Berta Isla by Javier Marías

Berta Isla by Javier Marías

Autor:Javier Marías [Marías, Javier]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104909165
Herausgeber: FISCHER E-Books


Mitten in seiner Rede hatte die Kleine zu weinen angefangen, aber Tomás hatte nicht innegehalten, hatte so getan, als hörte er sie nicht, oder hielt es für nicht so dringend, dass er seine Erörterungen unterbrechen musste. Zweifellos war er noch nicht am Ende, wie auch ich nicht am Ende der meinen, aber da hielt ich es nicht länger aus, stand auf und ging zu ihr, nicht ohne ihm vorher zu sagen:

»Hör auf damit, ja? Was soll das, mit mir auf Englisch zu sprechen wie ein alter Mann aus einem Western? Was spielst du für ein Spiel? Das nervt gewaltig, und du machst mir Angst. Du klingst, als wärst du ein anderer, was weiß ich, Walter Brennan. Ich verstehe dich nicht einmal richtig, erkenne dich nicht wieder. Hör auf mit dem Quatsch.«

Ich nahm das Mädchen auf den Arm. Sie hatte Durst, ich gab ihr zu trinken und nahm sie mit ins Wohnzimmer, ihr Kopf an meiner Schulter, ich wiegte sie im Stehen, damit sie sich beruhigte und über meinen kurzen Schritten und dem Murmeln unserer Stimmen wieder einschlief. Das würde ihr schwerfallen, wenn Tomás nicht wieder seine normale annahm. Sein Verhältnis zu Guillermo und Elisa war widersprüchlich. Zweifellos liebte er sie sehr und hatte eine Schwäche für sie, in das Mädchen war er ganz vernarrt. Aber er wahrte eine gewisse Distanz, wenn er in Madrid bei ihnen war. Er hielt sich mit seinen Zärtlichkeiten zurück und bremste auch sie in ihren instinktiven, als wollte er sich nicht allzu sehr an diese Herzlichkeiten gewöhnen, damit er sie bei seiner unvermeidlichen künftigen Abwesenheit nicht zu schmerzlich vermisste. Auch wenn er mehrere Monate hier war, wusste er, dass man ihn wieder rufen, er wieder fort sein würde, dass seine Aufenthalte zu Hause provisorisch waren und man nicht ausschließen konnte, dass er eines Tages nicht mehr zurückkehrte. Das tat mir in der Seele weh und dämpfte meine Missbilligung. Tomás war sich bewusst, dass er eines Tages aus unserem Universum ausgestoßen werden konnte, und so versuchte er, sich nicht allzu eng daran zu binden, als wäre er gewissermaßen auf Besuch, soweit möglich. Er streckte die Arme aus und verlangte das Mädchen von mir, ich reichte sie ihm, und er legte sie sich an die Schulter, während er ihr den Rücken tätschelte und sie etwas ungeschickt wiegte. Das Mädchen hörte mit dem Wimmern auf und wechselte zu Seufzern, die den Übergang in den Schlaf ankündigten, der Augenblick, den er für eine Antwort nutzte, immer noch ohne die Sprache zu wechseln, aber Stimme und Akzent waren jetzt völlig anders. Nun klang er wie ein ungebildeter Engländer, bei denen fast alle Vokale zum o tendieren, weshalb aus »laik« und »maind« für like und mind so etwas wie »loik« und »moin« wurde, um ein Beispiel zu nennen. Natürlich machte ich die feinen Unterschiede nicht aus. Die Stimme war hart, die eines jungen, derben Mannes, nicht mehr die eines alten Knackers.

»Eher die von Charley Grapewin«, sagte er. Den kannte ich nicht, vermutlich ein anderer Nebendarsteller. Womöglich spielte man ihm in der



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