Anschlag im April by Ulrich Cardell

Anschlag im April by Ulrich Cardell

Autor:Ulrich Cardell [Cardell, Ulrich]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-01-31T16:00:00+00:00


2.

Brockmann nahm Schneider mit in sein Büro, bot ihm einen Stuhl an und schloss die Tür. »Ich möchte nicht auf Rickeberg zugehen. Er soll sich von selbst auf den Weg machen. Wenn ich richtig liege, wird Zirngiebel bald bei dem anrufen, von dem er sich Schutz verspricht. Rickeberg wird noch nicht wissen, dass wir Zirngiebel abhören. Wenn er angerufen wird, haben wir möglicherweise mehr Handhabe, ihn zu befragen, als wenn wir uns mit dem etwas mageren Verdacht aus der Schilderung von Martin zufrieden geben müssen. Wenn sich bei den Telefonaten klare Hinweise auf Rickeberg zeigen, müssten wir allerdings schnell sein, um der Vernichtung der Beweismittel zuvorzukommen – wenn das nicht schon geschehen ist. Das glaube ich aber nicht, solange er keine Hinweise bekommt, dass nach der DVD gesucht wird. Lassen wir ihn also kommen.«

Schneider schaute skeptisch drein, hatte aber auch nicht ohne Weiteres Lust, sich mit dem Polizeipräsidenten auf der Basis eines einfachen Verdachts in eine derart schwerwiegende Konfrontation zu begeben. »Ich gehe zur Task-Force und schaue, ob es etwas Neues gibt und ob Zirngiebel schon telefoniert.«

Brockmann stimmte zu: »Dann schreibe ich jetzt den Antrag für den Haftrichter.«

Es war 21:30 Uhr, als Brockmann einfiel, dass er noch nicht mit Barbara gesprochen hatte.

»Wir haben keine Chance heute Abend«, sagte er ohne jede Einleitung in seinen neuen Blackberry, als er ihre Stimme hörte.

Ihre Stimme klang warm und selbstsicher an sein Ohr. »Ich will heute Nacht nicht ohne dich sein!«

»Ich bin noch im Büro. Wenn ich frei bin, rufe ich dich wieder an.«

Das Gespräch war zu Ende und er dachte: Merkwürdig, wie der Verdacht abgehört zu werden, die Dialoge verändert.

Brockmann lauschte noch dem Gespräch nach und hatte Mühe sich zu sammeln, bevor er an seinem Vermerk wegen der Abhörmaßnahme weiterschrieb. Danach rief er den Haftrichter an, um ihm die Übermittlung durch Boten zu avisieren. »Sie hätten auch mailen können. Oder trauen Sie dem E-Mail-Provider nicht mehr?«

Brockmann schwieg und der Haftrichter nahm es aufmerksam zur Kenntnis.

Als der Antrag auf dem Weg war, ging Brockmann in das Großraumbüro der Task-Force. Schneider saß mit zwei Mitarbeitern in seinem Glaskasten, aus dem er die Task-Force überblicken konnte. Als er Brockmann sah, winkte er ihn heran. Die beiden Beamten begrüßten ihn, holten noch einen Stuhl in Schneiders Büro und setzten sich mit Brockmann in einem Halbrund um Schneiders Schreibtisch.

»Herr Brockmann! Uns ist ein Glückstreffer geschenkt worden. Der französische Inlandsgeheimdienst DST hat Schuschkin verhaftet! Er hat versucht, von Paris aus nach Moskau zu fliegen. Sie hatten offenbar einen anderen Grund als unser Fahndungsersuchen, das über EUROPOL verbreitet wurde. Aber sie sind an unseren Erkenntnissen interessiert, um ihn länger bei sich behalten zu können. Was immer dahinter steckt, sie werden ihn nicht ausliefern. Wir werden ihn dort vernehmen müssen.«

Brockmann war nicht unzufrieden. Mit Frankreichs Polizei hatten sie eine gute Zusammenarbeit. Ein beträchtlicher Teil der Landesgrenze zog sich an Frankreich entlang. Da waren gute Kontakte wichtig.

»Wir müssen uns die Arbeit aufteilen«, legte Brockmann fest. »Erstens fahren wir beide gemeinsam nach Paris. Sagen wir morgen gegen 13:00 Uhr. Treffen Sie dafür die notwendigen Vorkehrungen.



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