Das Bild der Pyramide by Andrea Camilleri

Das Bild der Pyramide by Andrea Camilleri

Autor:Andrea Camilleri [Camilleri, Andrea]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2020-01-06T09:27:44+00:00


Zehn

Eine plausible Vermutung, die zu überprüfen sich lohnte.

Denn eines stand fest: Die Bedienung für den Zugang zum Keller konnte sich nicht im Haus befinden, das wäre der Spurensicherung und dann auch Terrazzano bei deren gründlicher Inspektion sicher aufgefallen.

Deshalb würde er sich jetzt zunächst die Wände der Garage vornehmen und Zentimeter für Zentimeter untersuchen, ob nicht doch irgendwo ein Schalter versteckt war.

Er konnte aber keinen finden.

Als Kind hatte er geglaubt, es gäbe eine magische Formel, mit der sich geheime Türen entdecken und öffnen ließen. Wie wunderbar und praktisch das doch gewesen war.

Wie lautete noch mal die Formel?

Abrakadabra, simsalabim, Sesam, öffne dich …

Um nichts unversucht zu lassen, sprach er die Beschwörungsformel laut aus, halb im Scherz und halb im Ernst, auch wenn er sich dabei ziemlich lächerlich und peinlich vorkam.

Natürlich geschah kein Wunder, und es öffnete sich auch keine Geheimtür wie von Zauberhand.

Er stellte sich vor den Schalter, legte den Zeigefinger darauf und startete seinen Versuch.

Er drückte dreimal, nichts.

Viermal, nichts.

Fünfmal, immer noch nichts.

Beim zehnten Mal gab er auf.

Nein, so kam er nicht weiter. Und außerdem, wenn jemand es eilig hatte, in den Keller zu gelangen, konnte er nicht ewig damit zubringen, immer wieder auf diesen Schalter zu drücken.

Der Commissario musste nachdenken.

Er trat ins Freie und zündete sich eine Zigarette an.

Wie er es auch drehte und wendete, ihm fiel keine andere Lösung ein, als die Plastikverkleidung zu entfernen, um zu sehen, wie der Schalter gebaut war und wie viele Drähte von ihm abgingen.

Mit neuem Schwung machte er sich ans Werk.

Die Abdeckung war nicht fest mit dem Schalter verbunden, wie er erwartet hatte, sondern lediglich eine aufgesetzte Kappe, die sich mit zwei Fingern abnehmen ließ.

Er legte sie zur Seite.

Den Schalter von der Wand lösen zu wollen war zwecklos und würde seine Erkundung erschweren. Um ihn zu öffnen, musste er vier Schrauben entfernen.

Der Schraubenzieher, den Fazio benutzt hatte, war zu groß. Er holte einen anderen vom Wandbrett, der passte, als er ihn ansetzte.

Als er die erste Schraube gelöst hatte und in seine Tasche stecken wollte, entglitt sie ihm und fiel ein paar Zentimeter neben seinem linken Fuß auf den Boden.

Während er mit der rechten Hand den Schraubenzieher noch am Schalter hatte, bückte er sich und ging in die Hocke, um die Schraube aufzulesen.

Da spürte er, wie sich der gesamte obere Teil des Schalters unter dem Druck seiner rechten Hand leicht bewegte.

Verwundert hielt er inne. Wie konnte der Schalter sich bewegen, wenn er noch von drei Schrauben gehalten wurde? Waren die Schrauben nur Attrappe?

Er ließ die Schraube auf dem Boden liegen und richtete sich auf.

Noch einmal drückte er mit der Handfläche leicht gegen den Schalter, und diesmal spürte er deutlich, dass die obere Hälfte sich ein wenig verschoben hatte.

Er verstärkte den Druck, um den oberen Teil des Schalters im Uhrzeigersinn zu drehen.

Der Schalter kippte um 180 Grad, bevor er auf dem Kopf stehenblieb und einrastete.

Im nächsten Augenblick begann der Boden unter Montalbanos Füßen zu vibrieren.

Erschrocken sprang er zur Seite.

Langsam und ohne das leiseste Geräusch hob sich die Bodenplatte, die der Wand mit dem Schalter am nächsten lag.



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