With you until sunrise by Nicole Fisher

With you until sunrise by Nicole Fisher

Autor:Nicole Fisher
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783745703504
Herausgeber: MIRA Taschenbuch


23

Camy

Ich war noch nie in Montana, dabei wollte ich immer schon herkommen, um Yellowstone zu sehen und den Glacier-Nationalpark zu besuchen. Leider bin ich auf keiner lustigen Urlaubsreise, während der ich die Sehenswürdigkeiten bewundern kann. Es ist eine Flucht vom Tatort, und die lässt keine Zeit übrig, um Sightseeing zu betreiben.

Wir fahren mit vier Wagen vom Flughafen aus zum Anwesen außerhalb von Bedfort, am Missouri River, wie der Fahrer uns verrät. Ich sitze mit Isa im Wagen. Beatrice und Chris fahren im Wagen vor uns.

Wie von Beatrice nicht anders zu erwarten war, endet die Fahrt an einem eindrucksvollen Backsteinhaus, zu dem man nur über eine lange Auffahrt gelangt, nachdem man ein bewachtes Tor passiert hat. Die Wagen halten auf einem kreisrunden Platz, in dessen Mitte ein Springbrunnen in Form einer Nixe steht. Ziemlich kitschiges Ding – also genau mein Geschmack.

Ich steige nach Isa aus, und noch bevor ich die Autotür zuschlagen kann, kommt Beatrice auf uns zu und stellt sich mit ausgebreiteten Armen vor uns.

»Willkommen in eurem neuen Zuhause!«, verkündet sie fröhlich und deutet zum Haus. »Eure Zimmer liegen im ersten Stock. Sagt es den Hausmädchen, falls ihr etwas braucht.«

»Ich werde ein langes heißes Schaumbad nehmen und mir eine Flasche Wein gönnen«, sagt Isa.

»Alkohol klingt verlockend«, werfe ich mit Seitenblick auf Chris ein. Er steht noch immer vor dem Wagen und taxiert die Sicherheitsleute auf dem Vorplatz, als würde er überlegen, wie er sie schnellstens loswerden kann.

»Er kann nicht verschwinden.«

Ertappt sehe ich zu Beatrice. Sie lächelt mich sanftmütig an und legt mir eine Hand auf die Schulter.

»Der Zaun um das Grundstück wird von Kameras überwacht. Außerdem sind alle Wege, die nach draußen führen, alarmgesichert. Zusätzlich patrouillieren meine Leute auf dem Gelände. Du brauchst dir also keine Gedanken zu machen, dass Christian verschwindet.«

»Vielleicht sollten wir ihn gehen lassen«, erwidere ich, und plötzlich spüre ich seinen Blick auf mir. Mein Rücken prickelt heiß, dennoch überrennt mich ein kalter Schauer, der mir eine Gänsehaut über den Körper treibt. Früher hat es sich großartig angefühlt, von Chris angesehen zu werden. Heute löst es Chaos in mir aus.

Ich zwinge mich, seinen Blick nicht zu erwidern, und konzentriere mich stattdessen auf Beatrice. »Chris will nicht hier sein. Wenn wir ihn festhalten, helfen wir ihm also nicht, und genau das war doch der Sinn des Ganzen«, erkläre ich so gefasst, dass es mich enorm viel Kraft kostet, die Fassade aufrechtzuerhalten, statt direkt hier zusammenzubrechen. »Wir wollten einen Menschen rächen, der nicht tot ist. Und gerettet werden muss er auch nicht. Wieso machen wir weiter?«

Isa schnaubt und sieht mich an, als wäre ich wahnsinnig geworden. »Du glaubst diesen Blödsinn doch nicht, oder?«, will sie wissen. »Chris ist ein Idiot, der sich in Dinge verrennt, die nicht gut für ihn sind. Er gehört zu dir und mir. Irgendwann wird er das begreifen und uns dankbar sein.«

»Du irrst dich, Isa«, erwidere ich bitter. »Der Chris, von dem du sprichst, existiert nicht mehr.«

Ohne ein weiteres Wort steuere ich das Haus an. Beatrices Hand fällt von meiner Schulter, und schlagartig fühle ich mich allein.



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