Vom Schlechten des Guten by Paul Watzlawick
Autor:Paul Watzlawick [Watzlawick, Paul]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-05-22T04:00:00+00:00
Schöne digitalisierte Welt
»Stell dir nur vor«, sagt ein Anthropologe zu seinem Kollegen, »man hat endlich das fehlende Zwischenglied zwischen dem Affen und dem Homo sapiens entdeckt.« - »Phantastisch - und was ist es?« will der andere wissen, und der erste antwortet: »Der Mensch... «
Lieber Leser, lassen Sie sich nicht entmutigen. Der Witz stimmt zwar, aber wir sind auf dem besten Wege, diesem Übelstande abzuhelfen. Eine herrliche neue Zukunft wartet unser, eine Patendlösung, in die wir, garantiert ohne Schmerzen oder gar Blutvergießen, bequem hineinrutschen können. Auch ein oberflächlicher Betrachter der Menschheitsgeschichte kann wohl keinen Zweifel daran haben, daß alles Übel auf die Unvernunft zurückzuführen ist. Wahnsinn, Rausch, Verblendung, Neid, Angst, Trieb, Gier und sonstige Leidenschaften aller Art, das sind die Ursachen, die immer wieder bedingen, daß die Welt eben so unangenehm ist, wie sie ist. Warum können nicht alle so vernünftig sein wie ich?
Das Problem ist leider, daß die anderen, genau wie ich, ein Gehirn haben, in dem die für die Logik (der »Wissenschaft vom richtigen Denken«) und die Vernunft zuständigen Strukturen (der Kortex) leider auf dem sogenannten limbischen System sitzen, das noch von unseren reptilischen Ahnen stammt und in dem nicht das Denken, sondern krude Gefühle und Instinkte herrschen. Und daher haben wir es noch nicht ganz zum Homo sapiens gebracht.
Aber, wie gesagt, dieser Mißstand wird sich nun bald ändern. Nicht außerirdische Wesen sind dabei, unseren Planeten zur Logik und Vernunft zu bringen, sondern unbeirrbare, von Vorurteilen und Emotionen freie Schöpfungen aus Menschenhand.
Die Utopie ist nicht neu; in literarischer Form wurde sie bereits vor 1950 vom rumänischen Schriftsteller Virgil Gheorgiu in seinem Roman >25 Uhr< [5] postuliert. Dort spricht der Dichter Traian über die Menschheit der Zukunft:
»Eine Gesellschaft, die sich aus Millionen von Millionen mechanischer Sklaven und bloß zweitausend Millionen Menschen zusammensetzt, wird - wenn sie auch von den Menschen beherrscht wird - die Eigenschaften ihrer proletarischen Mehrheit haben. [... ] Die mechanischen Sklaven unserer Zivilisation behalten diese Eigenschaften bei und leben gemäß den Gesetzen ihrer Natur. [... ] Um seine mechanischen Sklaven verwenden zu können, muß der Mensch sie verstehen lernen und ihre Gewohnheiten und Gesetzmäßigkeiten nachahmen. [... ] Eroberer übernehmen, wenn sie zahlenmäßig den Eroberten unterlegen sind, die Sprache und Gewohnheiten der beherrschten Nation, sei es der Einfachheit halber, oder aus anderen praktischen Gründen -und dies, obwohl sie die Herren sind. Derselbe Prozeß ist in unserer eigenen Gesellschaft im Gange, obwohl wir ihn nicht wahrhaben wollen. Wir lernen die Gesetzmäßigkeiten und den Jargon unserer Sklaven, um ihnen Befehle geben zu können. Und langsam und unmerklich verzichten wir auf unsere menschlichen Eigenschaften und unsere Gesetze. Wir entmenschlichen uns, indem wir die Lebensgewohnheiten unserer Sklaven annehmen. Das erste Symptom dieser Dehumanisierung ist die Mißachtung des Menschlichen.«
Nun, könnte ein moderner Mensch einwenden, das sind die Worte eines Dichters, die aus der Feder eines Schriftstellers kommen, und also kaum eine vorurteilsfreie Ansicht ausdrücken. Denn für diese Leute hat die Rationalität wenig Bedeutung; die fühlen sich geradezu wohl in ihrer vagen, emotionsträchtigen, widersprüchlichen Welt, deren archaische Regeln sich bisher jeder vernünftigen Messung und objektiver Erfassung widersetzten.
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