Das Sopha : Ein orientalisches Sittenbild by Claude-Prosper Jolyot Crébillon

Das Sopha : Ein orientalisches Sittenbild by Claude-Prosper Jolyot Crébillon

Autor:Claude-Prosper Jolyot Crébillon [Crébillon, Claude-Prosper Jolyot]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman, Übersetzung
Herausgeber: Hynek
veröffentlicht: 1900-12-31T23:00:00+00:00


Das Sopha

Ein orientalisches Sittenbild

Zweiter Theil.

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

Zwölftes Kapitel.

[277] Ungefähr dasselbe, wie das Vorhergehende.

»Wenn auch die Unannehmlichkeit, welche Zulika widerfuhr, sie sehr verdross, so verlor sie dennoch die Geistesgegenwart nicht, die ihr bei einem so bösen Zufalle wie dieser so nöthig war.

Sie beglückwünschte Mazulhim sehr höflich, beklagte sich über allerlei andere Dinge und sprach von allem Möglichen, nur von dem nicht, was sie am meisten mit Wuth erfüllte. Um ihr früheres Ansehen zu retten, scheute sie sich nicht, ihm sogar alle Ehren zu erweisen, die er sicherlich nicht verdiente.[277]

Ich weiß nicht, ob es bloß darum geschah, um Zulika zu demüthigen, oder ob er gegen seine sonstige Gewohnheit, sich vor sich selbst rechtfertigen wollte, aber was auch immer er verschuldet hatte, er wollte es niemals zugeben, dass er das that, was sie sagte.«

»Es gibt,« sagte er hartnäckig »so unglückliche, so verfehlte Tage, an denen man, wenn man sie voraus sehen könnte, lieber sterben möchte, als sie abwarten zu müssen.« Zulika stimmte darin ein, dass es so unglückliche Tage gäbe, welche keineswegs auf glänzende Art anfingen, aber an denen man oft schließlich doch mehr zu loben, als zu tadeln fand.

»Ich gestehe Ihnen,« fügte sie mit gezwungener Zärtlichkeit hinzu, von der sie in diesem Augenblick weit entfernt war, »dass ich große Ursache hatte, an dem, was Sie mir hundertmal über meine Schönheit gesagt haben, zu zweifeln und es nicht für aufrichtig zu halten, oder dass jene Dinge, die Sie an mir zu bewundern schienen, nicht von den Fehlern verdunkelt worden wären, welche sie umsomehr abstießen, als Sie sie nicht[278] geahnt hatten; aber Sie haben mich so oft versichert, dass …«

»Ach, Zulika!« rief der unerbittliche Mazulhim aus, »ihre Befürchtungen waren doch recht kleinlich! Ich fühle wohl alles, was ich ihrer großen Güte verdanke, aber sie verblendet mich nicht und je großmüthiger ich Sie finde, umso mehr vergrößern Sie meine Gewissensbisse.«

»Aber, welche Thorheit,« erwiderte sie, »lassen Sie sich wenigstens nicht von so falschen Ideen beherrschen, nichts ist unrichtiger.«

Nach diesen deprimierenden Erörterungen begannen Beide im Zimmer spazieren zu gehen, und waren einer vor dem anderen in Verlegenheit, so ohne Verlangen, ohne Liebe und durch ihre beiderseitige Unvorsichtigkeit eingeschränkt, welche das intime Stelldichein in einem diskreten Hause mit sich bringt und nach welchem es Sitte ist, den Rest des Tages mit einander auf eine Weise zuzubringen, die ihnen den Um ständen nach nicht gefallen konnte.

Zulika hatte Gelegenheit, schöne Betrachtungen über die Falschheit des guten Rufes[279] mancher Leute zu machen. Was sie innerlich zur Verzweiflung brachte, denn ich las sehr klar in ihrer Seele, war die Unmöglichkeit, sich an Mazulhim rächen zu können.

»Wenn ich es sagen würde, wer wird es mir glauben,« sagte sie zu sich selber; »die große Vorliebe, welche man allgemein für ihn hegt, wird es niemals gestatten, dass man daran glaubt, dass er mir so sehr Unrecht gethan hat, wenn es in meiner Macht lag, es zu verhindern. In allen Fällen würde es mir unmöglich sein, jedermann eines Bessern zu belehren.«

Derartige verdrießliche Gedanken beschäftigten sie und stimmten sie traurig. Was Mazulhim betrifft, so that er, als ob ihn das Alles nichts anginge.



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