Waldrausch by Ludwig Ganghofer
Autor:Ludwig Ganghofer
Format: epub
Herausgeber: Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf.
Als Ambros verstummte, hatte das Rot der Wälder sich gedämpft. Ãber die Wiesen begann eine dunstige Dämmerung hinzuschleichen, und nur die leise schaukelnden Wellen des Altwassers hatten noch farbigen Schein, weil sie die Glut des westlichen Himmels spiegelten.
Der Beda glänzten die Augen; sie glaubte das neue Lied verstanden zu haben, weil ihr zwei Worte verständlich waren, das Wort Hochzeit, die gehalten wird, und das Jubelwort der blühenden Dinge: Ich bin dein, und du bist mein! Doch Toni schien sich mit schweren Gedanken zu plagen und sagte schwül: »Brosle, dös Lied muÃt mir aufschreiben! Wann ich's öfter lesen kann, mein' ich doch, ich kunnt mir's langsam ausdeutschen.«
Ambros wollte lachen. Da sprang die Beda mit grillendem Schrei vom Grasboden auf. »Jesus! Tonele! Der groÃe Fisch hat bissen!«
Den Toni rià es herum. Und wirklich, die Federspule der Angelschnur verschwand immer wieder im purpurnen Wasser. HeiÃe Erregung befiel die drei jungen Menschen, und Sully schlug einen Spektakel auf, als wäre er der gleiche weiÃe Spitz, der bei dem groÃen Fischzuge vor fünfzehn Jahren mitgewirkt hatte. Ambros schrie fast die gleichen Worte wie damals. Der Toni, sich vom Boden aufschnellend, griff nach der Angelrute, und die Beda sprang zu ihm hin und wollte helfen. Ehe das Mädel noch die Hände strecken konnte, hatte Toni schon einen kraftvollen Ruck mit der Gerte gemacht. Ein fingerlanges Forellchen flog in hohem Bogen durch die Luft, war von der Angel ledig, blitzte schön im letzten Glanz des Abends, fiel zurück in die violette Flut und war verschwunden. Erst standen die drei wie vor den Kopf geschlagen. Dann brachen sie in heiteres Lachen aus und lachten immerzu, bis der Toni bekümmert sagte: »Jetzt is d' Mutter z' kurz kommen.«
Da konnten auch die beiden anderen nicht mehr lachen. In dieser Stille hörte man beim Wildacherhaus eine weibliche Stimme immer wieder einen Namen schreien.
»Mar' und Joseph!« stammelte Beda. »D' Ahnl hat Angst um mich. Da muà ich heim.«
»Und ich muà auch nach Hause!« fiel Ambros ein. »Und muà noch üben ein paar Stunden. Gute Nacht, Tonele! Heut hat's fehlgeschlagen.«
Toni sah zur Beda hinüber. »Net ganz.«
»MuÃt halt morgen dein Glück wieder versuchen.«
»Kunnt sein, daà ich's heut noch a biÃl probier.«
Der Beda fuhr es heià über die Wangen.
»Du«, sagte Ambros, »zu reden hätt' ich auch was, wegen meiner Arbeit.«
»Mach ich halt morgen in der Fruh an Sprung zur Notburg auffi.«
»Ja, Tonele! Ich dank' dir! Und gute Nacht!«
»Gut Nacht, Brosle!«
Als Ambros den Heimweg antrat, zögerte die Beda. Dann wandte sie sich wortlos ab und ging. Unter leisem Lachen haschte Toni den weiÃen Schürzenbändel. Die Schleife löste sich, und die Schürze wurde hurtig in den Schatten der Erlenstaude hereingeangelt. Die Beda merkte wohl gleich, daà ihr was fehlte. Doch ruhig ging sie neben Ambros her, dem die Geschichte des miÃglückten Fischfanges heitere Worte gab.
»WeiÃt du, Bedle, ich hätte mich rasend gefreut, wenn der Tonele heut an diesem neuen roten Abend wieder einen so schönen Fang gemacht hätte.«
Beda schien zu erschrecken. »Jesses! Mein' Schurz hab ich verloren. Den laà ich net hint. D' Ahnl tät mich grausam schimpfen.
Download
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.
Martin Luther by Kaufmann Thomas(839)
The New Jim Crow by Alexander Michelle(832)
Walther Rauff – In deutschen Diensten by Cüppers Martin(798)
Adolf Hitler und die Geschichte der NSDAP Teil 1 by Paul Bruppacher(796)
Der Teil und das Ganze by Werner Heisenberg(785)
Agent Zigzag by Macintyre Ben(768)
Die Partisanen der NATO by Erich Schmidt-Eenboom(751)
Alles oder Nichts - Der große Wurf der Päpste by Andreas Salcher Johannes Huber(740)
Zeit by Alexander Demandt(728)
Ueber Deutschland by Germaine de Staël(709)
Vom Forscher, der auszog, das Zaubern zu lernen – Meine Erlebnisse bei den Erben der Maya by Christian Rätsch(706)
Roosevelt by James MacGregor Burns(706)
Nofretete und ihre Zeit by Philipp Vandenberg(706)
Caesar und Kleopatra by Philipp Vandenberg(704)
Journeyman by Fabian Sixtus Körner(702)
Der Henker by Johannes Sachslehner(701)
Beim Griechen. Wie mein Vater in unserer Taverne Geschichte schrieb by Alexandros Stefanidis(666)
Melitta von Stauffenberg by Medicus Thomas(654)
Cher – Die Biografie by Peter Lanz(644)