Das Prometheus Mosaik by Timothy Stahl

Das Prometheus Mosaik by Timothy Stahl

Autor:Timothy Stahl [Stahl, Timothy]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


***

UNTER BERLIN, SEKUNDEN SPÄTER

Das kaum nennenswerte Licht, das von der vergitterten Glühlampe an der Decke in den finsteren Ozean unter der Stadt sickerte, blieb hinter den beiden zurück. Sie hetzten der nächsten Insel aus vager Helligkeit entgegen.

Sara rannte vor ihm, stolperte. Fing sich.

Theo stolperte an derselben Stelle, stürzte. Sein Mantel riss irgendwo mit einem hässlichen Ratschen, das in der dumpfen Enge des Ganges unnatürlich laut klang. Er rappelte sich auf.

Weiter!, peitschte er sich voran. Ohne sich zu fragen, warum und wohin. Weil er die Antworten darauf gar nicht wissen wollte, mehr noch, sie fürchtete. Vorerst versuchte er einfach nur Trost und Kraft daraus zu schöpfen, dem drohenden Tod entgangen zu sein.

Vorerst …

Der Gedanke brachte neue Angst mit sich.

Ohne Sara Schaffers Hilfe hätte er es nicht geschafft, wäre er in der U-Bahn-Station ums Leben gekommen. Erschossen worden – wie viele andere?

Wie … wie viele andere?

Hastig verscheuchte Theo die unliebsamen Gedanken wie lästige Fliegen. Doch wie lästige Fliegen nun einmal waren, ließen sie sich nicht wirklich verscheuchen …

Er selbst hätte die Tür in der Tunnelwand vielleicht gar nicht gesehen, nicht rechtzeitig jedenfalls, geschweige denn die Chance gewittert, dass sie dahinter in relative Sicherheit gelangen könnten. Aber selbst wenn er diese Tür entdeckt hätte, wäre er nie und nimmer so verrückt gewesen, mit einem Sprung vor einem einfahrenden Zug übers Gleis zu setzen, in den Tunnel hinein und auf den Sims am Fuß der gegenüberliegenden Wand, wo sie sich praktisch mit den bloßen Fingernägeln am Beton festgekrallt hatten, während der Fahrtwind des Zuges von hinten an ihnen gezerrt und sie mit sich und in den Tod hatte reißen wollen, ehe sie endlich dazu gekommen waren, die Tür zu öffnen. Es war ein unsagbares Glück gewesen, dass sie tatsächlich offen war.

All das hätte Theo ohne Sara nicht getan, es sich niemals getraut. Stattdessen wäre er weiter durch die Station geflohen, im Pulk mit Dutzenden anderer Menschen, von derselben nackten Angst ums Leben getrieben wie sie.

Diese Angst trieb ihn immer noch an. Genau genommen holte sie ihn nun, da ihnen keine unmittelbare Gefahr drohte, erst richtig ein, wie ein Verfolger, der ihm im Nacken saß.

Die Stimme eines Toten geisterte ihm durch den Kopf.

Dieses elende Weibsstück hat eine Nase wie ein Tier …, hörte er Hajek sagen.

War ›dieses elende Weibsstück‹ mit der ›Nase wie ein Tier‹ hinter ihnen her, immer noch? Hatte diese Roxane Fortier gewagt, was sie gewagt hatten?

Nein, das hätte sie nicht gekonnt, nicht geschafft. Der aus dem Tunnel kommende Zug hatte schon Sara und ihn beinahe erfasst. Wäre sie ihnen unmittelbar hinterhergesprungen, hätte der Zug sie überfahren.

Kein unangenehmer Gedanke, und einen Moment lang gab Theo sich seinem Genuss hin. Dann holte ihn die Realität wieder ein – und er lauschte nach Schritten, die sie einzuholen drohten, nach einem Keuchen, irgendwo hinter ihnen.

Er glaubte, nichts von beidem und auch nichts Derartiges zu hören. Sicher war er nicht. Weil es nicht still war. Von irgendwoher, vielleicht durch Gullys oder weiß der Teufel wie, drangen Geräusche von oben bis zu ihnen herunter: Sirenen, Rufe … dazu



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