Ausradiert 02 - Nicht ohne meinen Dad by Adlon Andreas

Ausradiert 02 - Nicht ohne meinen Dad by Adlon Andreas

Autor:Adlon, Andreas [Adlon, Andreas]
Die sprache: eng
Format: epub
veröffentlicht: 2015-08-24T16:00:00+00:00


Kapitel 15

Mark konnte nicht sagen, warum er mitten in der Nacht wach geworden war. Vielleicht von einem Geräusch oder einem schlechten Traum. In seiner Brust verspürte er einen stechenden Schmerz. Nur wenig Licht drang von außen in sein Zimmer. Eventuell kam es von einer Straßenbeleuchtung. In der Ecke am Fenster bewegte sich etwas. Eine dunkle Gestalt, die sich aufrappelte und bedrohlich auf ihn zu wankte. Hektisch suchte Mark mit seiner freien linken Hand nach dem Schalter der Nachttischlampe. Einen Notknopf, den er betätigen konnte, um Hilfe zu rufen, gab es nicht. Zunächst erwischte er nur das Kabel, fuhr eilig mit der Hand daran entlang, um schließlich doch den Schalter zu erreichen. Seine Augen brauchten einen Moment, um sich an die plötzliche Helligkeit zu gewöhnen. Von dem rätselhaften Wesen gab es keine Spur. Im Raum standen die Dinge noch genauso wie zu dem Zeitpunkt, als er eingeschlafen war. Nichts war mehr zu spüren von der Euphorie von vor ein paar Stunden. Im Gegenteil: Jetzt hatte er Angst.

Mark vernahm ein dumpfes Klopfen. Er lenkte seinen Fokus auf seinen Hörsinn, wie ein Hund, der die Ohren spitzte. Er hielt sogar den Atem an, um sich auf das kleinste Geräusch konzentrieren zu können. Ob er drei oder vier Minuten gehorcht hatte, wusste Mark nicht. Er trug weder eine Armbanduhr noch zeigte ihm ein Wecker oder ein anderes Display die Zeit an. Die Lamellen bewegten sich plötzlich kaum merklich, obwohl alle Fenster geschlossen waren. Noch nie, seit er hier in diesem Loch lag, war gelüftet worden. Seinen eigenen Gestank nahm Mark kaum mehr wahr. Wie konnte es sein, dass sich die Lamellen bewegten? Oder bildete er sich das nur ein? Er wischte sich mit der Hand über die Augen, sah erneut zu den Lamellen, die sich nun keinen Millimeter bewegten.

Erneut das Klopfen - dreimal -, fast nicht zu hören. Er konnte die Richtung nicht genau lokalisieren, aus der die Geräusche kamen. Er vermutete, das Klopfen käme von der Wand hinter ihm. Unwillkürlich dachte Mark an Edmond Dantès und das Château d‘If. Unschuldig hatten mächtige Männer den jungen Seemann und späteren Grafen von Monte Christo lebenslänglich auf die Gefängnisinsel verbannt. Nach vielen Jahren Kerkerhaft hörte dieser Klopfgeräusche, die vom Mitgefangenen Abbé Faria stammten. Diesen Film hatte Mark mit Jana geschaut, als sie noch klein war. Viel zu jung für einen solchen Film. Sie fragte ihn damals unentwegt, ob es denn realistisch sei, ob es das wirklich geben könnte, dass jemand auf einer Felseninsel einen Tunnel gräbt, um in die Freiheit zu gelangen.

»Jana, das ist nur ein Film. Das ist nie so passiert«, hatte er ihre Fragerei abgetan. Heute wünschte er sich, es würde Putz von der Wand bröckeln und ein Mitgefangener sich zeigen und ihm Hoffnung auf eine Flucht machen.

Mark sah sich um, fand jedoch nichts, womit er seinerseits gegen die Wand hämmern konnte. Mit der flachen Hand würde er kaum Lärm verursachen können. Das einzige, das neben der Lampe auf dem Nachttisch stand, war seine Wasserflasche. Kurz entschlossen ergriff er den Flaschenhals und zerschmetterte die Flasche an der Wand hinter ihm.



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