Bird lives! by Bill Moody

Bird lives! by Bill Moody

Autor:Bill Moody [Moody, Bill]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Charly Bird Parker, Jazz, Kriminalroman, Musik, Spannung, USA
Herausgeber: Unionsverlag
veröffentlicht: 2015-12-19T16:00:00+00:00


9

Andies Wohnung ist in der Nähe von Westwood, nicht weit von ihrem Büro im Federal Building entfernt. Es ist eine große Apartmentanlage mit Autostellplätzen, einem Pool in der Mitte und einer langen Galerie von Briefkästen neben dem Büro der Verwaltung. Ich parke vorn auf einem Gästeparkplatz und gehe am Schwimmbecken vorbei zu Andies Apartment im Obergeschoss.

Als ich klopfe, macht sie die Tür schnell auf, als hätte sie dort gestanden und nach mir Ausschau gehalten. Sie trägt ein stark verwaschenes Berkeley-Sweatshirt, schwarze Jeans und Sandalen. Ihr Haar sieht feucht aus, und Shampoo- und Seifenduft wetteifern miteinander.

»Hast du die Kassette mitgebracht?«

Beim Hereinkommen habe ich die Kassette bereits in der Hand und strecke sie ihr hin.

Sie macht die Tür hinter mir zu und geht geradewegs auf ein Bücherregal zu, in dem eine kleine Stereoanlage und viele Hardcover und Taschenbücher stehen. An der Wand hängen ein paar gerahmte Poster; im Wohnzimmer stehen einige Topfpflanzen, ein kleines Sofa und zwei Sessel vor einem Fernseher auf einer Konsole, deren Regalbretter mit Videos voll gestopft sind. Unter einem Fenster steht ein Sekretär, dessen Schreibfläche man mit einer Art Rollladen schließen kann. Der Rollladen ist hochgeschoben, obendrauf brennt eine altmodische Lampe mit grünem Glasschirm, wie sie früher in Banken benutzt wurde. Ich sehe einen Laptop und eine Ansammlung von Aktenordnern und verstreut daneben liegenden Blättern.

»Hol dir doch was zu trinken«, sagt sie. »Im Kühlschrank ist Bier und Wein.« Ich nehme mir ein Bier und setze mich auf einen Sessel, während sie die Kassette einlegt. Sie regelt die Lautstärke, und wir hören Gillians Stimme, leise unterlegt mit Thelonious Monk und Gerry Mulligans Baritonsax.

»Gillian hier, Lover«, sagt die Stimme, »kompliziert wie Monk.«

Andie schnappt sich einen Kuli und einen gelben Schreibblock vom Sekretär und setzt sich aufs Sofa. Sie legt den Block auf einen kleinen Beistelltisch aus Glas und hört zu, den gezückten Kuli in der Hand.

»Ich habe Ihre Sendung bekommen.« Ich höre meine eigene Stimme. Sie klingt merkwürdig, wie die eines Fremden.

»Gut«, sagt Gillian. »Jetzt kannst du dich an die Arbeit machen.«

»Wie meinen Sie das?«

»Du erinnerst dich an unsere Abmachung. Du redest mit mir; ich halte still. Jetzt werden wir das Ganze ein wenig erweitern.«

»Wie?«

»Du wirst den Tod meines Bruders untersuchen. Greg Sims ist sein echter Name, falls du dich das gefragt hast. Er war ein Tenorspieler, genau wie Zoot.«

Ich beobachte Andie, die Zoot Sims auf ihren Block schreibt.

»Ich weiß nicht, was Sie von mir erwarten. Sagten Sie nicht, dass es Selbstmord gewesen sei?«

»Ich habe dir doch gesagt, dass die Polizei das behauptet.« Ihre Stimme schraubt sich höher. Die Trägheit ist kurz verschwunden. Ein paar Sekunden Pause entstehen, dann: »Ich will es genau wissen.«

»Wo und wann ist er gestorben?«

»In San Francisco. Vor fast einem Jahr.« Ihre Stimme klingt jetzt monoton, sie rattert nur Fakten herunter.

Andie schreibt wieder mit und sieht dann mich an.

»Da kannst du anfangen«, sagt Gillian. »Wollen wir mal sehen, wie gut du wirklich bist.«

»Warten Sie, ich bin kein professioneller Detektiv. Wie soll ich das machen?«

Ich trinke einen Schluck Bier und höre den Anflug von Panik in meiner Stimme.



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