Das Herz des Satyrs by Amber Elizabeth

Das Herz des Satyrs by Amber Elizabeth

Autor:Amber, Elizabeth [Amber, Elizabeth]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426418994
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2013-06-25T23:00:00+00:00


Silvia saß im Damensitz vor Bastian, in seine starke Umarmung gekuschelt, ihr Kopf an seiner Schulter. Ihre Beine lagen über seinen Oberschenkeln, und sie spürte, wie seine kräftigen Muskeln arbeiteten, als er das Pferd durch die Nacht vorwärtstrieb. »Halte dich fest«, grollte er. Sein Mantel war offen, also schlang sie die Arme um seinen starken Körper. Sie drehte den Kopf und küsste ihn auf die kleine Mulde an seinem Hals. Er ließ seinen flackernden Blick kurz über sie gleiten, und seine Hand packte die Zügel noch fester. Als das Pferd sich aufbäumte und die beiden Reiter fast abwarf, lockerte er fluchend die Zügel und ritt weiter, mit grimmig entschlossener Miene.

Als sie ihn vorhin auf der Straße gesehen hatte, war zuerst Freude in ihr aufgestiegen. Die Art überschäumender innerer Leichtigkeit, die eine Frau in der Gesellschaft des Mannes fühlt, den sie liebt. Eine Freude, die sie mit ihrem Wirt teilte – denn heute Nacht würden all ihre Emotionen eine berauschende Mischung aus Michaelas Gefühlen und ihren eigenen sein. Beide fühlten sie sich von ihm angezogen, aber er gehörte nur zu einer von ihnen. Zu Michaela, einer Frau, die nicht mehr ganz am Leben und noch nicht ganz tot war.

Dennoch verspürte Silvia eine ungetrübte Vorfreude auf die kommenden Stunden, gemischt mit einem Anflug von Skepsis. Nachdem sie jahrhundertelang all ihre Sinne eingesetzt hatte, um ihre Jungfräulichkeit zu schützen, würde sie sie heute Nacht bereitwillig verlieren – zumindest im Geiste, wenn schon nicht in Wirklichkeit.

Michaelas Körper hatte schon viele Männer gekannt, und es war ihr Körper, den ihrer beider Liebster unter dem Vollmond vögeln würde. Denn obwohl Silvia sich mit ihm vereinigen würde, konnte sie die Nacht dennoch gewissermaßen ungestraft genießen. Dieser Körper gehörte nicht wirklich ihr, und wenn sie letztendlich wieder ihre eigene Gestalt annahm, wäre ihre Jungfräulichkeit immer noch intakt.

Michaela missgönnte es ihr nicht, dass sie ihren Liebsten nun mit Silvia teilen musste, sie schien sogar froh darüber zu sein. Sie hatte Silvia schon lange geraten, ihre Keuschheitsgelübde nicht so streng auszulegen, mit dem Argument, dass im Körper eines Wirtes Sex keinen Verrat dieser Gelübde darstellte. Doch Silvia hatte immer eine andere Meinung dazu vertreten und war über die Jahrhunderte hinweg standhaft geblieben. Doch heute Nacht würde sie das tun, wozu Michaela sie so lange gedrängt hatte. Zum ersten Mal in ihrem Leben würde sie mit einem Mann schlafen.

Als sie am Palazzo Nuovo vorbeikamen, begann es leicht zu nieseln, und Bastian schirmte sie mit seinem Körper, so gut er konnte, vor dem Regen ab. Ausgeprägter Beschützerinstinkt, wie Michaela gesagt hatte. Seine Fürsorge rührte Silvias Herz.

Einige Häuserblocks weiter hatten sie ihr Ziel erreicht: den Salone di Passione. Das dreistöckige Gebäude barst förmlich vor Anderweltmagie. Entlang seiner Fassade wechselten sich Fensterrahmen und korinthische, mit eingemeißelten Olivenzweigen gekrönte Säulen ab. Hinter den Fenstern flackerten Gaslampen, und die Regentropfen, die auf das Fensterglas trafen, splitterten ihr Licht in Hunderte winziger Juwelen auf. Der Salon war nur für einen erlesenen Teil der Anderweltbewohner bestimmt und so mit Zaubern belegt, dass ein Uneingeweihter weder das Gebäude selbst noch das Kommen und Gehen dort sehen konnte.



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