Ausnahmezustand by Tom Clancy

Ausnahmezustand by Tom Clancy

Autor:Tom Clancy [Clancy, Tom]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783453161108
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2013-11-30T05:00:00+00:00


21

New York/New York – Samstag, 22 Uhr 39

Nachdem Reynold Downer den schwedischen Delegierten getötet hatte, ging er zu Georgiew. Außer ein paar weinenden Kindern und dem betenden Italiener waren alle im Raum still und bewegungslos. Die anderen maskierten Mitglieder der Gruppe blieben an ihren Posten.

Downer stand jetzt so nah bei Georgiew, daß dieser die Wärme seines Atems durch die Skimütze spürte. Auf den Fasern waren winzige Blutstropfen zu sehen.

»Wir müssen reden«, sagte Downer.

»Worüber?« flüsterte Georgiew ärgerlich.

»Wir müssen die Sache jetzt mehr anheizen«, zischte Downer.

»Geh zurück an deinen Posten«, wies ihn Georgiew an.

»Hör zu. Als ich die Tür aufgemacht habe, standen da etwa zwanzig oder fünfundzwanzig bewaffnete Wachen mit Schutzschildern auf dem Korridor.«

»Eunuchen«, erwiderte Georgiew. »Sie werden es nicht riskieren, den Saal zu stürmen. Wir haben doch darüber gesprochen. Dann würden sie alles verlieren.«

»Ich weiß.« Downers Blick schweifte zu dem abhörsicheren Handy in der Tasche auf dem Boden. »Aber dein Geheimdienstkontakt sagt, daß nur Frankreich zahlen will.

Wir haben die verdammte Generalsekretärin nicht als Geisel, wie wir es eigentlich geplant hatten.«

»Das war Pech«, entgegnete Georgiew, »aber auch keine Katastrophe. Wir schaffen es auch ohne sie.«

»Wie denn?« fragte Downer.

»Wir müssen nur Geduld haben«, sagte Georgiew.

»Wenn die USA anfangen, sich um das Wohlergehen der Kinder zu sorgen, werden sie schon zahlen, unabhängig vom Verhalten der anderen Nationen. Sie werden es mit ihren Schulden bei den Vereinten Nationen aufrechnen und eine Übergabemethode ausfindig machen, bei der sie das Gesicht wahren können. Also, geh jetzt zurück und mach deine Arbeit.«

»Ich finde, wir sollten anders vorgehen«, insistierte Downer. »Die brauchen mehr Feuer unter dem Hintern.«

»Nicht nötig«, entgegnete Georgiew. »Wir haben Zeit, Essen, Wasser …«

»Das meine ich nicht«, unterbrach ihn Downer.

Georgiew maß ihn mit einem eiskalten Blick. Der Australier wurde laut. Genau so etwas hatte er von Downer erwartet. Das Ritual der Konfrontation, des Neinsagens, so vorhersagbar und extrem wie ein japanisches Kabuki-Spiel. Aber es dauerte ein wenig zu lange und wurde ein bißchen zu laut. Wenn es sein mußte, würde er Downer erschießen, genau wie jeden anderen der Männer. Hoffentlich deutete Downer seinen Blick richtig.

Downer atmete tief. Mit ruhigeren Worten sprach er weiter. Er hatte den Blick verstanden.

»Diese Bastarde scheinen nicht zu begreifen«, fuhr er fort, »daß wir Geld wollen und kein Gerede. Chatterjee versuchte auch zu verhandeln.«

»Das hatten wir erwartet«, antwortete Georgiew. »Und wir haben sie abgestellt.«

»Mal sehen, wie lange es vorhält«, murmelte Downer.

»Sie wird es mit Sicherheit noch einmal versuchen. Reden ist doch alles, was diese verdammten Idioten tun.«

»Und es hat ihnen noch nie genützt«, ergänzte Georgiew. »Wir haben an alles gedacht«, erinnerte er den Australier mit ruhiger Stimme. »Sie werden einlenken.«

Downer hielt immer noch die Pistole, mit der er den schwedischen Delegierten getötet hatte. Zur Bekräftigung seiner Worte schüttelte er sie. »Ich finde immer noch, wir sollten herauskriegen, was sie vorhaben, und dann richtig Druck machen. Nach dem Italiener sollten wir uns die Kinder vornehmen. Vielleicht erst ein wenig foltern, damit sie auf dem Korridor Schreie hören. Wie die Roten Khmer in Kambodscha, die immer den Haushund einfingen und ihn langsam in kleine Stücke zerlegten, um die Familie aus den Verstecken zu locken.



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