Welfengold - Kriminalroman by Gmeiner-Verlag

Autor:Gmeiner-Verlag
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2013-01-21T23:00:00+00:00

Sieben: Freitag, 5. August 1966, bis Samstag, 6. August 1966

Es war nach ein Uhr morgens, als Jarre Behrend und Anna Winter in der kleinen Straße unterhalb des Lindener Berges anlangten, in der Behrend seine Dachwohnung hatte. Nicht weit davon hatte er seinen VW geparkt. Jarre war sich nicht sicher, ob jemand auf der Lauer lag, aber Anna war überzeugt davon und meinte sogar, dass vermutlich zwei Trupps auf ihn warteten, einer, der die Wohnung bewachte, und einer, der sein Auto im Auge behielt. Sie behauptete, dass James Bond das so machen würde, was er nicht ganz glauben mochte.

Ihr Plan stand dennoch fest. Anna, die keiner der Attentäter zuvor gesehen hatte, würde die Straße entlanggehen, wo der VW parkte, und nach einem verdächtigen Wagen Ausschau halten. Sollte sie etwas entdecken, würde sie zu Jarre kommen, um sich mit ihm zu beraten.

»Sieh zu und lerne«, brummte sie, bevor sie um die Ecke bog. Jarre sah ihr für einen Moment hinterher und wusste sogleich, dass ihr Hüftschwung und die Art, wie sich ihre langen blonden Haare bewegten, die Aufmerksamkeit jeden Mannes – und auch so mancher Frau – auf sich gelenkt hätten. Niemand käme darauf, dass sie auf einer Spionagemission war. Rasch zog er sich hinter eine Hausecke zurück und blickte auf seine Uhr. Vier, vielleicht fünf Minuten – mehr würde sie nicht brauchen, um einmal um den Block zu gehen.

Die ersten zwei Minuten verstrichen schnell, und auch die dritte Minute schien nicht viel langsamer zu vergehen, doch ab der vierten Minute blieb die Zeit fast stehen. Anna kam und kam nicht wieder. Erst als die fünfte und sechste Minute verstrichen waren, hörte er Schritte, und im nächsten Augenblick sah er Anna, die breit grinsend auf ihn zukam.

»Du hattest recht«, flüsterte sie aufgeregt. »Da sitzen wirklich zwei Typen in einem großen Land Rover und starren die ganze Zeit auf dein Auto.«

»Hast du sie genauer sehen können?«

»Und ob. Es sind zwei, und beide sehen so aus wie die Schurken im nächsten James Bond.«

Was hatte sie nur immer mit James Bond? So toll war dieser Sean Connery nun auch wieder nicht, dachte Jarre, besann sich dann aber auf das Wesentliche. »Kannst du sie beschreiben?«, fragte er.

»Grimmige Gesichter, sehr kurze Haare, Quadratschädel. Klingt das vertraut?«

»Und ob.« Gerade heute Morgen hatte die Wirtin aus Braunlage die ›Kommissare‹, die bei ihr waren, fast genauso beschrieben. »Also gut, was machen wir jetzt? Blöderweise habe ich mein Fahrtenmesser gerade nicht dabei, um ihre Reifen aufzuschlitzen.«

»Kein Problem. Ich sagte doch, sieh zu und lerne. Ich brauche nur eine Telefonzelle.« Als würde diese Erklärung reichen, sah sie sich um, entdeckte jedoch keine in ihrer Nähe.

»Bei der Kirche ist eine«, brummte Jarre und sie gingen einige Meter, bis sie die hell erleuchtete Telefonzelle erreicht hatten. Mit einem Grinsen verschwand Anna in dem gelben Häuschen, telefonierte kurz und kam mit einem noch breiteren wieder heraus.

»Jetzt warten wir …«, teilte sie Jarre mit, gab sich aber nicht die Mühe, ihre Pläne etwas ausführlicher darzulegen.

»Wir warten? Worauf?«, fragte Jarre irritiert.

»Dass ein paar Freunde herkommen.«

Behrend fand diese Antwort nicht sehr erhellend.

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