Zartbittertod by Herrmann Elisabeth

Zartbittertod by Herrmann Elisabeth

Autor:Herrmann, Elisabeth
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: d-cbj Jugendbuch HC
veröffentlicht: 2018-03-20T16:00:00+00:00


14.

Im Haus war es still und kühl. Von weit her glaubte Mia den monotonen Motor einer Waschmaschine zu hören. Tatsächlich stand die Tür zum Keller einen Spalt breit offen.

»Als ich noch klein war«, sagte sie zu Will, während sie die Halle durchquerten und auf sein Zimmer zuhielten, »bin ich mal mit meinen Eltern in einem Restaurant gewesen.«

Will warf ihr einen rätselhaften Blick zu. »Hast du Bedenken?«

»Weshalb?«

»Dass das heute Abend ein nobler Schuppen sein könnte?«

Erst verstand sie nicht, was er meinte. Dann sagte sie spitz: »Du hattest bereits Gelegenheit, dich davon zu überzeugen, dass ich mit Messer und Gabel essen kann.«

»Ach so.« Er grinste und hielt ihr die Tür auf. »Es hat sich so angehört, als ob du … na ja.«

Sie ging an ihm vorbei in den Raum, den sie schon kannte. »Ich habe damals den Tisch abräumen wollen. Und abspülen. Weil ich das nicht kannte, dass andere für uns arbeiten.«

»Sie werden dafür bezahlt. Sie verdienen ihren Lebensunterhalt für sich und ihre Familien damit.«

»Ich weiß.«

Er schloss die Tür. Das Waschmaschinengeräusch verstummte. Sie ließ die Tasche neben die Couch fallen und setzte sich. Die Kisten standen immer noch so da, wie sie sie verlassen hatten. Oder nicht? Sie holte ihr Handy heraus, verband es mit Ladekabel und Steckdose und checkte die eingegangenen Mails, während Will noch einmal hinausging und wenig später mit zwei Flaschen Sprudelwasser und Gläsern zurückkam.

»Sie ist noch nicht da«, sagte Mia enttäuscht. Wahrscheinlich waren Kunden im Laden, oder etwas anderes hatte ihre Mutter davon abgehalten, die Briefseite zu scannen. Sie rief an, aber alles, was sie zu hören bekam, war eine Bandansage.

»Wasser?«

Sie nickte. Mit einem kaum unterdrückten Seufzer zog sie die Kartons zu sich heran. »Vielleicht sichten wir erst mal das hier?«

»Gute Idee.« Will setzte sich neben sie. Wahrscheinlich, weil es praktischer war und nicht unbedingt aus dem Grund, dass er ihre Nähe suchte. »Also. Jede Menge alte Fotos. Ich nehme mal an, das ist Gottlob Herder.«

»Als Soldat der Schutztruppe in Südwestafrika. Und das ist Jakob.« Sie deutete auf den kleinen Jungen, der den Barren hielt.

»Die sind echt auf Zebras geritten!« Will drehte das Foto. Es war zwar etwas auf die Rückseite gekritzelt, aber nicht zu entziffern. So ging es auch mit den Briefen und den anderen Fotos. Nur die Adressen waren gut zu lesen. »Die sind alle an seine Eltern hier in Lüneburg. Und alle neunzehnhundertvier geschrieben. Länger war er wohl auch nicht da. Aber warum ist da so viel geschwärzt?«

»Zensur?«

»Wahrscheinlich.«

»Hier.« Mia hielt einen Metallanhänger an einem dünnen Kettchen hoch, in den Buchstaben und Zahlen eingeprägt waren. »Eine Krone, und darunter: Lüderitzbucht Pass 17255.«

»Eine Passmarke.« Will nahm sie ihr vorsichtig ab. Sie sah ziemlich verschrammt aus. »Ich glaube, die mussten die Herero tragen.«

»Dann hat die vielleicht Jakob gehört? Die sieht ja aus wie eine Hundemarke.« Wieder so ein Stich ins Herz. Je mehr sie erfuhr, desto größer wurde ihre Abscheu vor dem, wie die Weißen die Schwarzen behandelt hatten. Ihr Blick fiel auf ein verblichenes Foto, das ein Dutzend Soldaten zeigte. Im Hintergrund waren Palmwedel zu sehen. Die



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