Wer gern in Freuden lebt. Ein Cape-Cod-Krimi by Taylor Phoebe Atwood

Wer gern in Freuden lebt. Ein Cape-Cod-Krimi by Taylor Phoebe Atwood

Autor:Taylor, Phoebe Atwood [Taylor, Phoebe Atwood]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783832189181
Herausgeber: Dumont
veröffentlicht: 2016-04-19T16:00:00+00:00


KAPITEL 10

Asey zog eine Trillerpfeife aus der Tasche und ließ einen schrillen Pfiff ertönen, während er bereits in Richtung Haus sprintete. Kemp, der irgendwo in der Nähe des Kombis gewesen war, stürmte herbei, und Syls Kopf erschien am Rand des Steilhangs wie ein Springteufel. Seine kurzen Beine strampelten den langen Aseys nach.

Ich ließ Jennie zurück, damit sie zu Atem kommen konnte, straffte meine Schultern und stürzte mich ebenfalls in das Wettrennen.

Der Keller, das wußte ich, obwohl ich selbst noch nicht unten gewesen war, befand sich unter der Küche. Man gelangte dorthin durch eine Falltür im Küchenboden oder durch einen Verschlag links von der Hintertür.

Ich hatte die drei Männer fast eingeholt, als sie die äußere Treppe hinunterkletterten.

In der Mitte des kleinen quadratischen Kellers stand Rose, die sich an einen Strandspaten klammerte. Ihr Brüllen hätte den sprichwörtlichen Löwen vor Neid erblassen lassen.

Mit einer Hand schaltete Asey die Kellerbeleuchtung ein, mit der anderen zog er einen Revolver aus dem Gürtel. Als sie die Waffe sah, schrie Rose noch ein wenig lauter.

»Was is’ los hier?« brüllte Asey mit seiner Achterdeckstimme. Sie wimmerte und hob den Spaten.

»Was is’ passiert? Wer stöhnt da? Wer is’ das? Was is’ los?« Rose wies mit zitterndem Finger auf den kleinen Kohlebehälter, der zwischen dem Wassertank und der Pumpe stand, die unsere Wasserversorgung sicherte.

»Der Kohlenkasten?« fragte Asey. »Wer stöhnt da im Kohlenkasten? Hat’s euch die Sprache verschlagen? Jennie, was zum Teufel is’ denn los?«

Jennie kam die Treppe heruntergepoltert.

»Wir ham Kohle fürn Herd holn wolln, Asey. Ich bin mit runtergegangen, um ’n paar Kienspäne zu holn. Sie hat ’ne Schaufel voll Kohle genommen, und da hörten wir’s stöhnen! ’s war schrecklich! ’s klang gar nich’ wie ’n Mensch! ’s wurd’ lauter, und dann ließ es wieder nach!«

»Von wo kam es?«

»Von irgendwo da drin. Erst, als es wieder vorbei war, dacht’ ich, ’s is’ jemand draußen, der sich ’n Spaß macht. Als Rose wieder die Schaufel reinstach, fing’s von vorn an. Ach, es war schrecklich, Asey! Schrecklich!«

Asey drückte Kemp seine Waffe in die Hand und griff zur Kohlenschaufel. Er nahm eine Schaufelvoll und ließ sie in die halbleere Küchenschütte gleiten.

Und sofort erfüllte das grauenhafteste Geräusch, das ich jemals gehört habe, den Keller. Wie Jennie schon gesagt hatte – es war ganz und gar kein menschlicher Laut. Es war weder Seufzen noch Stöhnen noch Schluchzen. Es war all das zusammen. Gleich darauf verstummte es so jäh und unerklärlich, wie es begonnen hatte.

»Heiliger Strohsack!« sagte Asey.

Als er in den Kohlenkasten hineinstach, begann das Geräusch von neuem. Diesmal grub er weiter, ohne zu warten, daß es aufhörte.

»Meinen Sie, es is’ noch ’n Mord?« brüllte mir Jennie Mayo erwartungsvoll ins Ohr. Sie mußte brüllen, denn das Geräusch von Aseys Schaufel und das seltsame Stöhnen wurden noch übertönt von Roses Kreischen, das so regelmäßig wie ein Wecker und hundertmal so schrill klang.

»Meinen Sie, es is’ noch einer?« brüllte Jennie zum zweiten Mal und klammerte sich an meine Schulter.

»Würde nicht stöhnen, wenn er tot wäre«, brüllte ich zurück. »Das ist immerhin ein Trost, wenn man es so sehen will.



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