Das Spiel der Ketzerin by Manuela Schörghofer

Das Spiel der Ketzerin by Manuela Schörghofer

Autor:Manuela Schörghofer [Schörghofer, Manuela]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Hist. Roman
Herausgeber: 2021 by HarperCollins in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Kapitel 16

»Was, und da bleibt Ihr noch so ruhig?« Alida konnte es nicht fassen.

»Es ist schließlich nur eine vage Vermutung«, murmelte Richard ihr zu.

Er warf die Überreste seines abgenagten Rebhuhnschenkels auf eine Platte und nahm sich ein paar Schweinerippen, die mit einer Marinade aus Kräutern und Honig bestrichen waren.

Der Duft ließ Alida das Wasser im Mund zusammenlaufen und die Spielleute für einen Augenblick vergessen. Unbewusst leckte sie sich über die Lippen.

»Du wirst doch wohl nicht schwach werden?«, schmunzelte Richard.

»Ich denke nicht, dass jemand für ein Essen seinen Glauben verraten würde«, quetschte sie hervor, ohne den Blick von dem dunklen Saft zu nehmen, der nun an seinen Fingern entlangrann.

Genüsslich leckte Richard ihn ab. »Weißt du, manchmal denke ich, dass es eher die Schweinerippchen gewesen sind, die meine Mutter dazu gebracht haben, den wahren Glauben anzunehmen. Und nicht die Liebe zu meinem Vater.«

Alida erinnerte sich, dass Bertram ihr gegenüber erwähnt hatte, Richards Mutter sei eine Katharerin gewesen. Doch sie wollte weder ihn noch Bertram in Verlegenheit bringen, indem sie ihr Wissen zugab. Deshalb fragte sie: »Ist Eure Mutter eine bekehrte Jüdin?«

Der verachtungsvolle Blick, den Richard ihr daraufhin zuwarf, ließ sie schlucken. »Nein, ist sie nicht. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass eine Jüdin es je geschafft hätte, meinem Vater schlaflose Nächte zu bereiten.«

Richard sah aus, als bereute er es zutiefst, eine Bemerkung über seine Mutter gemacht zu haben, und Alida scheute sich davor nachzuhaken.

Sie tauchte ein Stück ihres Brotes in eine Gemüsesuppe, von der auch Mirjam aß, und versuchte das brennende Gefühl von ungeweinten Tränen in ihrer Kehle hinunterzuschlucken. Immer wenn sie glaubte, Richard ein Stück näher zu kommen, wurde er plötzlich unzugänglich und wies sie barsch zurück.

Alida verging der Appetit. Sie sollte sich weniger Gedanken um den Gemütszustand des Mannes neben ihr machen, sondern lieber dafür sorgen, dass Mirjam endlich ihren Plan durchführen konnte. Selbst wenn die Gaukler ein falsches Spiel trieben, ihr sollte es gleich sein. Hauptsache, sie konnte Richard das Siegel stehlen und mit den anderen von der Burg verschwinden.

Nachdem die Gäste gesättigt waren, forderte Hartwin von Kaltenstein die drei Musikanten auf, zum Tanz zu spielen. Die untalentierten Akrobaten stellten sich hinter die Spielmänner und musterten mit verschränkten Armen die Anwesenden.

Für Alida war das die Gelegenheit, Richard für den Reigen von der Tafel wegzulocken – vorausgesetzt, er würde mitmachen. Natürlich wollte er nicht. Entsetzt schüttelte er den Kopf, als Alida ihn danach fragte.

»Los, Richard«, wurde sie unerwartet von Bertram unterstützt. »Wir sind weit weg von unserer Kommende und ich werde dich schon nicht verpetzen.«

»Darum geht es doch überhaupt nicht«, wies Richard ihn sofort zurecht.

»Bitte, Herr von Thurau«, bettelte Alida, legte den Kopf ein wenig schief und sah ihn unter ihren langen Wimpern fragend an.

Richard blickte Mirjam kurz an, die ihm kurz zunickte. »Wenn Ihr die Schritte beherrscht, hat meine Schwester einen guten Vergleich zu Dankwart, der sehr ungeschickt darin sein soll.«

Alida war überrascht von Mirjams Bemerkung, doch die Äußerung schien Richard wanken zu lassen.

»Natürlich kenne ich die Schrittfolge, ich bin ja nicht in einem Kloster aufgewachsen. Meinetwegen, wenn ich dir damit einen Gefallen erweise«, gab er nach.



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