Ana Woods - Fallen Queen by Ein Apfel rot wie Blut

Ana Woods - Fallen Queen by Ein Apfel rot wie Blut

Autor:Ein Apfel, rot wie Blut [Ein Apfel, rot wie Blut]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2017-07-11T16:00:00+00:00


Kapitel Zehn

Eira

Mit erhobenem Kopf schritt ich über die Brücke, die auf den Hof meines Palastes führte. Ich hatte mir Zeit gelassen, um die passende Kleidung für den heutigen Tag auszuwählen. Als Königin hatte ich schließlich auch alle Zeit der Welt. Mein Kleid war so schwarz wie mein Haar und der Unterrock von einem so tiefdunklen Rot, als wäre er in Blut getränkt worden. Die Kette um meinem Hals war mit Rubinen besetzt und brachte meine Augen dazu, trotz ihrem hellem Blau wie Feuer zu funkeln. Ja, meine Kleidung war mehr als angemessen gewählt.

Hinter mir lief Mari. Sie hielt einige Meter Abstand und ihren Blick starr zu Boden gerichtet. Niemals würde sie es wagen, mir direkt in die Augen zu blicken. Keiner würde es wagen. Die Menschen hatten Respekt vor mir, den ich ihnen in den vergangenen Monaten in ihre Seelen gebrannt hatte. Endlich war ich meinem Ziel nahe. Als mächtigste Frau der Königreiche würde niemals wieder jemand meinen Namen vergessen. Und sollte ihn jemand in den Mund nehmen, würde jeder ehrfürchtig zusammenzucken. Die Menschen hatten Angst vor mir und das war gut so. Niemals mehr sollten sie sich in Sicherheit wiegen, denn nun waren andere Zeiten angebrochen. Dunkle Zeiten, die sich wie ein todbringender Schatten über Arzu legten.

Die Kutsche stand bereits seit einer Stunde im Hof und wartete darauf, von mir bestiegen zu werden. Man hielt mir die Tür auf und reichte mir die Hand, damit ich problemlos einsteigen konnte. Fast nie erlaubte ich es jemandem, mich anzufassen. Dies war einer dieser seltenen Augenblicke.

Die Wachen und Mari setzten sich mir gegenüber. Ein siegessicheres Lächeln umspielte meine blutroten Lippen, als ich sah, wie sie alle ihre Füße betrachteten. Schnell hatten sie gelernt, sich angemessen zu verhalten. Die Kutsche setzte sich mit einem Ruckeln in Bewegung, sodass ich beinahe von meiner Bank hinunterrutschte und sofort dem Kutscher nur das schlimmste Leid an den Hals wünschte. Ihn zu ersetzen, setzte ich auf meine Liste der Dinge, die ich am Abend zu erledigen hatte.

Unser Weg führte uns durch das große Dorf, das den Palast umgab. Ich hasste diesen Ort. Er war voll von dreckigen und stinkenden Menschen, die jammerten und weinten, weil es ihnen ja ach so schlecht ging. Sie waren am Leben. Also gab es für sie keinen Grund zur Klage. Im Inneren der Kutsche konnte ich sie hören. Sie sprachen zu mir, doch schenkte ich ihnen keine Beachtung, sie waren meiner Beachtung nicht wert.

Einige wagten es, zu bitten und zu betteln und dabei ihre klebrigen Finger durch die Fenster der Palastkutsche zu stecken.

»Sollte sich noch jemand erdreisten, meine Kutsche zu berühren, schlagt ihm die Hand ab«, zischte ich an die Wachen gerichtet, die stumm nickten.

Es dauerte nicht lange, ehe sich die nächste Hand durch das Fenster traute. Der Wachmann ergriff sein Schwert und schlug sie dem jungen Mann ohne Vorwarnung ab. Das Blut spritzte aus der Wunde und einige Tropfen trafen mein Kleid. Glücklicherweise konnte man die Flecken auf dem dunklen Schwarz nicht sehen. Die abgetrennte Hand lag nun auf dem Boden zu meinen Füßen.



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