Crucifix by Montanari Richard

Crucifix by Montanari Richard

Autor:Montanari, Richard [Montanari, Richard]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Tags: Thriller
veröffentlicht: 2007-07-26T22:00:00+00:00


284

29.

Dienstag, 20.15 Uhr

Im sanften Dämmerlicht des Halbschlafs,

als der Tag der Nacht wich, sah Sophie Balzano wie ein Engel aus.

Jessica hatte freiwillig die erste Beschattung von Brian Parkhursts Haus in Garden Court übernommen. Nun war sie nach Hause geschickt worden, um sich auszuruhen. Kevin

Byrne

ebenfalls.

Zwei

andere

Detectives

beschatteten nun das Haus.

Jessica saß auf Sophies Bettrand und betrachtete ihr Kind.

Sie hatten zusammen gebadet. Sophie hatte ihr Haar alleine gewaschen. Sie brauchte keine Hilfe, vielen Dank. Sie hatten sich abgetrocknet und im Wohnzimmer eine Pizza gegessen. Das entsprach nicht den Regeln, denn gegessen wurde normalerweise am Esstisch, aber seitdem Vincent nicht mehr hier lebte, waren schon viele Regeln übertreten worden.

Das sollte nicht überhand nehmen, dachte Jessica. Nachdem Sophie in ihr Nachthemd geschlüpft war, hatte Jessica bemerkt, dass sie ihre Tochter fester und ein wenig häufiger gedrückt hatte als sonst. Selbst Sophie 285

warf ihr einen seltsamen Blick zu, als wollte sie sagen: Was ist los, Mama? Jessica wusste, was los war. Das Gefühl, Sophie an solchen Tagen in den Armen zu halten, war wie ein Geschenk.

Jetzt lag Sophie im Bett und Jessica versuchte, sich zu entspannen und Abstand zu den Grausamkeiten des Tages zu gewinnen.

Ein wenig zumindest.

»Geschichte?«, fragte Sophie mit piepsiger Stimme, worauf sie herzhaft gähnte.

»Ich soll dir eine Geschichte vorlesen?«

Sophie nickte.

»Gut«, stimmte Jessica zu.

»Nicht vom Hoke«, sagte Sophie.

Jessica lachte. Sophie konnte den »Hoke« nicht leiden. Es hatte alles vor einem Jahr begonnen, mit einem Ausflug zum King of Prussia Einkaufszentrum und dem riesigen, fünfzehn Fuß hohen, aufgeblasenen grünen Hulk, der aufgestellt worden war, um den Verkauf der DVD

anzukurbeln. Ein Blick auf die Riesenfigur, und Sophie hatte sofort hinter Jessicas Beinen Schutz gesucht.

»Was ist das?«, hatte Sophie mit bebenden Lippen gefragt, wobei sie ihre Finger in Jessicas Rock krallte.

»Das ist der Hulk«, hatte Jessica ihr erklärt. »Ist bloß

eine Comicfigur.«

»Ich mag den Hoke nicht.«

Dieses Erlebnis hatte zur Folge, dass alles, was grün und größer als einen Meter war, dem kleinen Mädchen von nun an Angst einflößte.

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»Wir haben gar keine Hulk-Geschichten, mein Schatz«, sagte Jessica. Sie hatte geglaubt, Sophie hätte den Hulk längst vergessen. Manche Monster starben offenbar einen langsamen Tod.

Sophie kroch lächelnd unter die Decke und bereitete sich auf monsterfreie Träume vor.

Jessica nahm die Bücherkiste aus dem Schrank und warf einen Blick auf die aktuelle Bücherliste für Kleinkinder. Bunny auf der Flucht. Du bist der Boss, Baby Duck. Der neugierige George.

Jessica setzte sich aufs Bett und schaute sich die Buchrücken an. Die meisten Bücher waren für Kinder bis zwei Jahre. Sophie war fast drei. Für Bunny auf der Flucht war sie schon zu groß. Mein Gott, dachte Jessica, die Zeit vergeht wirklich wie im Fluge.

Ganz unten in der Kiste lag das Buch Wie ziehe ich mich an, ein Leitfaden für Kleinkinder, die das selbstständige Anziehen erlernen sollten. Sophie konnte sich sehr gut allein anziehen, seit Monaten schon. Es war lange her, dass sie den linken und rechten Schuh verwechselt oder ihren OshKosh-Overall auf links angezogen hatte.

Jessica entschied sich für Yertle, die Schildkröte von Dr. Seuss. Dieses Buch gehörte zu Sophies und Jessicas Lieblingsbüchern.

Jessica begann zu lesen und berichtete von den Abenteuern und Erfahrungen Yertles und der Bande auf der Insel Sala-ma-Sond.



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