Zeit 25 by Lenk
Autor:Lenk
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-02-13T05:00:00+00:00
Eine Viertelstunde später standen die Freunde zusammen mit dem Hauptmann vor Echnaton, Nofretete und Teje. Parennefer wurde vor der Tür von einigen Soldaten bewacht.
Sie befanden sich diesmal jedoch nicht im Thronsaal, sondern in einem der zahllosen anderen Säle des Palasts. Er war komplett in Hellblau gehalten und Künstler hatten alle möglichen Fische auf die Wände gemalt. Außerdem waren Szenen am Nil sowie stolze Kriegsschiffe zu sehen.
Echnaton und Nofretete ruhten auf Liegen, die wie riesige Seerosen geformt waren. Hinter den Liegeflächen, auch sie waren hellblau, wuchsen filigrane blätterähnliche Gebilde, teils lindgrün, teils zartrosa.
Offenbar hatte das Königspaar gerade zu Ende gespeist. Die Reste einer aufwendigen Mahlzeit wurden von Dienern weggeschafft. Im Hintergrund hielten sich Musiker mit ihren Flöten, Trommeln, Elfenbeinklappern und Harfen sowie einige Tänzerinnen bereit. Sie schienen auf ihren Einsatz zu warten.
„Göttlicher Pharao, ich bringe Euch den Mann, der Euch nach dem Leben trachtet“, sagte der Hauptmann mit einer tiefen Verbeugung.
Echnaton erhob sich. „Herein mit ihm!“
Der Hauptmann gab ein Zeichen und seine Soldaten schleiften Parennefer herein.
Kim beobachtete Echnaton genau. Eine ungesunde Blässe überzog sein Gesicht, als der Attentäter vor ihn trat.
„Sehe ich das richtig?“, keuchte der Pharao.
„Ja, das tust du. Ich bin es: Parennefer, der Amun-Hohepriester“, erwiderte der Mann höhnisch.
Kim kombinierte: Dieser Parennefer musste zu den Amun-Priestern gehören, die auf Befehl von Echnaton und Nofretete entmachtet worden waren!
„Ich dachte, du wärst tot“, krächzte Echnaton.
Parennefer lachte erneut. „Das dachten viele. Und genau darin lag meine Chance.“
Irritiert schaute der Pharao zu Nofretete. „Er muss der Verhaftungswelle entgangen sein.“
Nun meldete sich Teje zu Wort. „Nicht alle Priester kamen ins Gefängnis, einigen gelang leider die Flucht.“
Der Pharao nickte mürrisch. „So muss es gewesen sein. Unser Netz war nicht engmaschig genug. Du musst hindurchgeschlüpft sein, Parennefer.“
„Ja, und fast wäre es mir geglückt zurückzuschlagen“, rief der Priester. „Doch dummerweise kamen mir diese Krümel dazwischen.“ Er streifte die Freunde mit einem feindseligen Blick.
„Oh ja, diese Kinder und ihre Katze sind ungewöhnlich aufgeweckt“, lobte Nofretete und sorgte dafür, dass die Freunde um die Wette strahlten.
„Dann warst du es auch, der Meriere ermordete“, sagte Echnaton scharf.
„Natürlich“, gab Parennefer unumwunden zu. Er lächelte sogar, während er Echnaton und Nofretete musterte. „Meriere war einer von euren Handlangern. Einer, der seinen wahren Glauben verkauft hat. Einst war auch er ein Amun-Priester, wie ihr wisst, aber er verleugnete seinen Glauben, um sein Amt nicht zu verlieren. Deshalb hat er sich auch nicht unserem Aufstand angeschlossen. Er war ein Verräter und hat es verdient zu sterben!“
Kim war irritiert. Der Priester sonnte sich regelrecht in seinen Taten. Dabei musste er doch wissen, dass ihm die Todesstrafe drohte!
„Ich werde dafür sorgen, dass du nicht mehr mit deinen Taten prahlen kannst“, kündigte Echnaton an. „Nie mehr, hörst du? Nie mehr!“
Die Antwort war ein höhnisches Lachen.
„Bringt ihn zum Schweigen!“, keifte Teje schließlich.
Der Hauptmann ließ Parennefer knebeln und abführen. Während der Priester zum Ausgang gebracht wurde, drehte er sich noch einmal um. Kim sah seine Augen. Darin lag ein gefährliches Lächeln, vielsagend und wissend.
Das Mädchen bekam eine Gänsehaut.
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