Verschollen by Åke Smedberg

Verschollen by Åke Smedberg

Autor:Åke Smedberg [Smedberg, Åke]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3894807954
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe...
veröffentlicht: 2015-02-27T16:00:00+00:00


Die Spur

1

Er fuhr in die Tiefgarage. Dort blieb er eine Weile im Wagen sitzen und dachte nach. Vielleicht sollte er zur Sicherheit den Wagen loswerden, die Marke wechseln. Es war schließlich noch immer möglich, die Spuren seines Besuches bei Kennet Eriksson zu sichern. Dann schüttelte er den Kopf. Nein, er benötigte keine Sicherheit mehr, keinen zusätzlichen Sicherheitsabstand.

Er holte kurz Luft, seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Von jetzt an würde er ganz nahe dran sein, auf gleicher Höhe, beinahe sichtbar. Nahe genug, um einfach die Hand auszustrecken und sich zu erkennen zu geben.

Er lachte bei dem Gedanken. Es hatte etwas Stimulierendes, etwas zunehmend Erregendes, wenn er sich die leichte Berührung vorstellte, wie der andere zusammenzuckte und sich umdrehte...

Dann unterbrach er seine Gedanken, schüttelte das Gefühl von plötzlichem Ekel ab. Er ersetzte dieses Bild durch ein anderes. Kein Versuch einer Berührung, kein Kontakt zwischen ihnen. Er würde einfach dort sein, im Schatten, wartend und unbeweglich. Er war derjenige, der beobachtete und steuerte. Keine Gefühle, außer das kühle Abwarten, das Lauern auf eine günstige Gelegenheit, auf den richtigen Zeitpunkt.

Aus seinen Gesichtszügen hatte er jede Regung getilgt. Er schob den Sitz nach hinten, griff nach den Kleidungsstücken auf dem Rücksitz und zog sich eilig im Wagen um. Dann stieg er aus und rückte Hemd und Jacke unter dem dunklen Mantel zurecht, ehe er mit schlendernden, aber dennoch zielstrebigen Schritten zu der Ausgangstür ging.

In der Wohnung angekommen blieb er wie gewöhnlich im Dunkeln stehen, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Er wartete, horchte nach Geräuschen, bevor er das Licht anmachte. Dann hängte er seinen Mantel auf, ging ins Arbeitszimmer und setzte sich an den Schreibtisch.

Nielsen war zurückgekehrt. Nun galt es nur darauf zu warten, was er als Nächstes tun würde.

Eine Weile saß er regungslos da, fixierte die heruntergelassene Gardine vor sich und lauschte dem schwachen Rauschen von der Straße. Er trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte. Ein Gefühl von Enttäuschung beschlich ihn. Vielleicht hatte er sich geirrt, vielleicht war die schwerfällige, träge Art des Journalisten gar keine Fassade? Vielleicht war er wirklich so, ein träger Ochse, den man überallhin führen konnte, der nur müde an seinem Nasenring rüttelte. Ohne die Fähigkeit, einen Schritt zur Seite zu machen, jenes zu entdecken, das nicht ganz offen dalag. Er würde die eigentlichen Zusammenhänge nicht begreifen, obwohl sie dort waren, direkt vor seiner Nase, beinahe unverdeckt. Er schüttelte den Kopf. Er wollte es so nicht haben. Er wollte, dass Nielsen es sehen konnte, es entdeckte. Begriff, was geschehen war. Dass er dazu gezwungen war.

Er dachte an Anna. Es war notwendig gewesen. Noch immer spürte er diese dumpfe Wut, wenn er daran dachte. Dedes spöttischer, provozierender Blick, als sie ihm erzählte, dass sie sich bereits verabredet hätten.

Und später dann im Wagen mit dem süßlichen Leichengeruch, der immer aufdringlicher wurde. Dede saß auf dem Beifahrersitz, zwitschernd und kichernd, so als würden sie ein Picknick machen wollen. War das ein Spiel? Oder begriff sie wirklich nicht, worum es hier ging?

Schon bevor sie aus dem Wagen stiegen, wusste er, was zu tun war.



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