Blutrot ist die Sünde by Russell Leigh

Blutrot ist die Sünde by Russell Leigh

Autor:Russell, Leigh [Russell, Leigh]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi
Herausgeber: BASTEI LÜBBE
veröffentlicht: 2018-02-22T23:00:00+00:00


35

Carol

»Carol Middleton ist hier, und sie möchte mit jemandem sprechen, Chefin.«

Geraldine blickte fragend auf. »Carol Middleton? Muss ich die kennen?«

»Sie ist Vernon Mitchells Tante.«

Geraldine warf die Akte hin, in der sie eben gelesen hatte. »Dann ist er aufgetaucht?«

»Weiß ich nicht, Chefin, aber sie sieht nicht fröhlich aus.« Der Constable verzog das Gesicht, und Geraldines Zuversicht verpuffte. Vernon war ein gesunder Siebzehnjähriger, der seit nicht mal zwei Tagen vermisst wurde. Wäre er nicht auf dem Revier gewesen, um sehr verschwommen von einem Mann zu erzählen, der sich kurz vor Abigail Kirbys Ermordung mit ihr unterhalten hatte, würde die Polizei den Befürchtungen seiner Mutter keine große Bedeutung beimessen. Nun jedoch war Vernon Mitchell verschwunden, nachdem er zu ihnen gekommen war, um eine Aussage zu machen. Er war nur einen Tag, nachdem er gesagt hatte, dass er befürchte, verfolgt zu werden, verschwunden. Etwas daran fühlte sich gar nicht gut an.

»Okay, ich gehe zu ihr.«

Eine große, rotgesichtige Frau wartete im Befragungszimmer. Sie sah wie ein robustere Version von Mrs. Mitchell aus. Sie musste die Schwester der Frau sein. »Mrs. Carol Middleton?«

»Ich will, dass Sie mir verraten, was hier eigentlich los ist«, sagte Carol Middleton, ehe Geraldine sich ihr vorstellen konnte. »Meine Schwester hat ihren Sohn vor vierundzwanzig Stunden vermisst gemeldet und seitdem kein Wort von Ihnen gehört.«

»Es tut mir leid …«

»Ich glaube, Sie haben keine Vorstellung, was meine arme Schwester durchmacht«, fuhr Carol fort, ohne Geraldine ausreden zu lassen. »Meine Schwester ist eine kranke Frau. Mit dem Stress, den Sie ihr zumuten, wird sie nicht fertig.«

»Das tut mir sehr leid für Ihre Schwester, Mrs. Middleton, aber ich weiß nicht, was wir Ihrer Meinung nach noch tun könnten …«

»Ihn suchen natürlich. Egal, wo Vernon ist, Sie müssen ihn finden. Meine Schwester erträgt das nicht mehr lange. Es macht sie ganz verrückt. Hören Sie, ich habe das Gefühl, dass Sie den Ernst der Lage nicht richtig begreifen. Ich würde gern mit einem leitenden Beamten sprechen.« Nun stellte Geraldine sich vor, und Carol Middleton nickte, als sie erfuhr, dass sie einen Inspector vor sich hatte. »Gut. Sie sind also Inspector. Schön. Dann sagen Sie mir jetzt genau, was Sie bisher unternommen haben, um Vernon zu finden. Ich will ganz genau wissen, was los ist.«

Geraldine fing an zu erklären, dass man Vernons Verschwinden so viel Zeit wie möglich widmete, doch Carol Middleton unterbrach sie wieder.

»Offen gesagt ist das nicht gut genug, Inspector. Sie müssen verstehen, dass es hier nicht um einen typischen Teenager geht, der weggelaufen ist. Vernons Mutter ist schwer krank. Er weiß, wie sehr sie auf ihn angewiesen ist, und er würde nie einfach so verschwinden, ohne ein Wort.«

Geraldine sah der anderen Frau in die Augen und bemühte sich, ruhig zu sprechen. »Mrs. Middleton, ist Ihnen eventuell schon der Gedanke gekommen, dass Vernon sich einfach eine Auszeit genommen hat, etwas Zeit für sich? Angehörige zu pflegen ist schwierig und kräftezehrend, und Vernon ist erst siebzehn …«

»Er ist fast achtzehn, und er pflegt meine Schwester nicht. Es kommen täglich Pfleger ins Haus, die sich um sie kümmern. Aber Vernon ist ihr Sohn.



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