Wolf, Klaus-Peter - Klaasen 6 by Ostfriesenangst

Autor:Ostfriesenangst
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-04-29T18:37:08+00:00

Rupert fuhr wie ein Fahrschüler in der dritten Stunde, fand Ann Kathrin. Er redete ununterbrochen, als könne er so über seine miesen Fahrkünste hinwegtäuschen:

»Und dann kam ich aus Fuerteventura. Ich war in Corralejo, das war eine Tour mit dem Taxi zum Flughafen Puerto del Rosario. Die Sicherheitskontrollen absolut lächerlich. Ich hatte ein Käsebrot. Damit wollten die mich nicht durch die Absperrung lassen.«

Ann Kathrin befürchtete, dass das jetzt bis Norddeich so weitergehen würde. Rupert suchte verzweifelt ein Gesprächsthema und wollte sie mit seinen Urlaubsabenteuern beeindrucken.

»Rückflug nach Düsseldorf. Da kamen wir erst gegen 23 Uhr an, also keine Chance mehr, mit dem Zug nach Hause zu fahren. Und ich lasse doch mein Auto nicht drei Wochen am Flughafen stehen! Da kannst du es ja gleich in Polen auf dem Schwarzmarkt in Einzelteilen verkaufen. Also hatte ich mir schon vor dem Abflug ein Zimmer im Sheraton gebucht. Das ist ein Airporthotel direkt am …«

»Ich bin auch schon mal geflogen!«, stellte Ann Kathrin genervt klar. Rupert nahm das zur Kenntnis und fuhr fort: »Das Sheraton hatte Mist gebaut und mein Zimmer doppelt vergeben …«

»Und da hattest du eine schöne Blondine auf dem Zimmer? Oder war es eine Rothaarige?«, riet Ann Kathrin.

Rupert gefiel der Gedanke, aber er schüttelte den Kopf. »Nein, leider nicht, aber pass auf! Weil mein Zimmer schon bezahlt, aber nun eben weg war, mussten sie mich upgraden.«

»Was?«

Großspurig erklärte er: »Ich kam ins Van der Valk. Ganz neu. Irre stylisch. Riesige Räume.«

»Ich weiß«, sagte Ann Kathrin, »ich war da mal. Alles dunkel und kantig. Ich mag diesen Retrolook nicht. Unbequeme Plastiksessel …«

Rupert überspielte die Niederlage geschickt: »Aber auf der Herrentoilette warst du garantiert nicht.«

Das gab sie gern zu, und sofort holte Rupert aus, um ihr die große, weite Welt zu erklären: »Nebeneinander sechs oder acht, das weiß ich nicht mehr, Pissoirs.«

»Interessant.«

»Ja, aber es kommt noch besser … über jedem Urinal das lebensgroße, beleuchtete Foto einer jungen Frau, die sich erschrocken die Augen zuhält oder so. Ich latsch da noch halb besoffen und verpennt rein und denk im ersten Moment, ich sei auf der Damentoilette gelandet, und hier schminken sich gerade ein paar Models oder so, und ich hab ihn …«, er kicherte, »vor den Mädels rausgeholt.«

»Klasse«, sagte Ann Kathrin, »so erzieht man kleine Exhibitionisten. Muss doch bestimmt ein irres Gefühl sein, wenn man sein kleines, runzliges Ding in die Hand nimmt, und junge Mädchen kreischen entsetzt.«

Rupert gab sich erst einmal geschlagen und atmete tief durch. Eins zu null für dich, du blöde Kuh, dachte er. Du kannst einem aber auch alles madig machen.

Er grummelte noch eine Weile vor sich hin, dann fragte er: »Hast du da auch gefrühstückt?«

»Nein«, gab Ann Kathrin zu. »Das war mit zu teuer.«

Rupert atmete auf und sah eine neue Chance, zu punkten. »Aber ich. Urlaub ist Urlaub. Da guck ich nicht auf ein paar Cent.«

»Fünfundzwanzig Euro«, korrigierte Ann Kathrin, die sich nur zu gut daran erinnerte. Rupert hatte zwar nur sechzehn Euro fünfzig gezahlt, aber auch er war erschrocken, als er im Zimmer die Preisliste gesehen hatte.

Rupert beschlich das Gefühl, sich verrannt zu haben, aber er kam da jetzt nicht mehr raus.

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