Alexander in Babylon: Historic Adventures Band 4 by Jakob Wassermann
Autor:Jakob Wassermann [Wassermann, Jakob]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Politik & Geschichte, Geschichte allgemein, History, Ancient Civilizations, Mesopotamia, Europe, Germany, Foreign Languages, German
Amazon: B00CMN2V64
Herausgeber: BookRix GmbH & Co. KG
veröffentlicht: 2013-05-01T22:00:00+00:00
Es waren zerstörte Mauern, hohe Tore, von denen die Schwibbogen abgestürzt waren und durch die man auf ein Trümmerfeld sehen konnte, so wüst und grausig, als ob Titanen die Steine durcheinander geschüttelt hätten. Schlingpflanzen überwucherten die Blöcke, an verfallenen Treppen und geborstenen Säulen reifte die assyrische Zitrone, der Efeu kletterte über zerfetzte Tempelwände, und inmitten der gestorbenen Welt dehnte sich ruhig ein Wasserbecken. Allerlei Gevögel wimmelte auf dem stillen Teich und raschelte im Schilfrohr.
Hier wurde das Lager aufgeschlagen.
Noch war die Zeit der brennenden Südwinde. Kaum standen die Zelte, so strich es über die baumlose Ebene wie der feurige Atem aus dem Maul eines Drachen. Im Zenit des Himmels zogen sich Wolken in einem großen Kreis zusammen, der sich bewegte und um sich selbst drehte wie ein ungeheures Rad. An seinem Rand zuckten Hunderte von violett leuchtenden Blitzen. In der Tiefe des Horizonts stiegen ebenfalls von allen Seiten Wolken auf, und sie wurden im Nu in den furchtbaren Strudel empor gerissen.
Alexander verließ das Zelt und sah die hingestreckten Körper der Söldner und zwischen ihnen die Leichen kleiner Vögel, die scharenweise aus der Luft gefallen waren. Bedächtigen Schrittes wanderte er in das Ruinenfeld. Die Nacht kam. In dem sumpfigen Wasserbecken quakten die Frösche, in den hohen Gräsern verursachte der Abendwind ein träumerisches Geraschel. Im Lager flammten die Feuer auf, und aus der Ferne schallte das Stöhnen der Büffel herüber, der helle Ruf der Schakale, der heisere Schrei des wilden Ebers und der Warnpfiff der Antilopen. Über all dem brannten sanft die Sterne.
Aus den verfallenen Wandelgängen und eingestürzten Toren blickten die Schatten längst vergangener Geschlechter. Alexander hörte die Zeit rinnen; aus der Ewigkeit strömte sie in die Ewigkeit, wie der dunkle Wein von einer Schale in die andere herabfließt und nur in der kurzen Spanne zwischen Becherrand und Becherrand sprühend in der Sonne aufleuchtet.
Der Viertelmond sank in die dunstige Luft des Westens; er glich der glühenden Braue eines schwarzen Auges, dessen Blick Alexander magisch auf sich ruhen fühlte. Es war das Auge der Einsamkeit. Was hatte ihn hierhergetrieben? Was ging in ihm vor? Weshalb war die Welt so nah, die Dinge so deutlich? War es nicht eine andere Dunkelheit als je, ein anderer Sternenhimmel, kälter, entschleierter? Ehedem hatte er es wie ein lebendiges Band gespürt zwischen sich und Gott, den Tiefen und den Höhen, nun fand er sich allein, losgelöst, mit Verantwortungen beladen. Ehedem hatte er sein eigenes Dasein kaum anders gespürt, als wie der Adler im Rausch des Fluges sich spürt. Jetzt sah er sich selbst Schritt für Schritt dahin kriechen, und er fürchtete sich vor dem aufgewachten anderen Wesen in seiner Brust.
Unergründliche Trauer umkrampfte ihm das Herz. Auf einem Erdhügel legte er sich zu kurzem Schlummer hin, und bei Tagesanbruch begab er sich ins Lager zurück und blieb allein im Zelt, bis wieder der Abend kam. Sobald die nächtlichen Feuer wieder brannten, wanderte er in die Ebene hinaus. Keiner durfte es wagen, ihm seine Begleitung anzubieten oder ihm aus der Ferne zu folgen.
Jede Nacht zeigte ihm die Natur ein neues Antlitz,
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