Das Licht von Aurora by Anna Jarzab

Autor:Anna Jarzab [Anna Jarzab]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik für Kinder und Jugend
ISBN: 9783732002474
Herausgeber: Loewe Verlag
veröffentlicht: 2015-06-22T00:00:00+00:00

Kapitel 20

»Bist du aufgeregt?«, fragte Thomas flüsternd.

Natürlich war ich aufgeregt und seine unmittelbare Nähe machte das nicht unbedingt besser. Meine Gedanken waren wie ein Schwarm aufgescheuchter Vögel, sie stoben in meinem Kopf herum, überschlugen sich und glitten so schnell davon, dass ich sie weder festhalten noch in eine vernünftige Reihenfolge bringen konnte. Letzten Endes kehrten sie immer wieder zu Thomas zurück. Trotz aller Zweifel und Ängste fühlte ich mich mit ihm verbunden. In dieser Welt war er die einzige Verknüpfung zu meiner Vergangenheit, zu meinem eigentlichen Leben. Der Einzige, der wusste, wer ich wirklich war, wie er vorhin im Zimmer des Königs richtig bemerkt hatte. Ich wollte ihn in meiner Nähe haben und gleichzeitig wünschte ich ihn ganz weit weg.

Und um alles noch komplizierter zu machen, würde Prinz Callum gleich eintreffen. In meiner kurzen Zeit als Juliana hatte ich mit keinem außer Gloria und Thomas in engerem Kontakt gestanden. Mein Analog war ein Mensch, der die meisten Leute auf Abstand hielt. Aber Callum war Julianas Verlobter. Würde er mich küssen wollen? Umarmen? Mit mir … schlafen? Ich hatte keine Ahnung, was er von mir erwarten oder mich fragen würde, und niemand konnte es mir sagen. Nicht einmal Thomas.

»Du musst keine Angst haben«, versicherte er mir. »Er hat keinen Anlass, misstrauisch zu sein. Juliana ist ihm noch nie zuvor begegnet. Und er war noch nie außerhalb von Farnham. Juliana ist für ihn die, zu der du sie machst.«

Ja, dachte ich. Aber wer soll das sein?

Wir waren schon fast am oberen Ende der großen Treppe angelangt. Dort sollte ich die Königin treffen und mit ihr auf den Prinzen von Farnham warten. Die Aussicht, noch mehr Zeit mit der Königin zu verbringen, machte mich fast ebenso nervös wie das bevorstehende Treffen mit Callum. Ich hatte die letzten Stunden bei ihr im Arbeitszimmer zugebracht, wo sie mit ihren Mitarbeitern die letzten Details für Julianas Hochzeit durchgegangen war. Dabei hatte niemand auch nur einmal in meine Richtung geschaut, geschweige denn um meine Meinung gebeten. Die Hochzeit war wie ein Unwetter, das sich über mir zusammenbraute, und mir blieb nichts anderes übrig, als still dazusitzen und abzuwarten, bis es vorübergezogen war. Aber ehrlich gesagt, störte mich das gar nicht besonders, denn schließlich würde ich ja nicht mehr hier sein, wenn die Hochzeit stattfand. Allerdings konnte ich mir nicht vorstellen, dass Juliana sich das alles einfach bieten lassen würde.

»Hey.« Ich zog Thomas am Ärmel. »Sag mal, gibt es eigentlich etwas Neues von Juliana – oder Grant?« Es machte mich wahnsinnig, dass ich zwar nach wie vor von ihr träumte, aber weder wusste, wo sie war, noch was mit ihr geschah. Ich wünschte, ich könnte einen Traum erzwingen und durch Julianas Augen sehen, während ich wach war. Ich hatte diese passive Gabe satt, das half doch keinem weiter. Und Grant gegenüber hatte ich ein schlechtes Gewissen. Was auch immer er durchmachen musste, ohne mich wäre ihm das alles erspart geblieben. Ich war zwar genauso machtlos wie er, aber trotzdem ging er mir nicht aus dem Kopf.

Thomas zögerte. »Der KED hat letzte Nacht einen Hinweis erhalten und ein Libertas-Versteck im Stadtzentrum gestürmt.

Download

Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.