Das Halsband der Koenigin by Szerb Antal

Das Halsband der Koenigin by Szerb Antal

Autor:Szerb, Antal [Szerb, Antal]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik/Historische Romane, Erzählungen
Herausgeber: dtv
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Die Geschichte

Ein Mann namens Laporte, der bei Jeanne ein- und ausging, wußte, daß Boehmer das wunderbare Schmuckstück, für das sich kein Käufer fand, noch in seiner Werkstatt hatte. Er sagte einmal, ganz nebenbei, zu Jeanne:

»Wenn Sie mit der Königin so gut befreundet sind, dann reden Sie ihr doch zu, das Kollier zu kaufen!«

»Haben Sie das Kollier gesehen?« fragte Jeanne.

»Ich habe es gesehen. Ein wahres Wunderwerk. Die Steine allein sind ein Vermögen wert, von der Arbeit gar nicht zu reden.«

Die Verhandlungen wurden eingeleitet. Laportes Schwiegervater, Oberstaatsanwalt Achet, suchte Boehmer auf und teilte ihm mit, welche Möglichkeit sich eröffnete. Die Juweliere versprachen, sie würden dem, der sie von dem Kollier befreie, gern 1000 Louis zahlen. Laporte aber steckte bis zum Hals in Schulden.

Am 29. Dezember 1784 erschienen Achet und Bassenge, Boehmers Geschäftspartner, mit dem Schmuckstück bei Jeanne in der Rue Neuve-Saint-Gilles. Sie öffneten die Schatulle, und vor Jeanne leuchtete im Glanz von hundert Diamanten das Wunder, das Valois-Wunder. Da lag der verwunschene Nibelungenhort, aus dem Dunkel war er ans Tageslicht gelangt und strahlte nun seine bösen Zauberkräfte aus. Jeanne schwindelte der Kopf für einen Augenblick: In diesem Moment glaubte sie zu wissen, daß ihr das Schicksal eine Chance bot. Der große Plan, die beiden fixen Ideen, die des Kardinals und die Boehmers, zu verknüpfen und damit eine dritte fixe Idee, nämlich ihre eigene, zu verwirklichen, wurde geboren.

Auf Anweisung Jeannes hielt der Kardinal sich in Saverne auf. Aber im Januar kam er nach Paris zurück. Baron von Planta hatte ihm einen Brief der Königin gebracht:»Kommen Sie eiligst hierher«, hieß es im Brief, »ich möchte Ihnen eine geheime Angelegenheit anvertrauen, die mich persönlich betrifft. Die Gräfin de La Motte wird Ihnen die Lösung des Rätsels mitteilen.«

Ende Januar traf Jeanne sich wieder mit den Juwelieren und teilte ihnen mit, daß man möglicherweise das Schmuckstück in wenigen Tagen kaufen werde. Ein sehr vornehmer Herr werde der Käufer sein. Sie möchten sich vorsehen, da große Herren schlechte Zahler seien. Ihr Name solle überhaupt nicht genannt werden. Tief beeindruckt von Jeannes Edelmut, versprachen die Juweliere Jeanne als Belohnung ein prachtvolles Schmuckstück. Geld wagten sie ihr nicht anzubieten.

»Danke, ich nehme nichts an«, sagte das Blut der Valois. »Ich tue es nur, um Ihnen zu helfen.«

Wir leben, wie gesagt, im Jahrhundert der Wohltätigkeit. Am 24. Januar stehen Jeanne und ihr Mann früh auf und sind um sieben Uhr schon bei Boehmer in der Rue Vendôme.

»Heute kommt Kardinal Rohan zu Ihnen. Er ist der Käufer. Nennen Sie meinen Namen nicht.« Kurz darauf erschien Rohan. Er sah sich das Schmuckstück an. Es gefiel ihm nicht. Sein geschulter Rokokogeschmack fand es zu pompös, übertrieben prunkvoll, altväterlich. Einen Augenblick lang war er enttäuscht.

»So etwas gefällt der Königin?« dachte er im stillen, »und ich hatte geglaubt, sie liebe hübsche, graziöse Dinge. Nun, sie ist eben keine Französin.«

Wie dem auch sei, der Wunsch der Königin war ihm Befehl. Die Vorgeschichte war folgendermaßen abgelaufen: Jeanne hatte dem Kardinal nach bewährter Methode erzählt, daß die Königin das Schmuckstück gerne kaufen möchte, aber augenblicklich kein Geld habe. Sie wolle mit Wechsel kaufen, auf Abzahlung, im geheimen, ohne daß der König davon wissen solle.



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