Cesario Aero - Kaiser der Lüfte by Luzia Pfyl

Cesario Aero - Kaiser der Lüfte by Luzia Pfyl

Autor:Luzia Pfyl [Pfyl, Luzia]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-903006-34-8
Herausgeber: Verlag ohneohren
veröffentlicht: 2017-04-16T16:00:00+00:00


* * *

Der Flug zog sich schier endlos hin. Nach einem dritten Drink hatte sich Vincent dazu durchgerungen, wieder zu Abby und Takeo an den Tisch zurückzugehen. Der Bourbon flutete seinen Körper und bereitete ihm weiche Knie. Er hätte vielleicht doch lieber das Abendessen zu sich nehmen sollen, dachte er zerknirscht. Das Dessert, österreichischer Apfelstrudel, kam ihm da gerade recht. Er schielte gelegentlich zu Abby, und jedes Mal wurde ihm flau in der Magengegend. Vorhin auf der Couch, als sie seine künstliche Hand gehalten hatte, war es ihm vorgekommen, als sähe er sie gerade zum ersten Mal.

Vincent musterte Abbys Gesicht mit den kecken Sommersprossen auf der Nase und den grünen Augen, die ihn damals in Budapest, als er sie vor der durchgehenden Kutsche gerettet hatte, angefunkelt hatten. Eine halbe Ewigkeit war das her, wie ihm schien.

Der Atlantik lag wie ein endloser schwarzer Teppich unter ihnen, der mit dem nächtlichen Himmel verschmolz. Nur die funkelnden Sterne und der aufgehende Halbmond ließen erkennen, wo die Grenze zwischen Ozean und Himmel war. In der Nacht, als alle Passagiere sich in ihre Kabinen in der unteren Hälfte des Zeppelins zurückgezogen hatten, lag Vincent noch lange wach und ließ seine Gedanken wandern. Er vermisste Blerims blöde Sprüche, aber vor allem dessen Freundschaft. Er dachte an den Moment zurück – er war gerade fünf Tage im Hospital gewesen – als einer der Techniker seines Betreuerteams auf einmal in seinem Zimmer gestanden hatte. Er war einer der wenigen, die neben Vincent überlebt hatten. Blerim und drei der Jungs aus seiner Mannschaft, zwei Mechaniker und der Sanitäter, waren allesamt während des Anschlags getötet worden. Es hatte Vincent beinahe das Herz zerrissen. Sein bester Freund, mit dem er die gesamte Ausbildung, all die harten Jahre im Militär überstanden hatte, war einfach nicht mehr da. Hatte der Verlust seines Armes nicht dafür gereicht, so hatte ihn diese Nachricht endgültig in ein Loch stürzen lassen.

Aber Abby schaffte es irgendwie, ihn innerhalb weniger Minuten zum Lachen zu bringen. Er hatte keine Ahnung, wie sie das anstellte. Aber es hatte gut getan, das Lachen.

Vincent wurde nun doch von Müdigkeit übermannt und musste gähnen. Wohlig streckte er sich und drehte sich dann auf die Seite. Kurz darauf war er bereits eingeschlafen.



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