Archer Jeffrey by Die chinesische Statue und andere Uberraschungen

Archer Jeffrey by Die chinesische Statue und andere Uberraschungen

Autor:Die chinesische Statue und andere Uberraschungen
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-03-28T12:32:08+00:00


Der Gewohnheitsmensch

Septimus Horatio Cornwallis’ Leben hielt nicht, was sein Name verhieß. Er hätte mit einem solchen Namen Minister sein sollen, Admiral, oder zumindest Dekan einer Provinzuniversität. Septimus Cornwallis jedoch war Beamter im Hauptbüro der Schadensabteilung der Prudential Versicherung Ges. m. b. H. 172 Holborn Bars, London ECl.

Seine Namen verdankte Septimus einerseits seinem Vater, der ein bißchen etwas über Nelson wußte, anderseits seiner Mutter, die abergläubisch war und schließlich seinem Ur-UrUrgroßvater, von dem behauptet wurde, er sei ein Cousin zweiten Grades des illustren Generalgouverneurs von Indien gewesen. Gleich nach dem Schulabschluß trat Septimus, ein blasser, schmächtiger junger Mann mit frühzeitig gelichtetem Haar, in die Prudential Versicherung ein, da sein Klassenlehrer ihm gesagt hatte, dies sei ein ideales Sprungbrett für einen jungen Mann mit seinen Fähigkeiten. Als Septimus einige Zeit später über diesen Rat nachdachte, wurde er unsicher, denn sogar er erkannte, daß er überhaupt keine Fähigkeiten hatte. Trotz dieses Dämpfers stieg Septimus im Lauf der Jahre vom Büroangestellten zum Beamten auf (wobei man nicht sagen kann, daß er die Leiter zügig erklomm, vielmehr verweilte er geraume Zeit auf jeder Sprosse), was ihm den eindrucksvollen Titel „Vizedirektionsassistent“ (Abteilung Schadensfälle) eintrug. Septimus verbrachte seine Tage in einem Glaskasten im sechsten Stockwerk, wo er Schadensmeldungen registrierte und Rückzahlungen bis zu einer Höhe von einer Million Pfund beantragte. Wenn er seine Arbeit stets tipptopp erledigte (diesen Ausdruck führte er besonders gern im Mund), meinte er, würde er es in weiteren zwanzig Jahren zum Abteilungsleiter (Abteilung Schadensfälle) bringen, hätte undurchsichtige Wände um sich und unter sich einen Teppich, der nicht aus kleinen Quadraten in leicht differierenden Grünschattierungen zusammengestoppelt wäre. Ja, er könnte vielleicht sogar in den Kreis derer aufrücken, deren Unterschrift die Schecks über eine Million Pfund zierten.

Septimus wohnte in Sevenoaks, gemeinsam mit seiner Frau Norma und seinen beiden Kindern Winston und Elizabeth, die die örtliche Gesamtschule besuchten. Eigentlich sollten sie in ein Gymnasium gehen (wie er vor seinen Kollegen immer betonte), aber die Labour-Regierung hatte alldem ja ein Ende bereitet.

Septimus’ Alltag bestand aus einer geregelten Abfolge fest eingefahrener Gewohnheiten. Alles lief wie bei einem einfach gestalteten Mikroprozessor, während Septimus selbst sich für einen vorbildlichen Bewahrer von Tradition und Disziplin hielt. Denn sofern er überhaupt etwas war, war er ein Gewohnheitsmensch. Hätte etwa aus irgendeinem Grund der KGB ein Attentat auf Septimus geplant, so hätte es völlig genügt, ihn eine Woche lang unter Beobachtung zu stellen, um sich ein klares Bild darüber machen zu können, was er jahrein, jahraus trieb.

Allmorgendlich um Viertel nach sieben stand er auf und zog einen seiner beiden perfekt sitzenden dunklen Anzüge an. Nach dem stets gleichbleibenden Frühstück aus einem weichen Ei, zwei Scheiben Toast und zwei Tassen Tee verließ er fünf Minuten vor acht sein Heim am Palmerson Drive 47. Am Bahnsteig 1 der Station Sevenoaks kaufte er sich den Daily Express, bevor er den Acht-Uhr-siebenundzwanzig-Zug zur Cannon Street bestieg. Während der Fahrt las Septimus die Zeitung und rauchte zwei Zigaretten. Sieben Minuten nach neun kam er in Cannon Street an. Von dort ging er zum Büro und saß punkt neun



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