Als ich noch der Waldbauernbub war : Jugendgeschichten aus der Waldheimat by Peter Rosegger
Autor:Peter Rosegger [Rosegger, Peter]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Erzählungen
ISBN: 3920897013
Herausgeber: Staackmann
veröffentlicht: 1971-12-31T23:00:00+00:00
Sie hatte sich eine Kammer bestellt; ich wurde zum Pferdeknecht ins Bett getan. Der Pferdeknecht hatte schon von Natur einen stattlichen Leib, als er aber so neben mir im Bette lag und schlief â er schlief wie ein Pferdeknecht â, floà er so sehr auseinander, daà ich an den Rand gedrückt wurde und Gefahr lief, auf den Boden zu fallen. Glücklicherweise war vom Bett etwa nur einen Fuà entfernt die Stallwand, an welcher zwar das Wasser des Stalldunstes niedertropfte, an welche ich mich aber mit dem ausgestreckten Arm dermaÃen anstemmen konnte, daà ich dem Druck meines Bettgenossen die ganze Nacht hindurch glücklich standhielt. Daà man in solcher Lage vom Schlaf nicht belästigt wird, ist selbstverständlich, und so hatte ich denn Zeit, in Gedanken den Pferdeknecht zu entschuldigen, der, müde von des Tages Last und Plage, rechtmäÃig ja über das ganze Bett verfügen konnte; und in Gedanken auch Gebete zu verrichten, daà morgen unter meiner Mitwirkung der Kirchtag für meine Prinzipalin doch um Gottes willen gut ausfallen möge. Ich sann mir Reden aus, um die Käufer anzulocken und die Waren zu preisen, und ich sah die Leute herbeiströmen zu unseren köstlichen Sachen. Wir hätten alles verkauft, auch das leere »Standl« noch dazu, wenn ich nicht zu früh von meinem Traum erwacht wäre. Und nun gewahrte ich, daà sich mein Pferdeknecht mitsamt den Pferden fortgemacht hatte â »schon fahrend drauÃen auf den kalten StraÃen«. Jetzt, das war ein Wohlbehagen, wie ich mich nach Gefallen strecken konnte im weiten Bett und mich einmal gründlich durchwärmen. Ich bedauerte den Pferdeknecht, daà er schon so früh in den Winter hinaus muÃte, aber im Grunde warâs mir doch lieber, als wenn er noch im Bett gelegen wäre mit seiner breiten, schlaftrunkenen Wesenheit.
Leider dauerte das nicht lange. Die Thresel tastete sich in den Stall, rief meinen Namen und fragte, ob ich ausgeschlafen hätte. Ich sprang sogleich auf. Als wir bei der Frühsuppe saÃen in der wohldurchwärmten Wirtsstube, gab mir die Thresel Weisung, wie ich mich am Standl zu verhalten hätte. Fürs erste einmal achtgeben, daà nichts »FüÃe kriegt«, dann, wenn um den Preis von etwas gefragt würde, es ihr, der Thresel, alsogleich mitzuteilen, nach ihrem Ausspruch nachher aber nicht mehr »handeln« zu lassen, weil sie die Sachen nicht überschätze. Dann gab sie mir zwei Sechser, damit ich wisse, wofür ich mir am Standl Finger und Nase erfrieren lasse, dann nahm sie ihre Kraxe, und wir gingen in des lieben Gottes Namen hinaus auf den Kirchplatz.
Es war noch nächtig, aber man hörte schon das Gesurre der Leute, und die Kirchenglocken läuteten zu der Rorate. An den »Kramerstandln« war viel Hämmern und Schreien, und auch wir prüften nochmals unsere Bude und legten, während drin in der Kirche die Orgel tönte, unter stillem Einschluà in die heilige Messe die Waren aus. Und nun trat mir die GröÃe und Vielfältigkeit der Habe meiner Prinzipalin ganz vor Augen. Sie hatte alles, denn was sie nicht hatte, daran dachte ich nicht, es war Nebensache. Sie hatte Klein- und Galanteriewaren, wie sie der Bauer
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