Wilhelm Tell by Friedrich Schiller

Wilhelm Tell by Friedrich Schiller

Autor:Friedrich Schiller
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Herausgeber: buecher de
veröffentlicht: 2009-09-29T22:00:00+00:00


Dritte Szene

Wiese bei Altdorf. Im Vordergrund Bäume, in der Tiefe der Hut auf einer Stange. Der Prospekt wird begrenzt durch den Bannberg, über welchem ein Schneegebirg emporragt.

Friesshardt und Leuthold halten Wache.

Friesshardt:

Wir passen auf umsonst. Es will sich niemand

Heranbegeben und dem Hut sein' Reverenz

Erzeigen. 's war doch sonst wie Jahrmarkt hier,

Jetzt ist der ganze Anger wie verödet,

Seitdem der Popanz auf der Stange hängt.

Leuthold:

Nur schlecht Gesindel lässt sich sehn und schwingt

Uns zum Verdriesse die zerlumpten Mützen.

Was rechte Leute sind, die machen lieber

Den langen Umweg um den halben Flecken,

Eh sie den Rücken beugten vor dem Hut.

Friesshardt:

Sie müssen über diesen Platz, wenn sie

Vom Rathaus kommen um die Mittagstunde.

Da meint' ich schon, 'nen guten Fang zu tun,

Denn keiner dachte dran, den Hut zu grüssen.

Da sieht's der Pfaff, der Rösselman - kam just

Von einem Kranken her - und stellt sich hin

Mit dem Hochwürdigen, grad vor die Stange -

Der Sigrist musste mit dem Glöcklein schellen,

Da fielen all aufs Knie, ich selber mit,

Und grüssten die Monstranz, doch nicht den Hut. -

Leuthold:

Höre Gesell, es fängt mir an zu deuchten,

Wir stehen hier am Pranger vor dem Hut,

's ist doch ein Schimpf für einen Reitersmann,

Schildwach zu stehn vor einem leeren Hut -

Und jeder rechte Kerl muss uns verachten.

- Die Reverenz zu machen einem Hut,

Es ist doch traun! Ein närrischer Befehl!

Friesshardt:

Warum nicht einem leeren hohlen Hut?

Bückst du dich doch vor manchem hohlen Schädel.

Hildegard, Mechthild und Elsbeth treten

auf mit Kindern und stellen sich um die Stange.

Leuthold:

Und du bist auch so ein dienstfert'ger Schurke,

Und brächtest wackre Leute gern ins Unglück.

Mag, wer da will, am Hut vorübergehn,

Ich drück die Augen zu und seh nicht hin.

Mechthild:

Da hängt der Landvogt - Habt Respekt, ihr Buben.

Elsbeth:

Wollt's Gott, er ging und liess uns seinen Hut,

Es sollte drum nicht schlechter stehn ums Land!

Friesshardt verscheucht sie:

Wollt ihr vom Platz? Verwünschtes Volk der Weiber!

Wer fragt nach euch? Schickt eure Männer her,

Wenn sie der Mut sticht, dem Befehl zu trotzen.

Weiber gehen.

Tell mit der Armbrust tritt auf, den Knaben an der Hand

führend. Sie gehen an dem Hut vorbei gegen die vordere Szene,

ohne darauf zu achten.

Walther zeigt nach dem Bannberg:

Vater ist's wahr, dass auf dem Berge dort

Die Bäume bluten, wenn man einen Streich

Drauf führte mit der Axt?

Tell:

Wer sagt das Knabe?

Walther:

Der Meister Hirt erzählt's - Die Bäume seien

Gebannt, sagt er, und wer sie schädige,

Dem wachse seine Hand heraus zum Grabe.

Tell:

Die Bäume sind gebannt, das ist die Wahrheit.

- Siehst du die Firnen dort, die weissen Hörner,

Die hoch bis in den Himmel sich verlieren?

Walther:

Das sind die Gletscher, die des Nachts so donnern,

Und uns die Schlaglawinen niedersenden.

Tell:

So ist's, und die Lawinen hätten längst

Den Flecken Altdorf unter ihrer Last

Verschüttet, wenn der Wald dort oben nicht

Als eine Landwehr sich dagegenstellte.

Walther nach einigem Besinnen:

Gibt's Länder, Vater, wo nicht Berge sind?

Tell:

Wenn man hinuntersteigt von unsern Höhen,

Und immer tiefer steigt, den Strömen nach,

Gelangt man in ein grosses ebnes Land,

Wo die Waldwasser nicht mehr brausend schäumen,

Die Flüsse ruhig und gemächlich ziehn,

Da sieht man frei nach allen Himmelsräumen,

Das Korn wächst dort in langen schönen Auen,

Und wie ein Garten ist das Land zu schauen.

Walther:

Ei Vater, warum steigen wir denn nicht

Geschwind hinab in dieses schöne Land,

Statt dass wir



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