Zwielicht in Cordoba by Lindsey Davis

Zwielicht in Cordoba by Lindsey Davis

Autor:Lindsey Davis
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
ISBN: 9783426631072
Herausgeber: Droemer Knaur
veröffentlicht: 2002-09-09T22:00:00+00:00


XXXIII

Im weiteren Verlauf des Nachmittags ließ Optatus sich nicht mehr blicken. Offenbar hatte ich ihn irgendwie verärgert, aber er taugte nicht zum Schmollen: seine Sturheit war stärker, und er dachte nicht im Traum daran, eine Mahlzeit zu verpassen. Zum Abendessen war er wieder da und saß schweigend am Tisch. Helena und ich unterhielten uns mit Marmarides, sprachen davon, am nächsten Tag nochmal nach Corduba zu fahren. Derweilen verputzte Optatus einen halben Laib hausgebackenes Brot, eine Schüssel Salat aus eingelegten Oliven und ein Stück Räucherwurst von dem Hängegestell über dem Herd. Dann trank er einen ganzen Krug Wasser aus dem Dolium, lehnte sich zurück und stocherte in den Zähnen.

Helena stand von der Bank am Tisch auf, weil sie ihr zu schmal und unbequem war. Mit einem leisen Seufzer ließ sie sich auf den Stuhl neben dem Heißwasserkessel am Herd sinken. Ich legte ein Bein auf die Bank und drehte mich zu unserem Freund um, wobei ich fröhlich weiterkaute. Mein Appetit war einfach größer als seiner.

»Mir ist da heute etwas aufgefallen«, meinte Helena von ihrem Stuhl am Herd. »Die beiden jungen Frauen schwärmten davon, wie charmant der Quinctius-Sohn sei. Das sagten sie nicht nur, weil er heftig mit ihnen geflirtet hat. Sie meinten damit, daß alle ihn hinreißend finden.«

»Alle außer Ihnen«, sagte ich zu Marius Optatus. Und ich würde die zweite Ausnahme sein, falls ich ihn genauso widerwärtig fand wie die sonstigen Emporkömmlinge im Verwaltungsbereich.

»Antworten Sie nicht darauf, wenn Sie nicht wollen, Marius«, sagte Helena. »Wir wohnen hier im gleichen Haus, und Sie dürfen Respekt verlangen.«

Sie hatte gespürt, was los war, und er brach schließlich sein Schweigen. »Was Sie da machen, ist schrecklich, Falco.«

Ich pulte an einem Stück Wursthaut, das sich in meinen Zähnen verfangen hatte. »Womit habe ich Sie gekränkt?«

»Ich glaube, Sie kränken alle, denen Sie begegnen.«

»Da liegen Sie nicht ganz falsch!« Ich nahm ein kleines Hölzchen aus einem Becher, der neben dem Salzfaß auf dem Tisch stand. In Rom glaubten alle an das Märchen, daß die Hispanier ihre Zähne mit ihrem eigenen Urin putzten, daher war ich froh, daß sie zumindest in dieser ländlichen Villa von der Benutzung angespitzter Holzstückchen gehört hatten. Man sollte nie glauben, was man liest. Meist plappern saudumme Schreiberlinge gedankenlos das Zeug nach, das sie auf der verfälschten Schriftrolle irgendeines Vorgängers gelesen haben.

Optatus schob seine Schüssel weg und stemmte sich vom Tisch hoch. In der gemessenen Art des Landmannes griff er nach einer kleinen Tonlampe, trug sie zu einer Amphore, füllte einen Krug aus dem größeren Gefäß, füllte die Lampe aus dem Krug, trug sie zurück zum Herd, entzündete seinen Zahnstocher an der Glut, zündete den Lampendocht an, stellte die Lampe auf den Tisch und blieb nachdenklich stehen. Worauf der Lampenjunge lossauste, um die restlichen Lampen im Haus anzuzünden, und die Köchin das Geschirr zum Abwaschen einsammelte. Marmarides fing meinen Blick auf und schlenderte hinaus, um die Maultiere zu füttern. In der Küche war jetzt lautes Geklapper zu hören, und unser Gespräch nahm einen informelleren Ton an.

»Die Annaei und Licinii Rufii sind meine Freunde«, beschwerte er sich.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.