Wer mordet schon in Oberbayern? by Leonhard F. Seidl

Autor:Leonhard F. Seidl [Seidl, Leonhard F.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2015-07-30T16:00:00+00:00

Die Oma hatte gar keine Zeit für Mitleid, weil der nächste Termin auf sie wartete: eine Beerdigung, vom Rosenbaum Franz. Sie hatte bereits herausgefunden, dass der Leichenschmaus in einem Wirtshaus stattfand, genau dort, wo der Walderlebnispfad 66 durch den Freisinger Forst begann. Damit wussten sie, wo sie die Betroffenen später fanden.

Das ungewöhnliche Ermittlerduo schwang sich in ein Taxi. Und auf ging’s in Richtung Schafhof, dem Europäischen Künstlerhaus 67, das am Rande von Freising lag. Sie stiegen noch vor der Reihenhaussiedlung aus, da man in solchen Siedlungen erfahrungsgemäß ganz besonders schnell auffiel. Vor allem, wenn man wie ein Cowboy aussah. Auch wenn er sich mit der Oma als fürsorglicher Pfleger tarnen konnte.

Wieder stellte Django die Oma auf der Straße ab, als er keine Einbruchspuren feststellen konnte. Und wieder huschte er durch den Garten, mit Omas Salbe gegen Gelenkschmerzen in der Hand, die er den Rosenbergs überbringen wollte. Dieses Mal würde er vorsichtiger sein und sich nicht wie ein Anfänger hinterrücks über den Haufen schlagen lassen.

Im Gegensatz zum Haus des Brautpaares musste hier die Fassade gestrichen und die Bäume gestutzt werden. Dafür wurden Djangos Schuhe weniger schmutzig als beim letzten Mal. Der Dietrich öffnete die Tür und Django schlich auf Socken nach oben. Dieses Mal hörte er bereits auf der Kellertreppe, dass im Haus etwas im Gange war. Es quietschte unüberhörbar. Was war das denn bitte?

Er ließ die Küche, aus der es nach Kaffee roch, und das Wohnzimmer nach einem kurzen Blick hinter sich. Das Quietschen wurde immer lauter. Und langsam war er sich sicher, woher es kam. Warum sollte er heute nicht auch einmal seinen Spaß haben. Dann hatte Django den ersten Stock erreicht, spitzte von der Wendeltreppe um die Ecke. Die Cowboystiefel in der einen Hand seinen Deringer in der anderen. Die Schlafzimmertür stand offen. Und was er sah, musste seine Fantasie nicht mehr beflügeln. Eine dralle Frau ritt auf einem Mann. Sie hatte die Augen geschlossen und den Kopf zurückgeworfen. Irgendwann schaffte es Django, sich von dem Anblick loszureißen. Waren es Einbrecher, die es liebten, Sex an außergewöhnlichen Orten in aufregenden Situationen zu haben? Oder war die Information mit der Beerdigung oder die Adresse vielleicht falsch und die Rosenbergs hatten einfach Sex am Donnerstagnachmittag? Für ihr Alter nicht unbedingt gewöhnlich. Er hatte drei Möglichkeiten. Entweder konnte er das Liebespaar stören und sie nach ihrem Namen fragen. Oder er wartete, bis sie fertig waren. Die dritte Möglichkeit war, sich klammheimlich wieder aus dem Staub zu machen. Für die letzte Option sprach vor allem die Tatsache, dass ihn Kommissar Rutzmoser sicher kein drittes Mal würde laufen lassen, wenn er ihn in die Finger bekam. Und die Wahrscheinlichkeit, dass er sich in der Adresse getäuscht oder sonst irgendetwas falsch übermittelt worden war, schätzte er als gar nicht so gering ein. Also warf er noch einen kurzen Blick auf die hübschen Brüste der Frau, die plötzlich die Augen einen Spalt weit öffnete. Sie fixierte Django, dem ganz heiß wurde, bog ihren Oberkörper nach hinten und stieß einen ohrenbetäubenden Schrei aus. Django flüchtete aus dem Haus.

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