Wer mordet schon in der Lüneburger Heide? by Kathrin Hanke & Claudia Kröger

Wer mordet schon in der Lüneburger Heide? by Kathrin Hanke & Claudia Kröger

Autor:Kathrin Hanke & Claudia Kröger [Hanke, Kathrin & Kröger, Claudia]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2015-02-10T16:00:00+00:00


Gesine stand am Straßenrand und wartete wie die Menschen um sie herum auf die neu gewählte Heidekönigin, die sich gleich bei einem Festumzug durch Amelinghausen allen Schaulustigen in ihrer ganzen Pracht präsentieren würde. Gesine hatte sich ganz bewusst eine Warteposition gleich am Startpunkt des Festumzuges ausgesucht, der um 16:00 Uhr beginnen sollte. Auf diese Weise konnte Sie bereits den Festwagen der Königin erspähen und auch schon einmal einen Blick auf die anderen, liebevoll geschmückten Fest- und Motivwagen erhaschen, die dem der Königin folgen würden. Danach würden dann die Fußgruppen, Musik- und Spielmannszüge kommen, und hier wollte Gesine versuchen sich unterzumischen. Sie hatte sich extra zu diesem Zweck, weil sie meinte, das passte ganz gut, als Zigeunerin hergerichtet. Das war ihr mit ihrem langen schwarzen Haar nicht schwergefallen, und die Kleidung dazu hatte sie auch im Schrank, weil sie diesen Look generell mochte. Neben ihr stand ein Mann, von dem Gesine versuchte, etwas Abstand zu halten, weil er ziemlich streng roch. Gesine wurde den Gedanken nicht los, dass er geradewegs vom Lama-Trekking 66 kam und dabei den Tieren etwas zu Nahe gekommen war, doch sofort beschlich sie ein schlechtes Gewissen gegenüber allen Lamas der Welt. So unangenehm wie dieser Mann rochen die sicherlich nicht. Wann der sich wohl das letzte Mal gewaschen und seine Kleidung gewechselt hatte? Wahrscheinlich schlief er auch darin. Sie schüttelte sich, weil ihr beim Gedanken daran ein Schauer über den Rücken lief. Leider rückte er jedes Mal auf, wenn Gesine von ihm abrückte. Sie wusste, dass sie ihn kaum bitten konnte, ihr doch ein wenig Freiraum zu lassen, denn bei solchen Veranstaltungen wie dieser war es normal, dass die Leute drängelten und jeden ihnen zur Verfügung stehenden Platz für sich einnahmen. Auch woanders hingehen, war keine Möglichkeit, denn inzwischen war es um Gesine herum so voll geworden, dass sie sich wohl oder übel dem Dunst des Mannes aussetzen musste. Immerhin ist noch niemand erstunken und ich bin zwischen Heidschnucken aufgewachsen, tröstete Gesine sich selbst, hielt sich die Hand vor die Nase und atmete zusätzlich durch den Mund. Dann plötzlich hatte sie keine Zeit mehr, an den Geruch neben sich zu denken, denn es ging los: Der Festwagen der frisch gewählten Heidekönigin kam näher und Gesine winkte und jubelte ihr, wie die anderen Schaulustigen, fröhlich zu. Einige warfen sogar Blumen.

Es war aber auch ein schöner Anblick! Anne Höpfner war in ihren Purpurmantel gehüllt, strahlte über das ganze Gesicht und winkte unaufhörlich zurück. Um sie herum auf dem Kutschwagen verteilt saßen ebenso hübsch zurechtgemachte Kinder, die ebenfalls winkten. Das war wirklich Glanz und Gloria pur, wie im Märchen. Gesine hätte die ganze Welt umarmen können, selbst den Stinke-Peter neben sich, wie sie ihn bereits für sich getauft hatte. Weil sie es aber doch nicht so weit kommen lassen wollte, stieß sie ihn nur mit dem Ellenbogen an, wandte ihm den Kopf zu und sagte: »Ist sie nicht wunderschön?« Der Mann neben ihr gab keine Antwort, nicht einmal ein Nicken kam von ihm. Er murmelte wie zu sich selbst vor



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