Yoyogi Park - Japan-Krimi by ConBook Verlag

Yoyogi Park - Japan-Krimi by ConBook Verlag

Autor:ConBook Verlag [Verlag, ConBook]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Japan, Tokio, Tokyo, Krimi, Länderkrimi, Japankrimi, Manga, Anime, Maid Cafe, Opfer, Mord, Serienkiller, Japanisch, Kultur, Popkultur
Herausgeber: ConBook Verlag
veröffentlicht: 2014-04-01T22:00:00+00:00


Mädchen auf der Flucht

Inspector Sato war froh, den Bericht von Doktor Kawase bereits per Kurier erhalten zu haben und sich so nicht persönlich mit dem Mann auseinandersetzen zu müssen. Er war bestimmt noch sauer, dass sie ihn halbwegs des Mordes verdächtigt hatte. Sollte heißen: noch saurer als üblich. Und sie konnte es ihm nicht mal verdenken.

Der Kurier war Masaki Kimura. Nachdem sie Kawases Bericht entgegengenommen hatte, beauftragte sie ihn, die Ergebnisse der Spurensicherung zusammenzutragen. Derweil las sie, was der oberste Leichenbeschauer über die Minamotos und Ryo Sakurada herausgefunden hatte.

Als Kimura zu ihr zurückkehrte, fragte sie ihn zu den Ereignissen aus. Das meiste war ihr bereits bekannt, doch sie wusste, dass Zusammenfassungen aus anderen Perspektiven als der eigenen ein ganz neues Licht auf die Ereignisse werfen konnten. Außerdem wollte sie testen, ob der Bereitschaftspolizist einen guten Kriminologen abgeben würde. Sie ließ sich von der Feuerstelle auf dem Dachboden der Minamotos berichten.

»Da war nicht eine Feuerstelle, da waren zwei. Eine war schon weitaus länger erkaltet als die andere.«

»Was schließen Sie daraus, Kimura?«

»In dem Raum hat nicht ein einzelner Gruppen-Selbstmord stattgefunden, sondern zwei Selbstmorde hintereinander. Ich vermute, die Mutter ist zuerst gestorben, vielleicht eines natürlichen Todes. Daraufhin hat sich ihr Mann, Minamotos Vater, umgebracht. Und daraufhin dessen Sohn.«

»Weil er krank vor Trauer war?«

Kimura schüttelte den Kopf. »Nein. Weil er die Rente und das Pflegegeld nicht mehr lange würde kassieren können. Er hat den Tod seiner Eltern nicht gemeldet. Dabei sind sie schon vor Wochen, vielleicht Monaten gestorben. Nicht unbedingt das Verhalten, das man von einem liebenden Sohn erwartet. Vielleicht ist im ersten Moment der Schock zu groß, aber irgendwann kommt man wieder zu sich. Insbesondere, wenn man so gut funktioniert wie Minamoto. Niemand außer seiner Frau hat etwas davon mitbekommen, was er seiner Tochter angetan hat.«

»Oder niemand wollte etwas davon mitbekommen.«

»Vielleicht. Trotzdem: Er ist jeden Tag zur Arbeit gegangen, er galt als guter Kollege und Familienmann, niemand hatte einen Verdacht geschöpft. Er hat sich glänzend verstellt. Ebenso als seine Eltern gestorben waren. Es ist nur eine Vermutung, aber ich glaube nicht, dass er sie erst am Tag seines Selbstmords tot vorgefunden hat. Er wird sie regelmäßig besucht haben. Wie ich schon sagte: Sein Vater bekam eine stattliche Rente, seine Mutter war pflegebedürftig. Für sie wurde dem Ehemann Pflegegeld bezahlt. Ich kann mir vorstellen, dass Susuma Minamoto schon vor dem Ableben der beiden ordentlich etwas davon beiseite geschafft hat. Ihren Tod sah er eher als Gewinn denn als Verlust. Jetzt konnte er das ganze Geld einstreichen, nicht nur einen Teil. Aber er hat seine ausweglose Situation erkannt. Er hat erkannt, dass er den Tod seiner Eltern nicht ewig würde verbergen können. Darum hat er sich umgebracht.«

»Er wollte lieber auf das eigene Leben als auf das Geld verzichten?«

»Nein, er hatte Angst vor den Konsequenzen. Er wusste weder ein noch aus. Er hat den Tod dem Gefängnis, der öffentlichen Demütigung vorgezogen.«

Da war etwas dran. Minamoto war laut Kawases Bericht zum Zeitpunkt seines Todes stark alkoholisiert. Er hatte sich wohl für den finalen Akt Mut antrinken müssen. »Sehr richtig.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.