Corona und was dann?: Eine kurze Übersicht über die Destruktivität unserer Zeit (German Edition) by Sierpinski Lukas

Corona und was dann?: Eine kurze Übersicht über die Destruktivität unserer Zeit (German Edition) by Sierpinski Lukas

Autor:Sierpinski, Lukas [Sierpinski, Lukas]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2020-06-28T16:00:00+00:00


12. EIN ALTES DING NAMENS KAPITALISMUS

Kaum etwas prägt unser Leben und das Geschehen auf der Welt so stark wie der Kapitalismus. Man könnte darüber diskutieren, ob seine Wurzeln bis ins 15. Jahrhundert und die darauf folgende Kolonialzeit, in der private Handelsgesellschaften zu Regierungen wurden, reichen. Seine Hochphase erlebte er jedenfalls während der Industrialisierung im 18. und 19. Jahrhundert. Die Entdeckung der Dampfmaschine und der Arbeitsteilung waren revolutionär, doch es war der Sklavenhandel, der die wirtschaftliche Entwicklung maßgeblich vorantrieb. Das Wesen des Kapitalismus setzt sich aus einigen grundsätzlichen Merkmalen zusammen. Er funktioniert nach dem Prinzip der Gewinnmaximierung, das heißt Profit ist das heiligste Gut. Zweckdienlichkeit oder Moral spielen eine eher untergeordnete Rolle. Das Kapital, also Produktionsmitteln wie Fabrikhallen, Maschinen, Rohstoffe und Geld sind Privateigentum der Unternehmer. Alles wird zur Ware, nicht nur Dinge, die wir herstellen, sondern auch etwas so lebensnotwendiges wie Wasser. Es wird abgepumpt, in Flaschen abgefüllt und verkauft. In der digitalisierten Welt sind selbst persönliche Beziehungen in Form von digitalen Daten, die mithilfe von Algorithmen ausgewertet werden, ein handelbares und wertvolles Gut. Die meisten Waren werden nicht produziert, um gezielt Bedürfnisse zu befriedigen und auch nicht aufgrund eines hohen Nutzens, sondern um gekauft und verkauft zu werden. Dabei findet eine radikale Spaltung der Gesellschaft statt, in der ganz wenige Menschen, genauer gesagt die Unternehmer, alles besitzen, wobei alle Anderen nichts besitzen und ihre Arbeitskraft verkaufen müssen, um zu überleben. Es herrscht ein ununterbrochener Konkurrenzkampf, der in einem freien Markt ausgetragen wird, während die „unsichtbare Hand“auf eine göttliche Art und Weise im Verborgenen alles regelt. Angebot und Nachfrage steuern die Produktion und den Konsum. Der freie Markt ist allerdings gar nicht so frei, sondern unterliegt staatlichen Einschränkungen. Es ist die Aufgabe der Regierungen, das Wirtschaftssystem so zu regulieren, dass jeder Mensch die gleichen Rechte und Chancen auf die Auslebung seiner Freiheit hat. An dieser Stelle versagt die Politik.



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