Addicted to You 03 - Bedingungslos by Leighton M

Autor:Leighton, M. [Leighton, M.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Contemporary
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2014-08-10T22:00:00+00:00

M

20

Marissa

Ich könnte Nash stundenlang im Schlaf beobachten. In diesem Zustand ist sein sonst so grimmiger Mund entspannt, und da die Augen geschlossen sind und man das immer präsente Glühen des Zorns nicht sieht, wirkt er einfach nur unglaublich attraktiv. Nicht kompliziert.

Da er Cashs eineiiger Zwilling ist, sind seine Züge mir nicht unbekannt. Aber in gewisser Hinsicht sieht er doch fremd aus. In Kleinigkeiten, die mir sofort auffallen, grenzt er sich von seinem Bruder ab: zum Beispiel die kleine Narbe, die den Bogen der einen Augenbraue unterbricht, das durch Sonne und Meer aufgehellte gebleichte Haar, der Bronzeton seiner Haut. In meinen Augen sieht er zehnmal besser aus als Cash. Robuster. Und ganz gewiss ist er gefährlicher.

Plötzlich wird mir klar, was ich da mache.

Hör auf, ihn anzuglotzen!

Ich bringe mich dazu, von ihm abzurücken, und steige aus dem Bett. Ich bewege mich so leise, wie ich kann. Weil Nash so dominant und viril wirkt, vergisst man leicht, dass er erst vor Kurzem verwundet worden ist. Bestimmt braucht er Ruhe.

Und ich brauche dringend eine Dusche. Während ich mich von Kopf bis Fuß einschäume, wandern meine Gedanken zurück zu dem, was Nash mir in der vergangenen Nacht erzählt hat. Mir tut es in der Seele weh, wenn ich überlege, was er durchgemacht hat, was er erleben und tun musste, weil ein anderer falsche Entscheidungen getroffen hat. Kein Wunder, dass er wütend und verbittert ist. Dazu kommt der Verlust seiner Mutter, ja im Grunde seiner ganzen Familie. Ich finde, dass es von extremer Charakterstärke zeugt, so zu überleben, wie es ihm gelungen ist.

Trotzdem wird es bestimmte Züge geben, die Schaden davongetragen haben, falls sie nicht gänzlich abgetötet worden sind.

Ich schüttele die niederdrückenden Gedanken ab. Ich möchte die leider gar nicht abwegige Möglichkeit, dass er nie mehr für mich empfinden wird als jetzt, dass er niemals zu einer echten Beziehung fähig sein könnte, lieber nicht ernsthaft in Betracht ziehen.

Allerdings wusste ich das von vornherein. Er selbst hat mir gesagt, dass er mir am Ende wehtun würde. Aber anscheinend war ich dumm oder arrogant genug, um zu glauben, er würde sich für mich ändern.

Während das Wasser an mir herabströmt, komme ich zu dem niederschmetternden Schluss, dass wohl nur jemand, der sehr viel netter ist als ich, Nash beibringen kann, wieder zu fühlen – jemand wie Olivia vermutlich, jemand mit weniger Altlasten, jemand, der nicht so fertig ist wie er. Vielleicht würden seine und meine Bruchstücke sich zu einer ganzen Person zusammenfügen lassen, aber eigentlich bezweifle ich es.

Meine düstere Stimmung verschlechtert sich sogar noch, als ich aus dem Bad komme und nicht nur das Bett, sondern die ganze Wohnung leer vorfinde. Nash hat keine Nachricht, keinen Hinweis hinterlassen, wohin er gegangen ist oder wann er zurückkommen könnte. Nichts. Nur ein Nachhall meiner Gedanken von eben, der mir sagt, dass Nash deswegen keine Rücksicht nimmt, weil es ihn einfach nicht kümmert. Und dass er sich nie ändern wird.

Ich spüre einen Stich irgendwo in Herznähe. Ausnahmsweise haben meine Gefühle für einen bestimmten Mann nichts mit meinem Ego zu tun. Dabei wünschte ich, dass es so wäre.

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