen, Ihnen zu helfen. Zunächst die Vorspeise. Wenn Sie vom Tellerrand ausgehend ganz nach außen tasten, finden Sie das dafür gedachte Besteck. Viele Gäste genießen es aber auch, mit den Fingern zu essen. Fingerschüsseln finden Sie in der Tischmitte. Vorsicht bitte, ich stelle nun Ihre Teller vor Ihnen ab.



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