Verhoef, Esther by Hingabe

Verhoef, Esther by Hingabe

Autor:Hingabe
Die sprache: de
Format: azw3, mobi
veröffentlicht: 2012-06-18T19:37:26+00:00


27

Sie haben sich für den grünen Entwurf entschieden. Joost und Rolf waren restlos begeistert von den Baumstämmen und meiner Idee, die Atmosphäre aufzulockern, indem wir hier und da im Restaurant »Das Ding« auftauchen lassen. »Das Ding« ist das Logo des Ce Truc, ein kleines Ungeheuer, das Fotograf Rolf schon vor Jahren entworfen hat. Bisher kam es aber nur als gezeichnete Silhouette auf Speisekarten und Servietten vor. In Zukunft wird es eine größere Rolle spielen. Die zugrundeliegende Idee war, dem Beispiel der vielen Bars und Restaurants namens »Der Engel« zu folgen, die meist über und über mit Bildern und Figuren von Engeln dekoriert sind. Warum sollten sich also in einem Restaurant namens »Das Ding« nicht kleine »Dinger« verstecken? Eine originelle Idee, wenn nur die Ausführung nicht so zeitraubend wäre. Es gelingt mir nicht auf Anhieb, die nötigen Zulieferbetriebe ausfindig zu machen – wie kommt man zum Beispiel an halbe Baumstämme oder an jemanden, der für einen vernünftigen Betrag kleine Ungeheuer anfertigen kann? Dennoch vertraue ich darauf, dass ich innerhalb von etwa einem halben Jahr über feste Zulieferer verfügen werde.

Die Herausforderung, die Umgestaltung des Ce Truc zu organisieren und ein neues, atemberaubendes Interieur für das Nachtzicht zu entwerfen, verlangt sehr viel von mir, flößt mir aber auch neue Energie ein. Und Ideen, verrückte und spannende Ideen, von denen ich hoffe, dass ich sie eines Tages in die Tat umsetzen kann. Doch es liegt nicht nur an der neuen Aufgabe und an der anderen Art des Tagesablaufs, dass ich mich besser fühle denn je. Es kommt mir vor, als begegnete ich inzwischen auch überwiegend unkonventionellen Menschen. Die konservativen Fritz Leenders aus der All-Inclusive-Zeit scheinen plötzlich wie ausgestorben. Dennoch hat es diese neuen Leute, die ich allmählich kennenlerne, ja schon lange vorher gegeben. Seltsam, wie verschiedene Welten nebeneinander existieren, ja miteinander verflochten sein können, ohne sich wirklich zu berühren.

»Bleibst du zum Essen?«, ruft Joost aus der Küche, wo er schon herumwirtschaftet, während ich mit den Lieferanten telefoniere. Ich will versuchen, den ganzen Ablauf so weit vorzubereiten, dass die eigentliche Arbeit später in fünf, höchstens sechs Tagen erledigt werden kann. Dadurch braucht das Restaurant nur für eine Woche zu schließen.

»Ich mache dir gerne etwas zurecht«, fährt er fort. »Magst du Fisch?«

»Lieb von dir, aber ich habe einen Termin und bin schon spät dran.«

Joost kommt aus der Küche. Er trocknet sich die Finger an einem karierten Küchenhandtuch ab. Seine langen blonden Haare trägt er zu einem Pferdeschwanz gebunden, der ihm bis zur Mitte des Rückens reicht. Seine weiße Schürze ist mit Spritzern bedeckt. »Kommst du morgen wieder?«

»Nein, morgen muss ich nach Brabant. Unter anderem in das Atelier, das die kleinen Dingerchen herstellt.« In Gedanken gehe ich meinen Terminplan durch. »Danach weiter zu einem Teppichfabrikanten. Und dann wieder zurück nach Amsterdam zum Polsterer.«

Joost wackelt mit dem Kopf hin und her, als steckte eine Feder darin. »Mein Gott, was du für einen Stress hast! Viel zu viel Stress.«

»Ach was«, entgegne ich und hauche ihm einen schnellen Kuss auf die Wange. »Für mich ist das genau das Richtige. Ich



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