Briefe eines Verstorbenen by Pückler-Muskau Hermann von

Briefe eines Verstorbenen by Pückler-Muskau Hermann von

Autor:Pückler-Muskau, Hermann von
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: (Privatkopie)
veröffentlicht: 2010-02-02T16:00:00+00:00


Den 7ten October.

Was Dich hier sehr ansprechen würde, ist die ausnehmende Reinlichkeit in allen Häusern, die große Bequemlichkeit der Meubeln, die Art und Artigkeit der dienenden Klassen. Es ist wahr, man bezahlt alles was zum Luxus gehört, (denn das bloß Nothwendige ist im Grunde nicht viel theurer als bei uns) sechsfach höher, man findet aber auch sechsfach mehr comfort dabei. So ist auch in den Gasthöfen alles weit reichlicher und im Ueberfluße, als auf dem Continent. Das Bett z.B., welches aus drei übereinandergelegten Matratzen besteht, ist groß genug, um zwei bis drei Personen darauf Platz zu geben, und sind die Vorhänge des viereckigen Betthimmels, der auf starken Mahagony-Säulen ruht, zugezogen, so befindest Du Dich wie in einem kleinen Cabinet, ein Raum, wo in Frankreich Jemand ganz bequem wohnen würde. Auf Deinem Waschtisch findest Du nicht bloß eine ärmliche Wasser-Bouteille mit einem einzigen Fajence oder silbernen Krug und Becken, nebst einem langgedehnten Handtuche, wie Dir in deutschen und fränkischen Hotels, und selbst vielen Privathäusern, geboten wird, sondern statt dessen wahre kleine Wannen von chinesischem Porcellain, in die man den halben Leib ohne Mühe tauchen könnte, darüber Robinets, die im Moment jede beliebige Wasserfluth liefern; ein halbes Dutzend breite Servietten, eine Menge große und kleine Kristallflaschen, einen hohen Stell-Spiegel, Fußbecken etc. ohne die andern anonymen Bequemlichkeiten der Toilette in eleganter Gestalt zu erwähnen. – Alles präsentirt sich so behaglich vor Dir, daß Dich sofort beim Erwachen eine wahre Badelust anwandelt. Braucht man sonst etwas, so erscheint auf den Ruf der Klingel entweder ein sehr nett gekleidetes Mädchen mit einem tiefen Knix, oder ein Kellner, der in der Tracht und mit dem Anstand eines gewandten Kammerdieners respectvoll Deine Befehle entgegen nimmt, statt eines ungekämmten Burschen in abgeschnittener Jacke und grüner Schürze, der mit dummdreister Zuthätigkeit Dich fragt: Was schaffen's, Ihr Gnoden, oder: haben Sie hier jeklingelt? und dann schon wieder herausläuft, ehe er noch recht vernommen hat, was man eigentlich von ihm wollte. Gute Teppiche decken den Boden aller Zimmer, und im hellpolirten Stahl-Kamin brennt ein freudiges Feuer, statt der schmutzigen Bretter, und des rauchenden oder übelriechenden Ofens in so vielen vaterländischen Gasthäusern. Gehst Du aus, so findest Du nie eine unsaubere Treppe, noch eine so spärlich erleuchtete, wo nur gerade die Dunkelheit sichtbar wird. Im ganzen Hause herrscht überdieß Tag und Nacht die größte Ruhe und Decenz, und in vielen Hotels hat sogar jedes geräumige Logis seine eigene Treppe, so daß man mit niemand Andern in Berührung kömmt. Bei Tisch gewährt man dem Gast eine gleiche Profusion weißer Tischwäsche und glänzend geputzter Bestecke, nebst einer wohl furnirten plat de menage und einer Eleganz der Anrichtung, die billigerweise nichts zu wünschen übrig läßt; die Dienerschaft ist stets da, wenn man sie braucht, und drängt sich doch nicht auf, der Wirth selbst aber erscheint gewöhnlich beim Anfang des Dinnés, um sich zu erkundigen, ob man mit allem zufrieden sey, kurz man vermißt in einem guten Gasthofe hier nichts, was der wohlhabende gereiste Privatmann in seinem eignen Hause besitzt, und wird vielleicht noch mit mehr Aufmerksamkeit bedient.



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