Weiße Spuren by Fredrik Skagen

Weiße Spuren by Fredrik Skagen

Autor:Fredrik Skagen [Skagen, Fredrik]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2015-09-10T16:00:00+00:00


Freitag, 10. Mai

Als Vibeke Bangs Blick auf die Überschrift fiel – Mord an Björn Hatling aufgeklärt? – war es zunächst nur gewöhnliche Neugier, die sie weiterlesen ließ. Sie registrierte, dass ein 48-jähriger Mann verdächtigt wurde, die tödlichen Schüsse abgegeben zu haben. Er war in seiner Wohnung auf der Insel festgenommen worden, und sie fragte sich sogleich, ob es jemand war, den sie kannte.

Nachdem sie dann zu der Passage kam, in der stand, der Betreffende sei verheiratet und arbeite als Beamter im Hochhaus der Stadtverwaltung am Holtermannsvegen, lief ihr der erste Schauer über den Rücken, und als sie erfuhr, die Polizei habe bei ihm zu Hause eine Waffe gefunden, begann ihr Herz schneller zu schlagen. Doch der richtige Schock, der ihr den kalten Schweiß auf die Stirn trieb, stellte sich erst ein, als sie las, der Mann sei Mitglied des Schützenvereins, in dem er ein Ehrenamt bekleide. Die Pistole, ein so genanntes Jubiläumsmodell der Marke Walther GPS, soll der ballistischen Untersuchung zufolge mit der Waffe identisch sein, mit der Björn Hatling ermordet wurde.

Sie schrie auf und hätte beinahe das Glas Milch umgeworfen, das auf dem Küchentisch stand. Preben schaute von seinem Teller hoch und bemerkte sofort, wie blass sie geworden war. Sie gab ihm die Zeitung und zeigte auf die Überschrift. Er legte den Löffel weg und begann zu lesen.

»Dein Arvid?«, rief er ungläubig aus, als er fertig war.

Vibeke antwortete nicht, aber das Zittern der Lippen und der Hände, die sich um die Tischkante klammerten, war für ihn Antwort genug.

»Das ist doch nicht möglich«, sagte er. Dann las er den relativ kurzen Artikel noch einmal, sprang auf und lief aus der Küche.

Während Preben telefonierte, gelang es Vibeke, sich eine Zigarette anzuzünden. Sie weinte nicht. Der Schock und die nachfolgende Entrüstung hatten sie in eine Art Trance versetzt, in der sie darum rang, das Unbegreifliche zu begreifen. In ganz Trondheim gab es vermutlich nur eine Person, die solch eine Pistole besaß, und alle anderen Angaben stimmten, Punkt für Punkt. Abgesehen von der völlig absurden Behauptung, er habe mit der Waffe einen Auftragsmord an einem Polizisten begangen. Im Hintergrund hörte sie Preben unaufhörlich reden. Für seine Verhältnisse klang die Stimme außergewöhnlich erregt. Es hörte sich fast wie ein Bellen an, und sie war froh, dass er auf ihrer Seite stand.

Als er nach einer Viertelstunde zurückkam, saß sie immer noch am Tisch. Er warf ihr einen flüchtigen Blick zu und sagte: »Es stimmt, es geht um Arvid.« Dann holte er aus dem Bad eine Tablette und gab sie ihr mit einem Glas Wasser.

»Hauptkommissar Rønnes war außer sich. Nicht meinetwegen, sondern wegen eines verdammten Sportjournalisten. Normalerweise gelangen solche Informationen nicht sogleich an die Öffentlichkeit, doch dieser Schmierfink wohnt leider im selben Wohnblock wie Arvid. Kennst du ihn?«

Vibeke nickte widerwillig. Das musste der Journalist sein, der ein Haus weiter wohnte. Sie selbst kannte ihn nur vom Sehen, doch Arvid hatte ihn mehrmals dazu bewegen wollen, über den Schützenverein zu berichten, ohne ersichtlichen Erfolg.

»Leider kannte er Rønnes recht gut. Stand zufällig am Fenster, als Arvid gestern Nachmittag zum Wagen geführt wurde.



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