Das Gesamtwerk by Lovecraft H. P

Das Gesamtwerk by Lovecraft H. P

Autor:Lovecraft, H. P. [Lovecraft, H. P.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Die elektrische Hinrichtungsmaschine

Für jemanden, der nie der Gefahr ausgesetzt war, zum Tode verurteilt zu werden, habe ich eine recht sonderbare Abscheu davor, vom elektrischen Stuhl zu reden. Ich glaube, ich schrecke vor diesem Thema sogar mehr zurück als viele Menschen, bei deren Gerichtsverhandlung es um Leben oder Tod ging. Das liegt daran, dass ich diese Art der Hinrichtung mit einem Vorfall in Verbindung bringe, der 40 Jahre zurückliegt – ein sehr seltsamer Vorfall, der mich nahe an den dunklen Abgrund des Unbekannten brachte.

Im Jahre 1889 arbeitete ich als Rechnungsprüfer und Ermittler für die Tlaxcala Mining Company in San Francisco, die mehrere Silber- und Kupferbergwerke im San-Mateo-Gebirge in Mexiko betrieb. Im Bergwerk 3, dessen stellvertretender Oberaufseher ein ruppiger, hinterhältiger Mann namens Arthur Feldon war, hatte es einige Probleme gegeben. Am 6. August erhielt die Unternehmenszentrale ein Telegramm mit der Nachricht, Feldon habe sich aus dem Staub gemacht, alle Buchhaltungsunterlagen, Wertpapiere und persönliche Aufzeichnungen mitgehen lassen und das ganze Büro in einem heillosen Chaos hinterlassen.

Diese Nachricht war ein schwerer Schlag für das Unternehmen. Am späten Nachmittag rief mich dessen Leiter, Direktor McComb, in sein Büro und erteilte mir den Auftrag, die Dokumente, koste es, was es wolle, wiederzubeschaffen. Ihm war allerdings klar, dass dies schwierig werden würde. Ich hatte Feldon nie gesehen und konnte mich nur an sehr unscharfen Fotos orientieren. Außerdem sollte in neun Tagen, am Donnerstag der folgenden Woche, meine Hochzeit stattfinden, sodass ich selbstverständlich nicht scharf darauf war, zu einer Menschenjagd von ungewisser Dauer eiligst nach Mexiko geschickt zu werden. Diese Angelegenheit drängte jedoch so, dass sich McComb berechtigt fühlte, mich um sofortige Abreise zu bitten, und ich kam meinerseits zu dem Schluss, dass meine Zustimmung sich sehr positiv auf meine Stellung im Unternehmen auswirken würde.

Ich sollte noch am selben Abend losfahren und den privaten Eisenbahnwaggon des Direktors bis nach Mexico City benutzen. Danach würde ich eine Schmalspurbahn zu den Bergwerken nehmen müssen. Jackson, der Geschäftsführer des Bergwerks 3, würde mich bei meiner Ankunft über alle Einzelheiten informieren und mir jeden nur möglichen Hinweis geben. Anschließend würde die eigentliche Suche beginnen – quer durchs Gebirge, bis zur Küste hinunter und, falls nötig, auch in den Gassen von Mexico City. Ich brach mit der grimmigen Entschlossenheit auf, diese Sache erfolgreich hinter mich zu bringen, und zwar so schnell wie möglich, und dämpfte meinen Ärger, indem ich mir ausmalte, dass ich schon bald mit den Dokumenten und dem Dieb zurückkehren und meine Hochzeit dann fast so etwas wie eine Siegesfeier sein würde.

Nachdem ich meine Familie, meine Verlobte und die engsten Freunde benachrichtigt und hastig Reisevorbereitungen getroffen hatte, traf ich mich um acht Uhr abends mit Direktor McComb an der Endstation der Southern Pacific, erhielt von ihm noch einige schriftliche Anweisungen sowie ein Scheckheft und stieg eine Viertelstunde später in den Transkontinentalzug nach Osten. McCombs privater Waggon war an den Zug angehängt. Ich rechnete nicht mit besonderen Vorfällen während der Fahrt, und nach ausgiebigem Nachtschlaf genoss ich den Komfort des privaten Waggons, den man mir so fürsorglich zur Verfügung gestellt hatte. Nachdem



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