01 Herzsammler by Stefan Ahnhem

01 Herzsammler by Stefan Ahnhem

Autor:Stefan Ahnhem [Ahnhem, Stefan]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fiction, Thrillers, Political, Mystery & Detective, Police Procedural, Psychological, Political Science, General, Hard-Boiled, Social Science, Espionage, Kriminalroman
ISBN: 9783843711562
Google: Hl7pCAAAQBAJ
Herausgeber: Ullstein Ebooks
veröffentlicht: 2015-07-09T22:00:00+00:00


Kapitel 61

Obwohl Benny Willumsen noch die beiden Stationen bis zum Nørreport hätte sitzen bleiben können, stieg er schon am Kopenhagener Hauptbahnhof aus dem Zug. Er hatte beschlossen, in die S-Bahn umzusteigen. Grund war die Frau, die ihm gegenübersaß und im Ekstra Bladet blätterte. Sie war am Flughafen Kastrup eingestiegen und würde jeden Augenblick merken, dass genau sein Gesicht die Titelseite zierte.

GESUCHT! IN GANZ SCHWEDEN GEJAGT!

Das Bild darunter stammte aus dem Prozess. Er erinnerte sich noch, dass er sich bemüht hatte, so freundlich und unschuldig wie möglich zu lächeln.

Leider war die S-Bahn voller Leute, die Berlingske Tidende, Politiken oder das Gratisblättchen Urban lasen.

IMMER NOCH KEINE SPUR VON KATJA SKOV

SCHWEDISCHE POLIZEI BEFÜRCHTET

DAS SCHLIMMSTE

Einen Dreck wussten sie, dachte er, als er schon an der Vesterport Station ausstieg. Sie bildeten es sich ein, aber in Wirklichkeit hatten sie überhaupt keine Ahnung. Er drückte sich den Hut mit der einen Hand ins Gesicht, damit er nicht wegwehte, rannte die Treppen hinunter und weiter die Kampmannsgade entlang, sprang aufs Eis und lief quer über den Sankt-Jørgens-See.

Eigentlich hätte es ihn nicht zu wundern brauchen. Dass die Polizei ihn bereits identifiziert und eine Fahndung nach ihm herausgegeben hatte, war nicht erstaunlicher als die Verspätung des Zuges, den er in Malmö bestiegen hatte. Angesichts der Ähnlichkeiten mit seinen eigenen Übungen war es nur eine Frage der Zeit gewesen, wann er innerhalb des Stapels der Verdächtigen ganz nach oben wandern würde. Umso verwunderlicher, dass er noch am Leben war.

Nachdem er seine proppenvollen Depots geleert hatte, war er vollkommen überzeugt gewesen, dass alles vorbei war und sein letztes Stündlein geschlagen hatte. Er war sogar fast bereit dafür gewesen. In gewisser Weise wäre es mehr als richtig gewesen. Allein für diesen Orgasmus hätte es sich beinahe gelohnt, in den Tod zu gehen. Doch der Tod war nichts anderes als Schlaf gewesen, und als er auf dem Esstisch wieder aufwachte, war das Klebeband, mit dem er gefesselt gewesen war, verschwunden. Gleichzeitig war die Polizei dabei, gewaltsam seine Tür zu öffnen. Deshalb war er also wach geworden.

Als hätte sich ein Teil von ihm auf genau diese Situation vorbereitet, veranlasste ihn sein Hirnstamm, vom Tisch zu springen, trotz des Schneesturms nackt auf den Balkon zu rennen, über das Geländer zu klettern und auf den darunterliegenden Balkon zu springen. Zum Glück war die Balkontür seines Nachbarn nicht abgeschlossen, so dass er sich eine Unterhose, Socken, eine Hose mit Hosenträgern und ein vergilbtes Hemd anziehen konnte, ohne den Alten zu wecken.

Draußen im Flur mit den Tellern an der Wand fand er Schuhe, Jacke und einen Hut und schlenderte vorbei an den Polizisten in Uniform und Zivil, die durch das Treppenhaus strömten und ihn aufforderten, aus dem Weg zu gehen.

Genau das tat er seitdem. In den ersten Tagen war er ständig in Bewegung gewesen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, doch in der Kajüte eines nicht abgeschlossenen Segelboots vom Typ Maxi 95, das in Limhamn aufgebockt war, hatte er sich endlich entspannen können.

Und dort, irgendwo zwischen Schlafen und Wachsein, war ihm aufgegangen, wie alles zusammenhing. Die verblüffenden Übereinstimmungen zwischen den Ereignissen in Tibberup und seiner kleinen Übung am Fortuna-Stand in Rydebäck vor zwei Jahren.



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