Andrews, Ilona - Stadt der Finsternis 06 by Geheime Macht

Andrews, Ilona - Stadt der Finsternis 06 by Geheime Macht

Autor:Geheime Macht
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Kapitel 10

Doolittle war ein sehr netter Mann. Er sah aus wie Anfang fünfzig, war aber wahrscheinlich älter. Gestaltwandler lebten länger und wirkten jünger als die meisten normalen Leute. Seine Haut war dunkel, fast blauschwarz, und sein kurzes dunkles Haar war silbergrau gesprenkelt. Er sprach mit sanfter Stimme und beruhigendem Südstaatenakzent, und die Brille, die er ständig trug, verlieh ihm zusammen mit der leicht geistesabwesenden Art eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Uni-Professor, jemandem, der sich auf Geschichte oder Anthropologie spezialisiert und sein Leben in einem Büro voller Bücher verbracht hatte. Man erwartete fast von ihm, dass er sich zu einem setzte, um die Geschichte einer längst vergessenen Kultur zu erzählen und einem zu versichern, dass ein B für die letzte Seminararbeit eigentlich gar keine so schlechte Note war.

Doch sobald es zu irgendeiner Verletzung kam, mochte sie auch noch so geringfügig sein, verwandelte sich Doolittle in einen sturen, unfreundlichen Tyrannen, der einen behandelte, als wäre man sechs Jahre alt. Er arbeitete als Heilmagier für das Rudel. Er richtete Knochenbrüche, entfernte Silber und andere Artefakte aus dem Körper, er nähte Wunden und verbrachte generell jede wache Minute des Tages damit, sich um die Gesundheit der Rudelmitglieder zu kümmern. Und er ging dieser Aufgabe mit einer Verbissenheit nach, für die auch sein tierisches Gegenstück so berüchtigt war. Wenn irgendwo die Naturgesetze niedergeschrieben waren, stand dort zweifellos auch, dass es sinnlos war, sich mit einem Honigdachs herumstreiten zu wollen.

Ich war kaum über die Türschwelle getreten, als Doolittle mich auch schon auf einen Stuhl dirigierte. Er nahm mir Blut ab und untersuchte den kleinen Biss an meinem Fuß und den größeren an meiner Schulter, der sich zu einer violetten Schwellung entwickelt hatte. Barabas erzählte den Hergang, während Julie und Ascanio sich im Hintergrund hielten und stumm wie zwei Mäuse blieben.

»Grubenottern?«, fragte Doolittle und untersuchte meine Augen.

»Scheint so. Zumindest die eine, die ich gefangen habe, war eine. Auf keinen Fall eine Klapperschlange.« Barabas zuckte mit den Schultern. »Sieben Zentimeter lange Giftzähne.«

»Ist dir übel?«, fragte Doolittle mich.

»Ja.« Außerdem schwitzte ich immer noch. Mein Gesicht und mein Rücken fühlten sich feucht und kalt an, und mein Herz schlug viel zu schnell. Und die Bisswunde an meinem Arm hatte sich noch nicht von selbst geschlossen. Das war ein schlechtes Zeichen. Lyc-V versiegelte die meisten Verletzungen innerhalb weniger Minuten.

Jemand klopfte gegen die Tür zum Büro. Barabas ging hinüber und schob die Metallklappe zur Seite, die das kleine Guckfenster versperrte. Er blickte nach draußen.

»Es ist dein Gelieber.«

»Barabas, öffne die verdammte Tür!«, knurrte Raphael.

Barabas schob die Klappe zu. »Möchtest du, dass ich ihn hereinlasse?«

»Ich denke noch darüber nach.«

Barabas schob die Klappe wieder auf. »Sie denkt noch darüber nach.«

»Andrea«, rief Raphael. »Lass mich rein!«

»Als ich euch beide das letzte Mal gesehen habe, wart ihr so glücklich«, bemerkte Barabas. »Nur aus Neugier gefragt, Raphael, wie zum Teufel hast du es geschafft, das kaputtzumachen?«

Raphaels Stimme nahm den gefährlichen Tonfall an, der verriet, dass er kurz vorm Ausrasten stand. »Apropos, sag mir noch mal, wie es um dich und Ethan steht.«

»Das geht dich nichts an«, erwiderte Barabas.

»Lass mich rein, und ich werde dir nicht den Kopf abreißen.



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