Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt by Emma Bieling

Cinderella auf Sylt - Bieling, E: Cinderella auf Sylt by Emma Bieling

Autor:Emma Bieling [Bieling, Emma]
Die sprache: deu
Format: mobi
Tags: Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Herausgeber: Aufbau Verlag GmbH
veröffentlicht: 2012-09-05T20:17:50+00:00


Bei Frau Schmiedel herrschte Stille. Auch nach dem vierten Mal Klingeln ertönte weder der Türsummer, noch öffnete sich eines ihrer Fenster. Ein schlechter Tag, um sich auszusperren! Langsam begann es auch wieder zu regnen. Cinderella blickte an der Fassade nach oben. Die Rößler … Sie verwarf den Gedanken aber schnell wieder. Blieb nur noch der alte Friedhelm, ein Mittsiebziger, der im Jahr 1955 stehengeblieben war. Seine Elvis-Locke saß perfekt und wirkte irgendwas zwischen lustig und kultig. Cinderella legte ihren Finger auf seinen Klingelknopf. Vielleicht könnte ihr der freundliche alte Nachbar wenigstens ein passendes Werkzeug leihen. »Mama, guck mal«, rief Tommy. »Da kommt wer.«

Cinderella hörte Schritte hinter sich. Das Ersatz-Papa-Treffen! Das hatte sie ja völlig vergessen. Was sollte sie ihm jetzt sagen? Wir müssen unser Gespräch leider in den Vorgarten des Hauses verlegen? Ach, bitte legen Sie doch ab und stellen Sie sich schon mal an die Biotonne. Ich koche nur schnell das Regenwasser auf. Egal! Ich sag, wie es ist. Sie fuhr sich durchs feuchte Haar, atmete tief durch und drehte sich erwartungsvoll um. Wow! Oder nein. Doppel-Wow! Dieser Mann entsprach ihren Vorstellungen ebenso wenig wie ein Kater, der sprach und Stiefel trug.

Mit vorgestreckter Hand kam er näher. »Sie müssen Frau Preußer sein.«

Cinderella legte ein charmantes Lächeln auf. »Und Sie sind Moritz.«

»Ja, Moritz. Sehr angenehm.«

»Verzeihung, aber Ihren Nachnamen konnte ich nicht verstehen«, bohrte Cinderella nach, während sie seine starke Hand schüttelte.

»Weberknecht – Moritz Weberknecht.« Er blickte zu Tommy, der ihn mit großen Augen anstarrte. »Und du bist also der kleine Held, der zum MAD will?«

»Ja.«

»Na, da hast du dir ja echt einen obercoolen Job ausgewählt.«

Tommys Wangen färbten sich rötlich. Irgendwie schien er plötzlich um einige Zentimeter zu wachsen. »Ist doch nur ein Job.« Er winkte verlegen ab.

»Nur ein Job? Mann, das ist voll der Hammerjob.«

Cinderella beobachtete die Mimik des unglaublich gut duftenden Ersatz-Papas. Seine Augen glänzten im Abendrot des Himmels. Und bei jedem Lachen taten sich kleine Grübchen auf. Ein fleischgewordener Traum von einem Mann und mindestens ein Meter fünfundachtzig groß, schwärmte Cinderella gedanklich vor sich hin. Sie hatte bei all dem Stress nicht nur das Treffen vergessen, sondern auch, sich über den eigenartigen Berufswunsch ihres Sohnes schlau zu machen.MAD? Bestimmt so eine Riesen-Finanzfirma. Joseph würde das wissen. Er kannte sich in solchen Dingen aus. Moritz zu fragen erschien ihr unangebracht. Er würde vermutlich sofort denken, dass sie keine Bildung hatte. Nein! Diese Blöße wollte sie sich nicht geben. Dieser Duft … Moment! Kenne ich den nicht? Cinderella trat näher an Moritz heran. Klar, König Drosselbart!



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