Das Haus in der Parkallee (German Edition) by Höpfner Marc

Autor:Höpfner, Marc [Höpfner, Marc]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-01-20T16:00:00+00:00

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Die Männer stürmten das Bad, die Küche, schließlich das Wohnzimmer und dann Langers Schlafzimmer. Sie zögerten genau zwei Sekunden, ehe sie die Meldung machten, dass die Wohnung leer sei. Zwei der Beamten stießen in schon entspannter Körperhaltung noch die Türen des Kleiderschranks und eines Garderobenschranks auf, dann rückte das Team ab. Beamte in Zivil durchsuchten Langers Wohnung, sie stellten eine Taschenlampe, ein Brecheisen und einen Werkzeugkasten sicher, der Reste von gefährlich aussehenden Platinen enthielt, Überbleibsel eines Transistorradios, wie sich später herausstellte. Des Weiteren zwei Fotoalben und sämtliche Aktenordner des ehemaligen Kommissars, die private Dokumente und Papiere enthielten, sowie mehrere hundert Seiten persönlicher Notizen, eine Art Tagebuch, mit Anmerkungen und Kommentaren zu spektakulären Fällen, Erfolgen und Niederlagen bei Verhören und den Bewertungen von Fällen befreundeter Kollegen anderer Bayerischer Polizeidienststellen, die Langer um Rat gebeten hatten. Etwa zwei Stunden später zogen auch die Kripobeamten in Zivil ab, und ein Schlosser, der regelmäßig für die Polizei arbeitete, reparierte in Gegenwart eines genervten und ständig auf die Uhr schauenden Hauseigentümers, der eine sorgfältigere Ausbesserung verlangte, die Wohnungstür.

Weitere zwei Stunden später hatte Hölbe einen großen Teil der sichergestellten Beweismittel auf einem Tisch des Besprechungszimmers ausgebreitet, das nur wenige Meter von Langers ehemaligen Büro entfernt lag. Zunächst betrachtete er mit einer Art dunkler Lust, die vielleicht am ehesten dem Gefühl eines Hundes verwandt war, der den Lieblingsbaum seines Erzrivalen anpinkelte, eine Anzahl von Oben-Ohne-Fotos aus den Achtzigerjahren, die Langer und seine überaus attraktive Ehefrau, eine Lufthansa-Stewardess, am Strand von Lanzarote zeigten. Doch nur Minuten später machte Hölbe eine Entdeckung, die dafür sorgte, dass er erst reflexhaft triumphierend mit der Faust auf den Tisch schlug, um dann festzustellen, dass ihm plötzlich der Angstschweiß ausgebrochen war. Er begann sich eine Reihe von Fragen zu stellen, auf die es weder jetzt, noch in den nächsten Tagen, noch vielleicht überhaupt irgendwann eine Antwort geben würde.

Hölbe sah sich in momentaner Panik rechts und links über die Schulter, obwohl er wusste, dass er zu diesem Zeitpunkt ganz allein im Besprechungszimmer war. Dann raffte er eilig die Fotos zusammen, weil er sich vor dem durchtrainiertem blonden Mann mit Nussknackerkinn und siegessicherem Grinsen im Gesicht, dieser jugendlichen Ausgabe von Langer auf den Lanzarote-Fotos plötzlich zu fürchten begann. Er ordnete die übrigen Dokumente wieder in die Ordner und diese wieder in die mit den Aktenzeichen der Dienststelle versehenen Pappkartons ein. Nur das Schriftstück, das er so unerwartet entdeckt hatte und das seine Gedanken noch immer rotieren ließ, behielt er bei sich, faltete es und stopfte es in die Innentasche seiner Anzugjacke. Hölbe beschloss, für heute den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen. Auch wenn das unter seinen Mitarbeitern, die wussten, wie sehr er der telefonischen Live-Schalte zum SEK-Einsatz entgegengefiebert hatte, Gerede auslösen würde. Für heute wollte er Schluss machen und nach Hause gehen - oder besser noch - sich in eine stille Ecke im Augustiner zurückziehen, denn er musste nachdenken.

Er selber hätte bei allem, was er Langer insgeheim unterstellte, nie für möglich gehalten, in dessen privaten Akten ausgerechnet auf den Entwurf zu der rätselhaften Kurzgeschichte zu stoßen, die in der Villa gefunden worden war.

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