Das letzte Kind by John Hart

Das letzte Kind by John Hart

Autor:John Hart
Die sprache: de
Format: mobi
Tags: Thriller
ISBN: 9783442742325
Herausgeber: btb
veröffentlicht: 2011-03-31T22:00:00+00:00


Johnny polterte die Treppe hinunter, durch die Tür zur Sicherheitsabteilung und hinaus ins Getümmel. Es roch nach Pizza und verkohltem Rindfleisch, nach erhitzten Menschen und irgendwo auch nach einer vollen Windel. Er lief auf Jack zu und hörte, wie man seinen Namen flüsterte. Finger richteten sich auf ihn.

Das ist der Junge.

Johnny brauchte einen Augenblick, doch dann ging ihm ein Licht auf.

Die Geschichte hatte sich herumgesprochen.

Als er über die Lebensmittelebene lief, beobachteten ihn schon ein Dutzend Leute, aber das war ihm egal. Einer der Jugendlichen boxte Jack immer wieder auf den verkrüppelten Arm; er schlug dicht unter die Schulter, dahin, wo der hohle Knochen am wenigsten geschützt war. Jack bemühte sich, es nicht zu zeigen, aber Johnny wusste, dass sein Freund gleich weinen würde.

Johnny stürmte in die Gruppe hinein und schlug mit aller Kraft zu. Er traf den Jugendlichen auf den Mund, fühlte Bartstoppeln, Zähne und die reife Weichheit einer geplatzten Lippe. Der Junge taumelte nach links, fing sich wieder und riss die Fäuste hoch. Er holte aus, und dann erkannte er Johnny. »Oh, Scheiße«, sagte er.

Johnny starrte ihn an: verblüffte braune Augen, fleckige Zähne, lange Haare, stachlig von Gel. Der Junge spuckte Blut aus und wich zurück. »Verdammter Irrer.«

Johnny zitterte vor Wut, zitterte vom Schweigen eines langen Jahres und von all dem, was er unterdrückt hatte, seit er in einem rot befleckten Krankenhauszimmer aufgewacht war. Der Jugendliche hielt das Zittern für Angst und fing an zu grinsen, doch dann schaute er über Johnnys Kopf hinweg in die plötzlich aufmerksame Menge. Er ließ die Hände sinken und versuchte, mit einem Lachen über die Sache hinwegzugehen. »Cool bleiben, Pocahontas.«

Niemand außer ihm lachte. Johnny war eine Berühmtheit von der düstersten Sorte, ein seltsames, ungezähmtes Kind mit wilden, schwarzen Augen. Er hatte Dinge gesehen, die kein Junge sehen sollte. Er hatte seine Zwillingsschwester verloren, Tiffany Shore gefunden und vielleicht einen Mann erschossen.

Kriegsbemalung und Feuer.

Wahnsinnig.

Johnny hob den Zeigefinger und schaute in die tränenglänzenden Augen seines Freundes. »Lass uns hier abhauen.«

Er wollte gehen, aber dann sah er Gerald in der dritten Reihe stehen, hochgewachsen und breitschultrig, aschblond und mit einer Hautfarbe wie gebrannter Ton. Johnny zog Jack hinter sich her, und die Menge teilte sich. Vor Gerald blieb er stehen. Die hübschen Mädchen wichen zurück; ohne sie sah Gerald nackt aus.

Er zog Jack aus seinem Schatten nach vorn und legte ihm den Arm um den Nacken. Er sah nicht, wie sein Freund den Blick senkte und sein Rückgrat krümmte, sah weder die Angst noch die Scham, noch das kurze, nervöse Zucken. Gerald überragte Johnny turmhoch, war einen ganzen Kopf größer und fünfzig Kilo schwerer. Er war Sommerschweiß und grünes Gras, ein emporstrebender Baseballheld. Aber niemand, der hier zusah, konnte einen Zweifel daran haben, wer der Stärkere war.

Johnny hob denselben Finger noch einmal und stieß damit gegen Geralds muskulöse Brust. »Er ist dein Bruder, du Schwanz. Was stimmt nicht mit dir?«



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